Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

SAMSTAG, 16. JULI 2005 
BLATT ISPORT 
17 

Sport in Kürze 
Alexis Weber nach Tschechien 
EISHOCKEY - Erstmals spielt in der kom 
menden Saison ein Schweizer Eishockey- 
Profi in Tschechien: Der 21-jährige Alexis 
Weber (zuletzt bei NLB-Absteiger Thurgau) 
unterschrieb einen Vertrag beim Zweitligisten 
Vajgar Jindrichuv Hradec, dem Farmteam 
von Ceske Budejovice. (si) 
Italnlngsbestzeit für Fässler 
AUTOMOBIL - Marcel Fässler konnte sich 
am Trainingstag vor dem sechsten DTM-Sai- 
sonrennen auf dem Nürnberger Norisring 
über einen Teilerfolg freuen. Der Schwyzer 
fuhr im ersten freien Training Bestzeit. In der 
Reprise am Nachmittag waren acht Konkur 
renten schneller als der Opel-Fahrer. Die 
beste Runde des Tages fuhr Jean Alesi (Fr) im 
Mercedes. (si) 
Ammann will ersten SM-Titel 
SKI NORDISCH - Simon Ammann unter 
nimmt heute auf der Lötschberg-Schanze in 
Kandersteg einen weiteren Versuch, endlich 
seinen ersten SM-Titel im Einzel zu gewin 
nen. Stärkste Gegner des Olympiasiegers sind 
Titelverteidiger Michael Möllinger und An 
dreas Küttel. Der Einsiedler hatte 2002 und 
2003 Gold geholt. (si) 
EPO-Befund bei zweifacher 
Ironman-Lanzarote-Siegerin 
TRIATHLON - Die Spanierin Virginia Be- 
rasategui Luna (28) ist laut dem Online-Por 
tal «3athlon.de» bei ihrem zweiten Sieg in 
Folge am Ironman Lanzarote (Sp) vom 23. 
Mai in der A- und B-Dopingprobe mit einem 
positiven EPO-Resultat hängen geblieben. 
Mit dem kanarischen Meister Iban Rodriguez 
(28) wurde an der gleichen Veranstaltung 
auch ein Altersklassen-Teilnehmer (5. in der 
Kategorie 25 bis 29 Jahre) mit EPO überführt. 
Rodriguez hat den gleichen Trainer wie Bera- 
sategui. Rodriguez startete zudem noch am 
letzten Sonntag am Ironman Germany in 
Frankfurt am Main (Overall-Rang 18/4. in der 
Kategorie). (si) 
Kein Schuldspruch 
gegen Michelin-Teams 
Der Streit Uber das Skandalrennen in Indiana 
polis ist beendet. Wie der Internationale Auto 
mobilverband (FIA) mitteilte, empfiehlt der 
FIA-Senat dem World Motor Sport Council, 
den Schuldspruch'gegen sieben Michelin- 
Teams aufzuheben. «Der Senat war nach den 
neuen Beweisen der Ansicht, dass Disziplinar-: 
massnahmen gegen die Teams nicht mehr an 
gebracht und nicht im Interesse des Sports 
sind», hiess es in der Mitteilung. In den 
nächsten Ibgen sollen die 26 Mitglieder des 
Councils der Rücknahme des Schuldspruchs 
zustimmen. 
Währenddessen setzt Reifenhereteller Mi 
chelin seine Ankündigung in die Tat um und 
hat gestern Freitag mit der Rückzahlung des 
Eintrittspreises an die ersten der 120 000«ent- 
täuschten Motorsport-Fans von Indianapolis 
begonnen. 
Diese bekamen beim GP 70 Runden lang le 
diglich sechs Förmel-l-Boliden zu sehen, da 
alle Michelin-Teams den Start verweigert hat 
ten. Sollte 2006 der Indianapolis-Grand-Prix 
wieder im Rennkalender stehen, wird Miche 
lin 20 000 Tickets zur Verfügung stellen, die 
überwiegend an Zuschauer des diesjährigen 
GFs verteilt werden sollen. (si/id) 
McEwens dritter Streich 
Robbie McEwen triumphiert im Sprint - Armstrongs Sorgen vor den Pyrenäen 
MONTPELLIER - Robbie McEwen 
gewann in Montpellier Im Mas 
sensport seine dritte Etappe der 
Tour de France. Der Australier 
setzte sich nach 173,5 km im 
Duell der endschnellen Profes 
sionals vor Stuart O'Grady (Au) 
und Fred Rodriguez (USA) durch. 
Am Tag vor dem Rendez-vous mit 
den Pyrenäen versuchten schwä 
chere Bergfahrer ihr Heil in der 
Flucht. Ein Quintett lag zeitweise 
fast zehn Minuten vor dem Feld, 
doch schwand der Vorsprung am 
Ende sehr schnell. Die letzten 
Ausreisser, Sylvain Chavanel und 
Tour-de-Suisse-Etappensieger 
Chris Horner, wurden rund 300 m 
vor dem Ziel eingeholt. 
Den Spurt gewann der von seinen ' 
Teamkollegen ideal lancierte McE 
wen sicher. Der Australier,. der in 
diesem Jahr schon in Montargis 
und Karlsruhe gesiegt hatte, wahrte 
so seine Chancen auf das Maillot 
vert des Punktebesten. Allerdings 
hat McEwen, der in diesem Jahr 
auch die Tour-de-Suisse-Etappe 
von Vaduz nach Bad Zurzach ge 
wonnen hatte, wohl nur noch zwei 
Möglichkeiten bis zum Ende der 
Tour, seine Konkurrenten O'Grady 
und Thor Hushovd zu überholen. 
Nach zwei eher flachen Etappen 
finden die Bergspezialisten im Feld 
am Wochenende zweimal ihr be 
vorzugtes Terrain. Einer der stärks 
ten Fahrer in den Alpen wird je 
doch fehlen. Alejandro Valverde, 
der in Courchevel im Spurt um den 
Tagessieg Armstrong geschlagen 
hatte, gab die Tour gestern nach 77 
km auf. Der spanische Hoffnungs 
träger leidet seit Tagen an Knie 
schmerzen, die die Weiterfahrt des 
Gesamtfünften verunmöglichten. 
In Schlagdistanz zu Armstrong 
steht vor den finalen Bergetappen 
einzig Michael Rasmussen. Der dä- 
Dsr Australier Robbie McEwen sicherte sich in Montpellier Minen dritten Reppenrieg an der tfe^lhrigea Tour. 
nische Kletterer liegt nur 38 Sekun 
den hinter dem Texaner. Armstrong 
war in den langen Alpenpässen 
zwar der klare Patron im Peloton, 
doch zeigte er vor zwei Jahren bei 
grosser Hitze in den steilen Ram 
pen der Pyrenäen Schwächen. Er 
könne einem explosiven Fahrer 
wohl nicht folgen, und das Rennen 
werde durch die hohen Temperatu 
ren zusätzlich erschwert. «Die Leis 
tung jedes Fahrers leidet unter der 
Hitze, aber einige können damit 
besser umgehen», sagte Armstrong. 
Vor allem Jan Ullrich behagt die 
Hitze deutlich besser als dem Ame 
rikaner. (si) 
TW de Franc«. 13. Etaot 
Ibor de IhM. 13. Komm, Mi 
(1734 ka): 1- Robbie McEwen 
(Au) 3:43:14 (46.633 km/h). 20 Setamden Bo- 
niflkatioa. 2. Staut O'Grady (Au). 12 Sek. Boa 
3. Pred Rodriguez (USA). 8 Sek. Bon. 4. Ouido 
Trend (USA). S. Thor Hmbovd (NoX 6. Artfco- 
ny Oedin (Pr). 7. Robot Fanter (De). 8. Mac- 
nni Btckatedt (Sd). 9. Oiaaloca BortolamI (Ii). 
10. Ctoi« Homer (USA). 11. Allan Devt» (Ab). 
12. Baden Cooks (An). 13. Peter WmUch (5). 
14. Ratet Nuritdfaww (Utf>). 13. Ulke Roben 
(Au). 16. Sylvain ChavMwl (Pr). 17. InaUUati 
(Sp). 18. Lorano Bennert (Jt). 19. Unreal 
Brochard (Pr). 20. Samuel Dumoulin (Pr). 21. 
124. David LooaH (Si). 136, Beat Zbetf (Sx). 
de «Weh» Zeit. 136. Michaei Attmtä f - 
0:36. -162 MitarM, 161 klataieit. ■ * * 
best Amanta VWvente(Sp). 
46;MM.Z 
Philippe Gilbert (Be). 22. Maaafano Oiuati (10., 
23.JuriKriwajw(lJkr). 24. Bernhard Biaol(ö). 
23. Jan Ullrich (De). 26. Marcus Ljunfavirt 
(Sd), 27. Alexander Winokurow (Kai). 28. St- 
butien Hinault (Pr). 29. Carlo« De Cna (Pr). 
30. Sebastian Lang (De). - Fenwn 33. Lance 
Armdroog (USA). 40. Santiago BoMo (Kol). 
47. Alexandre Mooe (S*). 78. Fkyd Laadb 
(USA). 84. Rüben. Bertogliali (Sx). alle (leid* 
Zeit 123. Fabian Canceuua (Si) 0:23 xurtck. 
m fflft 334.4, Iva« BaMo (1») 2:40. 
wo 3:41 6. Levi trfphrtniy (USA) 338. 7. 
Pnadaco Mancebo (&) 4:00.1UMcMKB. 
9. AndreaaKtOdon (M) 4:16. IO.Uadb.gU- 
die Zeit 11. WbMkuronr4:47. Jlta MMe 
(De) 3:33.13. Cadel Evm» (An) *33. 14. J* 
«•law Pwowiiieh Ofti) 633.13. Andrti U- 
Kteachܣ^)6k l^BobbyJulto^SA) 
&37. 17. Ctdot S-tn fffcX alaiefa Ztk 18. 
Sandy Caa» (Pr) O) 
8:46.20. Midiatl Ro*cn (An) WO. 21. Hanur 
Zubeldia (Sp) 10:07. 22. OeMTbiteij (ö) 
11:43. 23. Oeoise Uaovie (l»A) lll?. 24. 
Ohm« Onerini (tt) 1Z4Z 25. Joe« AMvedp 
(PwjliSi)l. 76. Suteo Oamffidt) t«2l.27. 
Leoavdo PMpoU (K) 14J2. 28. 
(USA) 13:20. 29. Paoto SaratdaU (b) 163» 
30.0eci ~ ~ 
t Oecar faeini (Sp) 16£0. 
Hühnchen auf Pyrenäenflug 
Michael Rasmussen -Tour-Sonderling, den keiner auf der Rechnung hatte 
MONTPELLIER - Der Däne Mi 
chael Rasmussen Ist die Über 
raschung der bisherigen Tour. 
Keiner hatte den früheren 
Mountalnbike-Weitmeister auf 
der Rechnung, nun liegt er nur 
wenige Sekunden hinter Tour- 
Seriensieger Lance Armstrong. 
Marc Wauters (36) kann wirklich 
nichts mehr erschrecken. Zum 13. 
Mal bestreitet der Flame die Frank 
reich-Rundfahrt - kein anderer 
Starter verfügt über so viel Tour- 
Erfahrung, er trug schon das Gelbe 
Trikot (2001) und feierte einen 
Etappensieg im gleichen Jahr. Aber 
nun dies: Anstatt seinen für Solo- 
Vorstösse bekannten Kapitän Erik 
Dekker zu unterstützen, muss er 
plötzlich einem Däne assistieren, 
der nur ein paar Sekunden hinter 
Lance Armstrong liegt, das Bergtri 
kot trägt und in Paris aufs Podest 
möchte. Dass Michael Rasmussen 
zum Überflieger avancieren könn 
te, hatten nicht einmal Insider er 
wartet. Und der alte Haudegen 
Marc Wauters ebenso wenig. 
«Rechne von Tag zu Tag» 
«Wir machen jetzt alles für ihn, 
denn er hat sich prächtig entwi 
ckelt. Auch den Druck, der sich 
plötzlich um ihn aufbaut, steckt er 
gelassen weg», staunt der Teamkol 
lege Uber den Skandinavier aus 
Holbaek, den Phönix aus der Asche 
dieser «Grossen Schleife». «Ich 
rechne nur von Tag zu Tag, aber na 
türlich möchte ich dieses Trikot 
verteidigen. In den Pyrenäen wird 
man sehen, was die Beine herge 
ben», wehrt Rasmussen Fragen 
nach seinen weiteren Ambitionen 
ab. Während Wauters sich durchaus 
vorstellen kann; dass der neue Lea- 
der der Rabobank-Formation noch 
mehr will. 1999 hatte Rasmussen 
sich als Weltmeister der Mountain- 
biker feiern lassen, 2002 unter 
schrieb er als Quer- und Spätein 
steiger den ersten Profivertrag bei 
der heimischen CSC-Formation, 
aber erst im Oranje-Hemd des 
niederländischen Kreditinstitus ge 
wöhnte er sich an die Pace auf dem 
Asphalt. Etappensiege bei der 
Vuelta d'Espana (2003) und der 
Dauphinö-Rundfahrt (2004) blie 
ben eine dennoch eher spärliche 
Ausbeute - der Höhenflug begann 
fast aus dem Nichts. 
Prüfung i 
Die drei Pyrenäen-Tage mit ins 
gesamt neun Pässen der beiden 
höchsten Kategorien werden für 
Michael Rasmussen zur Prüfung 
der Wahrheit. Aber auch für die 
Konkurrenz. Die Meteorologen 
prophezeien Backofen-Temperatu 
ren, die Lance Armstrong wenig 
behagen - und dem «Rest der 
Welt» vielleicht den Hauch einer 
Chance einräumen könnten. Dem 
Mann mit dem rot gepunkteten 
schung der bisherigen Tour. 
Outfit ist's egal. «Auf dem Moun- 
tainbike habe ich gelernt, alle Lei 
den und Schmerzen zu ertragen.» 
Da sind 11,5 Steigungsprozente, 
die beispielsweise der Col de Ma- 
rie-Blanque (am Dienstag) bieten 
kann, kaum der Rede wert. 
Ausgemergelt wirkt der aktuelle 
Zweite des Klassements, ein konse 
quenter Gewichtsfetischist. Berg 
hoch verzichtet er oft auf seine 
Trinkflasche, die ein paar hundert 
Gramm wiegt - und lässt sich erst 
auf dem Gipfel ein gefülltes Bidon 
reichen, «weil er glaubt, damit bes 
ser abfahren zu können», so Team 
kollege Dekker. Niederländische 
Medien spekulierten sogar, er trage 
(zu) kleine Schuhe, um das Ge 
wicht zu limitieren. Theo de Rooy 
bringt es auf den Punkt: «Michael 
ist anders als alle anderen.» 
Michael «CMckan» Rasmussen 
Weil die Waden, die dermassen 
hohe Wattzahlen treten, früher noch 
dünner wirkten, erhielt der 31-Jäh 
rige den Beinamen «Chicken» - 
Hühnerbeine zeichnen sich nicht 
gerade durch Masse aus. «Soll man 
mich so nennen, es ist ja nur ein 
Kosename», akzeptiert Michael in 
zwischen sein Image als Sonder 
ling. Grund genug für Teamkollege 
Joost Posthuma, eine Lanze zu bre 
chen. «Ich muss diese Fabeln Uber 
ihn zurechtrücken. Sicher zieht er 
seine diversen Diäten rigoros durch 
- aber morgens haut er sich auch 
mal Pfannkuchen oder eine Butter 
stulle mit Nutella rein.» Und der 
Tour-Neuling wagt sogar eine kon 
krete Prognose Uber den voijähri- 
gen Dritter des Bergklassements. 
«Er wird die Beine in den Pyrenäen 
nicht still halten und ist in der Form 
seines Lebens.» (isk)
	        

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