Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

MITTWOCH, 10. AUGUST 2005 BLATT 
I WISSEN 
18 Mann reagiert männlicher Vertreter des starken Geschlechts überkompensieren erschütterte Identität Alfred R. Böhm Dipl. Astrologe SfA Herr des Schicksals im Saturn ist meist der am wenigsten geliebte Planet in unserem Sonnensystem. Dies gilt zumindest für diejenigen, die sich nur ober­ flächlich mit der Astrologie beschäftigen. In den Lehrbüchern kann man Eigenschalten wie Einschränkung, Verzicht sowie Karma und Konzentration nachlesen. Zeichen am Himmel Astronomisch fällt Saturn durch seine Rin­ ge auf. Kein anderer Planet scheint aus Urzei­ ten noch solche merkwürdigen Überbleibsel mitzubringen. Symbolisch erinnert uns das an Reste von vergangenen Taten oder Leben, die in die Gegenwart hineinstrahlen. Löwe wach auf! Saturn wird oft als der Herr des Karmas be­ zeichnet. Zurzeit hält er sich im Zeichen Lö­ we auf. Was auch immer unter Karma ver­ standen wird, für die meisten klingt es schrecklich, für die Folgen vergangener Handlungen heute zur Rechenschaft gezogen zu werden. Gleich ist man geneigt, an die schreckliche Inquisition zu denken und sich j mit Abscheu von so einem «Aberglauben» abzuwenden. Ist frei sein alles? j Der moderne Zeitgenosse denkt, dass er i frei ist. Doch ganz still im Innern gibt es da ab und zu diese Stimme, die mahnt. Gerne wol­ len wir sie überhören und machen vielleicht die Musik etwas lauter oder versuchen uns anderweitig abzulenken. Doch es gelingt nicht, irgendwie scheinen wir durch Freizeit- und Spassgesellschaft nicht wirklich dem Ge­ wissen entfliehen zu können. Immer wieder lauert da und dort die Angst. Mit der Angst treibt die Hoffnung ihre Blüten: Hoffentlich trifft es mich diesmal noch nicht! Geheimnisvolle Bande Offenbar geht es jedem Menschen so oder so ähnlich. Wir scheinen als Menschen in ei­ nem geheimen Gewebe unsichtbar miteinan­ der verbunden zu sein und das Gewissen, so es nicht zugedeckt ist, regelt die zwischen­ menschlichen Beziehungen auf seine ganz ei­ gene Weise. Ganz unspektakulär, ohne Geset­ zesvertreter oder mahnenden Zeigefinger der Mitmenschen. Saturn als Helfer? Was hat es also auf sich, dieses Gewissen, das symbolisch durch Saturn so geheimnis­ voll unbeirrt am Himmel seine Bahn zieht? Sinnbildlich steht Saturn für die unerlöste Vergangenheit. Im Lärm des Alltags verges­ sen wir gern unser eigenes Unrecht anderen gegenüber und fühlen uns als Opfer der Um­ stände. Werden wir dadurch freier? «Als Opfer bin ich unzweifelhaft unfrei. Frei fühle ich mich erst, wenn ich meine ei­ gene Geschichte - so wie sie ist - annehme und unaufgefordert auch deren Folgen trage. Erst dann gewinne ich auch meine Würde als Mensch wieder.» Diese entspricht ganz dem wirklichen Löwen. Telefonische Gratis-Sprechstunde diese Woche: Heute Mittwoch, den 10. August, von 21 bis 22 Uhr, Telefon 0041/55/640 53 43. www.astrocoach.ch 
NEW YORK - Minner, daran Männlldikalt In Frage gestallt wird, neigen zur Überkompen- sation und autorttiren Haltun­ gen. IHasa Alltagsorfahning ha­ ben US-Soziologen nun experi­ mentell überprüft. Nach Er­ schütterung Ihres Selbstver- stindnlsses zeigten sich die Minntr kriegslüsterner, ho- mophober und ahtr bereit, grosse Autos zu fahren. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des US-Soziologen Robb Willer von der Cornell University in New York. Die Studie «Overdo- ing Gender: Testing the Masculine Overcompensation Thesis» wird von Willer im Rahmen der 100. Jahrestagung der American Socio- logical Association (ASA) Mitte August in Philadelphia vorgestellt. Bn Glück, ein Mann zu sein? «Welch Glück sondergleichen, ein Mannsbild zu sein», Hess Goe­ the in seinem Drama «Egmont» das Klärchen sagen. Damals wie heute handelt es sich aber eher um ein fragwürdiges Glück. Zwar spre­ chen die Eigentums- und Macht­ verhältnisse dieses Planeten für ei­ ne gewisse Bevorzugung der Män­ ner, in unseren Breitengraden ha­ ben aber nur 14 Prozent von ihnen laut einer Studie einen guten Freund, sind 60 Prozent von ihnen unglücklich über ihren aktuellen Beruf und sterben sie durchschnitt­ lich allesamt deutlich früher als Frauen. Kein aussergewöhnliches Glück also. Überprüfung der ÜberkompensationstfioM Besonders im Argen liegt das männliche Seelenheil, wenn genau diese - die Männlichkeit - in Frage gestellt wird. Frei nach Freud rea­ gieren Männer dann gerne mit einer Überkompensation - also einer fast schon karikaturhaften Betonung der in Abrede gestellten männ­ lichen Eigenschaften. Was als 
Wird eines Maanee Männlich katt bezweifelt, so reagiert er laut Studie und Experimenten mit einer fast schon karikaturiiaftan Betonung der in Abrede gestellten männlichen ilgenschaften. Überkompehsationsthese in der Psychologie bekannt ist, wurde nach Ansicht des US-Soziologen Robb Willer von der Cornell Uni­ versity bisher viel zu selten empi­ risch überprüft. Deswegen erschüt­ terte er glaubhaft die Identität von 111 Probanden und untersuchte ih­ re Reaktionen. Unfreiwillig Effeminierte sind autoritärer Für seine Studie liess Willer Stu­ denten einen Fragebogen ausfüllen, deren Antworten Rückschlüsse auf ihre Geschlechtsidentität zuliessen. Unabhängig von den tatsächlichen Antworten teilte er die Gruppe da­ nach in zwei Teile: den einen wur­ de erklärt, dass ihre Antworten komplett feminin ausgefallen wä­ ren, den anderen wurde bestätigt, dass sie ordentlich männliche Ant­ worten gegeben hätten. Daraufhin wurde die Einstellung beider Grup­ pen zu einer Reihe von Themen untersucht. Die Ergebnisse waren eindeutig: Die unfreiwillig Effemi- nierten zeigten eine klare Tendenz 
zu autoritären Haltungen - sie überkompensierten ihre «bedrohte Identität» durch besonders «männ­ liche» Antworten. Kriegslüsterner, homophoher... Sie erwiesen sich als stärkere An­ hänger des Irak-Krieges, zeigten sich mehr einverstanden mit der Politik von US-Präsident Bush und spra­ chen sich deutlicher gegen das Recht auf Homosexuellen-Ehe aus. Bei diesen allgemein politischen Einstel­ lungen 
liess es Willer aber nicht be­ wenden. Er untersuchte auch die Haltung gegenüber der liebsten Ver­ längerung männlicher Identität - dem Personenkraftwagen. . >< ... und autoveriiobter Auch hier hielt die Überkompen­ sationsthese wacker: Die Identitäts­ gebeutelten waren weit interessier­ ter, sich ein «SUV» zuzulegen - ein «Sport Utility Vehicle», riesen- gross, geländegängig und mit ho­ hem Spritverbrauch, das eher Ein­ druck schindet als praktikabel in der Grossstadt ist. Muttermilch soll verkauft werden Medizin für frühgeborene oder kranke Babys LOS ANGELES - Das kleine US- Unternehmen Prolacta Blo- sciences will Muttermilch kom­ merziell vermarkten, um es in Krankenhäusern an krank« Ba­ bys als Madizln zu verabrei­ chen, berichtet BBC-Online. Darüber hinaus wird das Unterneh­ men auch weitere Studien Uber die therapeutischen Möglichkeiten von Muttermilch durchführen. Es ist bekannt, dass Muttermilch mit ihren Mineralien, Verdauungs­ enzymen und Antikörpern wesent­ lich zum Wachstum des Kindes, körperlich und mental, beiträgt. Ex­ perten warnen jedoch davor, den Kult um die Muttermilch zu über­ treiben, da es für viele Mütter ein Stress sei. Das gelte insbesondere für jene, die sozusagen Milch weiterverkaufen. Ali Modfcamont zurückwrkaufen Non-profit-Organisationen hat­ ten bereits bisher Muttermilch in so genannten Milchbanken 
für kranke Babys zur Verfügung gestellt. Nun soll aber das Projekt kommerziell und über die ganzen USA verteilt, anlaufen. Dazu will Prolacta ge­ spendete Muttermilch von unab­ hängigen Milchbanken und Kran­ kenhäusern kaufen, anschliessend 
Muttermilch trügt mit Ihren zahlreichen Inhaltsstoffen wesentlich zum Wachstum des Kindes - sowohl kü ipeiU ch als auch mental - bei. pasteurisieren und sie dann an Krankenhäuser als Medikament zu­ rückverkaufen. 
Frühgeborene oder kranke Kinder sollen damit gefüt­ tert werden. Das Unternehmen plant auch eine genaue Analyse von Muttermilch durchzuführen. Nach ersten Schätzungen enthält die Muttermilch an die 100 000 ver­ schiedene Komponenten. Bisher kennen die Forscher erst ein paar Tausend davon. 
Die Projekte von Prolacta stossen aber nicht überall auf grosse Freu­ de. Die Human Milk Banking As­ sociation of North America stellt den Handel mit Muttermilch in Fra­ ge: 
Wenn das Profit-Motiv hinzu­ komme, steige der Druck auf die Mütter und auf die medizinischen Einrichtungen, da kommerzielle Gedanken im Vordergrund stehen, egal was die Babys genau brau­ chen. (PD) 
Nicht unwesentliches Detail am Rande: Der Test wurde auch mit Studentinnen durchgeführt. Bei ih­ nen zeigten sich bei den Befragun­ gen zu den diversen Einstellungen danach keine Unterschiede - gleichgültig welchen Platz auf der Gender-Skala sie von den Untersu­ chungsleitern zugewiesen bekamen. Gültig nur bei jungen Männern? Willer zeigte sich mit seinen Re­ sultaten zufrieden: Er wollte die Richtigkeit der Überkompensa­ tionsthese beweisen, und dies sei ihm gelungen. Unterdessen ist in den USA eine Debatte um die All­ gemeingültigkeit der Ergebnisse entstanden. Der Soziologe Michael Kimmel von der Stony Brook Uni­ versity in New York zeigte sich da­ von in der Online-Ausgabe von «Science» nicht überzeugt. Mit 20 Jahren - dem Durchschnittsalter der Probanden - sei die Identität der Männer natürlich noch nicht gefestigt. Bei älteren Männern wür­ den die Resultate anders aussehen, mutmasste er. (PD) IN KÜRZE IMii 
WC, Inla Sitz DELHI - Mit allen zur Verfü­ gung stehenden Mitteln will die Regierung in Indien die Umwelt­ verschmutzung durch menschli­ che Klärabfälle verhindern. Der Minister für ländliche Entwick­ lung hat ein Gesetz verabschie­ det, das eine Wahl zum Gooem- derat erst möglich macht, wenn der Kandidat ein WC in seinem Haus besitzt, berichtet BBC-On­ line. Der Grundsatz lautet: Kein WC, kein Sitz. In einem Rund­ schreiben an alle Chief-Ministers hat der Minister für ländliche Entwickhing, Raghuvansh Pra- sad Singh, nun gefordert, dass das «Toilettenpflicht-Gesetz» « nwii hal te sei. Hintargnmd der Regel sei die Dttsache, dass 65 Prozent der Inder ihr Geschäft im Freien verrichten - und dabei bleiben keine Plätze verschont Entlang von Strassen, von Eisen­ bahnlinien, in Gärten und Rl- dem.Dw Folge der «öffentttchea Ibitetten im Freien» sind aller­ dings nicht lustig: Durchfall zählt zu den häufigsten Edoankungen auf dem Land, da die Exkremen­ te hiufig ihren Weg ins Trink­ wasser finden. Bei Hochwasser und Unteren Regenperioden st&- hen 
ge flih richr i EA rMilningffn aus venmreinigteiD Trinkwasser aufder'ftgeaontaung. (PD) I
	        

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