Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

SAMSTAG, 2. JULI 2005 
volks| lAllDTC/^LI A CT meine Meinung 
blattI WIK I OünAr I kmu-vrlöhne 
13 
Kompakt 
Besetzte Nutl 6-Fabrik in 
Marseille soll geräumt werden 
MARSEILLE/F - Das von Arbeitern be 
setzte Nestl6-Werk Saint-Menet bei Marseil 
le soll geräumt werden. Dies verlangt die 
Nestlö-Direktion. Sie hat am Freitag vor Ge 
richt den Antrag auf Zwangsräumung ge 
stellt. Dieses will am Montag entscheiden. 
Mit der Aktion protestieren die Angestellten 
seit acht Tagen gegen die definitive Schlies 
sung der Kaffee- und Schokolade-Fabrik am 
30. Juni. Von der Schliessung sind 430 Ar 
beitsplätze betroffen. (sda) 
Lufthansa und AUA 
erhüben Treibstoffzuschlag 
FRANKFURT/WIEN - Die deutsche Luft 
hansa und die österreichische AUA erhöhen 
wegen des weiter gestiegenen ölpreises er 
neut die Treibstoffzuschläge. Die Erhöhun 
gen gelten per 8. Juli. Für Kurz- und Mittel- 
streckenflüge steigt der Zuschlag von 7 auf 9 
Euro pro Strecke, wie die beiden Airlines am 
Freitag mitteilten. Deutlich teurer werden bei 
beiden Gesellschaften die Langstreckenflü- 
ge, wo der Zuschlag von 27 auf 37 Euro pro 
Flugstrecke steigt. Vergangene Woche hatte 
auch die British Airways ihre Kerosinzu- 
schläge weiter angehoben. Die Swiss kün 
digte ebenfalls an, per 1. Juli den Treibstoff 
zuschlag zu erhöhen. Für Langstreckenflüge 
gilt bei der Swiss neu ein Zuschlag von 53 
Franken (bisher 48 Franken). Für Europaflü- 
i ge beträgt der Zuschlag 20 Franken (bisher 
18 Franken) pro Flugstrecke. (sda/apa) 
Ex-WorldCom-Chel zahlt 
an Entschädigungsfonds 
NEW YORK - WorldCom-Gründer Bernie 
Ebbers wird fast alle seine Vermögenswerte 
an einen Entschädigungsfonds für ehemali 
ge Aktionäre des US-Telekommunikations- 
Konzerns transferieren. Damit wolle er sich 
in einer Sammelklage vergleichen, die im 
Zusammenhang mit seiner Rolle bei dem 
Bilanzbetrug von elf Milliarden Dollar bei 
WorldCom stand, berichtete das «Wall 
Street Journal» am Freitag in seiner Online 
ausgabe. Ebbers war bereits für seine Betei 
ligung am grössten Unternehmensbetrug der 
Geschichte für schuldig befunden worden. 
Die Staatsanwaltschaft hatte für den 63-Jäh 
rigen eine Höchststrafe von 85 Jahren gefor 
dert, was auf lebenslange Haft hinauslaufen 
würde. (sda/dpa) 
Ikea In mehreve 
Plagiatsprozesse verwickelt 
STOCKHOLM - Der Möbelkonzern Ikea 
ist in mehrere Plagiatsprozesse verwickelt. 
Bei Ikea spricht man von Einzelfällen. Laut 
einem Artikel in der schwedischen Wirt 
schaftszeitung «Dagens Industri» vom Frei 
tag sollen unter anderem eine Vorhang-Auf 
hängung sowie der Babylöffel «Mumsa» von 
bereits existierenden schwedischen Produk 
ten kopiert worden sein. Geklagt hat laut 
dem Zeitungsbericht neben der Möbelfirma 
Hasta und dem Babyprodukt-Unternehmen 
Babybjöm auch die US-Lampenfirma Mag 
Instrument wegen einer mit einem ihrer Pro 
dukte praktisch identischen Taschenlampe. 
In letzterem Fall erging laut «Dagens Indus 
tri» bereits ein Urteil auf Zahlung von 4,3 
Mio. Kronen (rund 700 000 Franken) Scha 
denersatz und Gerichtskosten, gegen das 
Ikea allerdings Berufung eingelegt hat. (sda) 
Meine Meinung: von Roland Büchel 
Wie du und ich 
Die Rolle des Touristen mag niemand, doch jeder spielt sie selbst auch 

>*>• 
/ 
Roland Büchel, Geschäftsführer 
Liechtenstein Tourismus 
«Und - «via häsch's 
met da TourtscMa?» 
Auf eine Alltagsfrage kann man 
entweder alltäglich antworten: 
«Momoll, scho rächt guat», oder 
aber zurücktragen, wer denn nun 
genau damit gemeint ist: Das sind 
hunderttausende Menschen, die pro 
Jahr Liechtenstein besuchen, also 
Frauen und Männer, jünger und äl 
ter, aus China, Japan, Deutschland, 
den USA, Indien, Holland. Das Eti 
kett «Tourist» trägt schnell mal je 
der, der durch Vaduz schlendert, 
Berggipfel erklimmt, Liechtenstein 
im Citytrain «erfährt». 
Doch ein «Tourist» zeichnet sich 
auch dadurch aus, dass er im All 
tagsleben etwas ganz anderes tut. 
Er reist also nicht 365 Tage im Jahr 
als «Berufstourist» durch die Welt. 
Ein «Tourist» kann Bankfachmann, 
Architektin, Ingenieur, Kranken 
schwester, Informatiker, Verwal 
tungsratspräsident, Politikerin oder 
ganz etwas anderes sein. Ich 
jedenfalls freue mich Uber jeden 
Gast, der nach Liechtenstein 
kommt und dem wir unser Land 
zeigen dürfen, wie es wirklich ist. 
Und sei es nur fiir einen Tag. Das 
baut Klischees ab und das Image 
ein Stückchen auf. 
Deshalb möchte ich immer auf 
die Frage antworten, wie ich's mit 
den Touristen so habe: «Weisst du, 
ich denke da an meine eigenen per 
sönlichen Erfahrungen in der Rolle 
des Touristen. Eine Rolle, die nie 
mand so recht mag, in die aber je 
der gerät, der sich ein paar Kilome 
ter von zuhause entfernt.» Ein Bei 
spiel: «Willst du London kennen 
lernen, machst du dir bei einer 
Stadtrundfahrt ein Bild, um dann 
später gezielt zu den Sehenswür 
digkeiten loszuziehen.» 
Die ganze Zeit Uber bist du bei 
des: «Tourist» und Geschäftsmann 
aus Liechtenstein. Jeder «Tourist» 
- ob der in Vaduz oder der in Lon 
don - staunt, will Informationen, 
wertet, hinterfragt and vergleicht 
mit zuhause: Wie freundlich sind 
die Menschen, wie sauber ist die 
Stadt, wie erfolgreich die Wirt 
schaft, wie gut der Espresso. Doch 
während du dich mit der Stadt be 
schäftigst, die du besuchst, hörst du 
nie auf, der zu sein, der du bist. 
Und das, obwohl andere in dir 
«nur» den Touristen sehen. 
Genauso geht es den vielen Men 
schen, die Liechtenstein besuchen. 
Sie bleiben die Menschen, die sie 
sind - auch wenn sie sich in Luzern 
oder Salzburg einer Reisegruppe 
angeschlossen haben, das Kunst 
museum besuchen oder zu Abend 
essen. Nie weiss man ganz genau, 
wen man vor sich hat. Wer als Gast 
geber vom ersten bis letzten Mo 
ment auf der sicheren Seite sein 
will, der erinnert sich dann immer 
an folgenden Satz: «You never get 
a second chance for a first impres- 
sion.» 
«Und dir, wia goots dir im neua 
Job? Häscht viel Verantwortig 
überno?» 
«Momoll, scho rächt, guat. Abr 
no schaffa bringts o net. I freu mi uf 
d Feria.» 
Durchschnittshonorar gestiegen 
Auch KMU-Verwaltungsräte verdienen immer mehr 
ZÜRICH - Nicht nur in Grosskon 
zernen, sondern auch In kleinen 
und mittleren Unternehmen 
(KMU) verdienen Verwattungs- 
lüte immer mehr. Das Durch- 
schnlttshonorar Ist in den letz 
ten drei Jahren von 18 200 auf 
19 100 Franken gestlegen. Am 
besten bezahlen die Banken. 
Die Entschädigungen hätten in al 
len Bereichen neue Höchststände 
erreicht, schreibt das Wirtschafts- 
prüfungs- und Beratungsunterneh 
men BDO Visura in einer Studie, 
die am Freitag veröffentlicht wur 
de. Sie stützt sich auf eine Umfrage 
bei 1346 KMU mit maximal 1000 
Angestellten in der Deutsch- und 
Westschweiz. Am meisten kassie 
ren die Verwaltungsratspräsidenten 
mit durchschnittlich 25 600 Fran 
ken. Dies ist beinahe doppelt so 
viel, wie ein gewöhnlicher Verwal 
tungsrat bekommt (13 600 Fran 
ken). Damit hat ein VR-Präsident 
4900 Fr. mehr in der Tasche als bei 
der letzten Studie im Jahre 2002. 
Ein gewöhnlicher Verwaltungsrat 
musste sich mit einem Plus von 
2400 Fr. bescheiden. 
Angemessene oder eher beschei 
dene Bezüge seien die Regel, sagte 
BDO-Visura-Chef Rudolf Häfeli 
(Ha Verwattungerltte dar Bankan verdienen am meisten, aber auch KMUs 
zahlen Immer mehr an Ihre Vbrwaltungartte. 
vor den Medien in Zürich. Zwei 
Drittel aller Verwaltungsratspräsi 
denten würden weniger als 20 000 
Franken erhalten, sagte Studienlei 
ter Alex Glanzmann. 
Erwartungsgemäss fallen die Ent 
schädigungen umso Üppiger aus, je 
grösser das Unternehmen ist. Wäh 
rend ein VR-Präsident einer Firma 
mit 251 bis 499 Angestellten durch 
schnittlich 50 000 Fr. erhält, kann 
sein Amtskollege eines Unterneh 
mens mit über 500 Beschäftigten 
bereits 127 000 Fr. einstreichen. 
Auch die KMU würden der Effi 
zienz und Professionalisierung ih 
rer Verwaltungsräte immer mehr 
Gewicht beimessen, weshalb die 
Gremien immer kleiner würden. 
Durchschnittlich sitzen noch 3,3 
Menschen in einem Verwaltungs 
rat. Vor 10 Jahren waren es noch 
6,7 Personen gewesen. Auch die 
Zahl der Sitzungen hat stark abge 
nommen. Während im Jahre 2002 
noch 8,8 VR-Sitzungen abgehalten 
wurden, sind es gegenwärtig nur 
noch 5,2 Sitzungen. Damit hat sich 
die durchschnittliche Entschädi 
gung pro Sitzung von 1850 auf 
3670 Fr. verdoppelt. 
SettistübwscitMtzung 
Je professioneller, desto teurer, 
sagte Glanzmann im Hinblick auf 
die Honorarspirale. Zudem seien 
mit der zunehmenden Transparenz 
immer mehr Vergleiche möglich. 
«Und man vergleicht sich vor allem 
mit denen, die mehr verdienen», 
sagte Glanzmann. Ob die Zuwachs 
raten angesichts der Leistung der 
Verwaltungsräte durchs Band ge 
rechtfertigt sind, ist fraglich. Zwar 
seien 85 Prozent der Unternehmen 
Uberzeugt, dass ihre Verwaltungsrä 
te die Anforderungen gut bis sehr 
gut erfüllten. (sda) 
«Erbitterter Widerstand» angekündigt 
/tlcan hält an Restrukturierung im Wallis fest - Unia-Widerstand 
BERN - Alcan will an dem vor 
zwei Wochen beschlossenen 
Stellenabbau In Siders VS und 
im deutschen Singen festhalten. 
Die Gewerkschaft Unla kündigte 
umgehend «erbitterten Wider 
stand» gegen die Restrukturio- 
rungsplane im Alumlnlum-Werk 
Im Wallis an. 
Neben den 110 Stellen (von insge 
samt 1280) am Standort Siders will 
das kanadische Unternehmen auch 
in Singen 300 Arbeitsplätze abbau 
en. Die Entscheidung fiel am 14. 
Juni und hat zum Ziel, die Press 
werke der beiden Standorte organi 
satorisch zusammenzulegen, um 
Produktionskosten zu senken. 
Für den Abbau verantwortlich 
sind nach Alcan-Angaben der star- 
\ 
\ 
IMa kündigt Preteste an. 
ke Nachfragerückgang bei Eisen 
bahnen, die rund die Hälfte des 
Umsatzes der Presswerke in Siders 
ausmachten. Alcan höhle die Sub 
stanz der Walliser Werke bewusst 
aus. Die Konzern-Verantwortlichen 
hätten zugegeben, dass sie nächs 
tens den Bau eines neuen Presswer 
kes in der Slowakei in Angriff neh 
men wollten, hiess es in der Unia- 
Mitteilung weiter. 
Unia zweifelt daran, dass der 
Neubau in der Slowakei keinen Zu 
sammenhang mit der geplanten 
Schliessung der Presswerke in Si 
ders und in Singen hat. 
Vielmehr ist die Gewerkschaft 
der Meinung, dass diese kleineren 
Alu-Profile ebenso gut in den be 
stehenden Werken in Westeuropa 
produziert werden könnten - ohne 
die Kosten für den Bau eines neuen 
Werkes und den Sozialplan flir den 
Stellenabbau in Siders und Singen. 
Den geplanten Werkbau in der Slo 
wakei bestätigte Albert Klinkham 
mer, Mediensprecher von Alcan 
Engineered Products, gegenüber 
der Nachrichtenagentur sda. Aller 
dings sollen dort einmal ganz ande 
re Produkte hergestellt werden: 
Elemente für den Bau und fUr die 
industrielle Verwendung, die für 
den osteuropäischen Markt be 
stimmt seien. 
Die geplante Produktion in der 
Slowakei würde somit die Standor 
te Siders und Singen nicht konkur 
renzieren, wo Grossprofile für den 
Bahnmarkt hergestellt werden, sag 
te Klinkhammer weiter. Derzeit 
würden Gespräche und Verhand 
lungen mit den Gewerkschaften 
vorbereitet. Mit dem Walliser 
Staatsrat sei bereits ein zweites Ge 
spräch vorgesehen. (sda)
	        

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