Kultur erlclx-n ( 3 )
„Feste sind für alle Menschen etwas
Unverzichtbares"
Maskerade, die bekannteste Oper des dänischen Komponisten Carl
Nielsen, bildet als Oper im Festspielhaus den Auftakt des dies
jährigen Nieisen-Schwerpunkts. Maskerade-Regisseur und Bregenz-
intendant David Pountney spricht Im Interview mit Babette Karner von
der humanistischen Kraft des Felerns und der menschlichen Notwendig
keit, die richtige Balance zwischen Spaß und Ernst zu finden.
Konnton Sie ein wenig von der Geschichte und den Charakteren dieser
Oper erzählen?
David Pountney: Das Stück, auf
dem Maskerade basiert, ist eine
typische Komödie des 18. Jahr
hunderts, im Grunde eine sehr
treffende Galerie verschiedens
ter Menschentypen. Da gibt es
den Sohn und seinen Diener,
beides sehr draufgängerische Typen, die
hingerissen sind von der Idee, einen
Maskenball zu besuchen. Dieses Vor
haben verteidigen die beiden mit beina
he philosophischen Argumenten: Dass
nämlich ein menschliches Wesen, das
sein Leben in einem Land wie Dänemark
mit seinen langen, kargen Wintern voller
Schnee, Nebel und Dunkelheit fristen
muss, diese Idee eines „Fests" dringend
braucht, um „die Dunkelheit zu erhellen".
Dann ist da natürlich die unvermeidliche
Vaterfigur, der Patriarch, die traditionelle
Autorität. Dessen Frau Magdelone
wünscht sich insgeheim nichts sehnli
cher, als ebenfalls den Maskenball zu
besuchen. Weitere Figuren sind Leonora,
das Mädchen, das der Sohn auf dem
Maskenball getroffen hat, deren Vater
Leonard sich ebenfalls heimlich danach
sehnt, zum Maskenball zu entfliehen.
Und zu guter Letzt ist da noch eine mys
teriöse Autoritätsfigur, deren Präsenz
sich durch die ganze Oper zieht und
deren Funktion es ist, am Ende des
Maskenballs als .Korporal Mors" - also
„Korporal Tod" - zu erscheinen und zu
sagen: „Nehmt Eure Masken ab, jetzt ist der Moment, in dem alles ans
Tageslicht kommt." Ich habe diese Figur ein wenig erweitert, so dass sie sich
nun als eine Art Thema durch die ganze Oper zieht.
Was für Ideen stecken hinter dieser Oper?
David Pountney: In Maskerade dreht sich alles um die Tatsache, dass diese
Idee des „Fests" für alle Menschen etwas Unverzichtbares ist. Am Ende
besucht sogar der strenge Vater den Maskenball und ertappt sich dabei,
dass er sich bestens amüsiert. Gleich
zeitig sind Feste etwas sehr Demo
kratisches, etwas, das zwischenmensch
liche Schranken abbaut und Licht und
Fröhlichkeit in die Leben der Menschen
bringt. Die Komödie ist erfüllt vom Geiste
der Aufklärung und Ich finde, dass all
diese Ideen die Oper Maskerade zu
einem wundervollen Werk für ein Festival
machen. Sie spiegeln den Kerngedanken
der Bregenzer Festspiele wider: Den
Menschen in Form einer „Kulturparty"
einen erfrischenden Blick auf neue Ideen
zu ermöglichen, auf andere Emotionen
und Gedanken, auf Dinge, die sich völlig
vom eigenen Alltag unterscheiden.
Hin und wieder wird die heutige Gesell
schaft als „Spaßgesellschaft" kritisiert -
alle wollen sich amüsieren, keiner will
Verantwortung tragen. Wie sehen Sie
diese Kritik im Kontext von Maskerade?
David Pountney: In Maskerade dreht
sich - entsprechend den Idealen der
Aufklärung - alles um das rechte Gleich
gewicht: das richtige Verhältnis zwischen
Wildheit und Ordnung, zwischen Spaß
und Ernst, zwischen Freude und Pflicht
Ich glaube nicht, dass das Werk auch nur
eine Sekunde lang versucht, eine Orgie
zu sein. Ganz im Gegenteil: Es wird ver
mittelt, dass es die Ausgewogenheit ist,
die unserem Leben gleichzeitig Ernst
haftigkeit und Eleganz, Leichtigkeit und
Stetigkeit verleiht. •
m
(20. Juli-19.30 Uhr
llliWhiungH»:
iwtf 31. Juli, 7. August -11.00 Uhr
^dO.JuH-14.00 Uhr
Leitung: Ulf Schirmer
' trftjtjMlwüng: David Pountney
ibHd: Johan Engels
Marie-Jeanne Lecca
fiijMMDMtgn: Wolfgang Göbbel
Renato Zanella
1 ' * ChOfWtung: Vladimir Minin
y^C^MiluMlon mit dem Royal Opera
t Covent Garden London
•/ ■-' A-
Mterkoruerte
•ymphonltor
Schumann: Manfred-Ouvertüre
SUmUus: Violinkonzert
'NtMwn: Symphonie Nr. 3
espansiva
Benjamin Schmid
Jennifer O'Loughlln
f. Adrian Eröd
„Eine zentrale Figur der
symphonischen Tradition
Für Intendant David Pountney stand Carl
Nieisen, Dänemarks populärster Komponist und
einer der großen Meister der Symphonie, Zelt
seines Lebens zu Unrecht Im Schatten von
Gustav Mahler. Das Programm der Orchester
konzerte 2005 soll Nielsen nun Ins rechte Licht
rücken.
Nicht nur die Oper im Festspielhaus, auch die
Orchesterkonzerte stehen im Sommer 2005 ganz
im Zeichen des großen dänischen Komponisten
Carl Nielsen (1865-1931), dessen Werke sowohl
im Rahmen der Konzerte mit den Wiener
Symphonikern, als auch im Rahmen der beiden
Gastorchester-Matineen zu hören sein werden.
Zur Aufführung kommen mit den Symphonien
Nr. 2, Nr. 3, Nr. 4 und Nr. 5 vier seiner insgesamt
sechs Symphonien.
Ergänzt wird der Nielsen-Schwerpunkt durch
Werke von Robert Schumann, einem der bedeu
tendsten Komponisten der deutschen Romantik.
Schumann war Schriftsteller, Komponist und
Pianist und entsprach damit ganz dem Bild des
romantischen Künstlers: Wie es der Geist der
Romantik forderte, strebte er danach, die
Künste Literatur und Musik zuein-
anderzuführen. „Eine neue
poetische Zeit vorzuberei
ten und beschleuni
gen zu helfen", war
sein erklärtes Ziel.
Ein großes Augenmerk
des Orchesterkonzertprogramms
giltaberauchderMusikSkandinaviens:
Neben den großen symphonischen
Kompositionen Carl Nielsens kommen
auch Werke seines berühmten finnischen
Zeitgenossen Jean Sibelius zur Aufführung.
Mit den Orchesterkonzerten wolle er zeigen, so
Intendant David Pountney, dass Carl Nielsen
nicht irgendein ausgefallener dänischer Kompo
nist sei, sondern eine zentrale Figur der sympho
nischen Tradition, deren Werk eine Art Resümee
dieser großartigen Kunstform darstelle. Denn
obwohl es Nielsen gelungen sei, mit seinen
Symphonien internationalen Ruhm zu erreichen,
sei der Däne vor allem in Österreich stets im
Schatten des Komponisten Gustav Mahler gestan
den, sagt Pountney: „Mit dem Programm der
Orchesterkonzerte möchte ich Carl Nielsen fest in
der großartigen Tradition des symphonischen
Konzerts verankern. Nielsen ist vor allem in
Österreich nicht sehr bekannt. Ein Grund dafür ist
natürlich die Tatsache, dass Österreich mit Mahler
eine der großen symphonischen Figuren des
20. Jahrhunderts besitzt."
Diamantene Hochzelt am Bodensee:
Gratistickets für alle 1946 Geborenen
Im Sommer 1946 erreichten sie erstmals per
Sonderzug durch die verschiedenen Besatzungs
zonen den westlichsten Punkt Österreichs - und
sind seither vom Festival am Bodensee nicht
mehr wegzudenken: die Wiener Symphoniker. Sie
waren von Anbeginn das Festspielorchester und
sorgen seit 60 Jahren an beinahe allen Spiel
stätten der Bregenzer Festspiele für den perfek
ten Klang. Bregenzer Festspiele und Wiener
Symphoniker möchten gemein
sam mit ihren Besuchern
„Diamantene Hochzeit" fei
ern: Jeder Festspielbesucher,
der 1946 geboren wurde, er
hält zusätzlich zu jedem gekauften
Orchesterkonzert-Ticket ein Gratis
ticket für ein Orchesterkonzert seiner
Wahl, um das gemeinsame 60jährige
Jubiläum gebührend
feiern zu können. *
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