Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)


FREITAG, 27. MAI 2005 
VOLKSI |/| II Tl 1D OPER 
BLATTI IVUL IUn TAKINO 
24 
Nachrichten 
Essays Im Radio bringen Para- 
monow den Puschkin-Preis 
moskau - Der russische Schriftsteller Bo 
ris Paramonow hat für seine im Radio ausge 
strahlten Essays den mit 1S 000 Euro 
(23 000 Franken) dotierten Puschkin-Preis 
erhalten. Der von der deutschen Alfred Toep- 
fer Stiftung gestiftete Preis wurde am Don 
nerstag in Moskau Uberreicht. Der 1937 in 
Leningrad geborene Paramonow leitet seit 
20 Jahren die Sendung «Russische Fragen» 
des US-Auslandssenders Radio Liberty. Pa 
ramonow habe in unzähligen Radio-Kolum 
nen einen «Kosmos der Kulturbetrachtung» 
geschaffen, der die russische Öffentlichkeit 
nachhaltig anspreche und herausfordere, 
hiess es in der Würdigung. (sda) 
«Bolero»-Sbortstory-Preis 2005 
an drei Autoren 
zürich - Das Schweizer Mode- und Life 
style-Magazin «golero» hat am Donnerstag 
abend in Zürich zum siebten Mal seinen 
Preis für die besten Kurzgeschichten verlie 
hen. Die Preissumme von 16 0Q0 Franken 
wurde unter drei Autoren aufgeteilt. Der ers 
te Preis von 10 000 Franken ging an Marcel 
Wenger, Luzern/Paris, für die Kurzgeschich 
te «Köniz». 5000 Franken erhielt Herbert 
Hindringer, Passau D, für «Echte Men 
schen». Und 1000 Franken bekam Martina 
Hefter, Leipzig D, für «Wo liegt Wiesau». 
Insgesamt waren 400 Shortstories zum The 
ma «On the Road» eingesandt worden, (sda) 
Ismail Marchant gestorben » 
LONDON - Ismail Merchant, der Produzent 
des mit drei Oscars gekrönten Films «A 
Room with a View», ist im Alter von 68 Jah 
ren in London gestorben. Nach Angaben sei 
nes Büros starb er am Mittwoch «plötzlich» 
im Krankenhaus. Die genaue Todesursache 
ist unklar. (sda) 
«Beschwingt und fröhlich» 
«Der Barbier von Sevilla» im Vaduzer Saal 
VADUZ - Mit Rossinis «Barbier 
von Sevilla» bot das TaK am 
Mittwoch Im Vsduzer Saal fast 
so etwas, wie eine Eigenproduk 
tion, denn die skurrile Inszenie 
rung des Theaters Pforzheim 
stammt von TaKHntendant Ge 
org Rooterlng. Die "Beschwing 
te und fröhliche Oper» (Roote 
rlng Uber seinen «Barbier») 
wurde auch in Vaduz ein echter 
Erfolg. 
•AnwUHIar 
Kann man mit einer so vortreff 
lichen Oper wie dem «Barbier von 
Sevilla» eigentlich etwas falsch 
machen? Die Musik ist vortrefflich,. 
eingängig und weltberühmt. Die 
meisten Melodien könnten auch 
Nicht-Operngänger jederzeit mit 
pfeifen. Die reichlich alberne Ge-, 
schichte um den Hagestolz Dr. Bar- 
tolo, der sein Mündel Rosina heira 
ten will und den Barbier Figaro, der 
an Bartolo vorbei dem Grafen Al 
maviva zu seinem Glück mit Rosi 
na verhelfen will, bietet reichlich 
Gelegenheit, sich als einfallsreicher 
Regisseur auszutoben. 
Schrullige BirfäHe 
Georg Rootering hat diese Gele 
genheit genutzt und einen mit 
schrulligen Einfällen vollgepackten 
«Barbier» vorgelegt, der keine hu 
moristischen Wünsche offen lässt. 
Der Chor legt schwarze Umhänge 
und Zylinder ab und entpuppt sich 
als eine Gruppe von Heino-Klonen, 
die auf roten Rosen Luftgitarre 
spielen; Rosinas Schuhe werden im 
Maul eines riesigen Elchkopfes 
über der Tür verstaut, dessen Glüh 
birnenaugen rot zu leuchten anfan- 

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Oer Hegestelz Or. Bartolo (Klaus Geber) liegt seinem kesten Mündel Rosina (Eva-Marta Haas) zu Hissen. 
gen. Absurd mögen die Witze sein, 
sie wirken aber in ihrer irrsinnigen 
Dichte nicht aufgesetzt. Rootering 
hat das Stück in die Fünfzigerjahre 
des 20. Jh. verlegt, wobei der Sta 
cheldraht auf dem Haus des eifer 
süchtigen Doktors die einzige Re 
miniszenz an das reale Spanien der 
Franco-Ära darstellt. Ansonsten be 
stimmt das quietschbunt-spiessig- 
fröhliche Klischee der Fünfziger 
ausserhalb Spaniens das Bild; die 
einzelnen, skurrilen Typen werden 
in ihrer Lächerlichkeit eher mit 
Charme als mit Boshaftigkeit kari 
kiert. 
Sinn für musikalischen Witz 
Der musikalische Leiter Dieter 
Klug interpretierte mit dem Städti 
schen Orchester Pforzheim Rossi 
nis Musik spritzig und mit viel Sinn 
für deren inhärenten Witz. Sängeri 
sche und mimische Glanzleistun 
gen des Ensembles vervollkomm 
neten den Opemgenuss: Der Bari 
ton Klaus Geber überzeugte als 
Dr. Bartolo nicht nur gesanglich, 
sondern auch mit seinem herausra 
genden komischen Talent. Eva- 
Maria Haas begeisterte als Rosina 
mit ihrem wunderbaren, kräftigen 
Sopran. Auch der Chor machte 
trotz leichten Anlaufschwierigkei 
ten insgesamt doch eine gute Figur. 
Alles in allem ein quirliger, 
schwungvoller Barbier, bei dem ein 
humorfähiges Publikum voll auf 
seine Kosten kam. 
TaKiimo 

«Walk on Water» 
SCHAAN - Eyal ist ein Auftrags 
killer für die Mossad, den israeli 
schen Geheimdienst, doch als er 
nach einem professionell erledigten 
Job in die Türkei zurückkehrt, fin 
det er seine Freundin tot in der 
Wohnung wieder. Sie hat Selbst 
mord begangen, aus Gründen, die 
Eyal ein wenig aus der Bahn wer 
fen, auch wenn er sich dieses nicht 
anmerken lassen will. 
Auch wenn Eyal sich weigert, die 
von seinen Vorgesetzten verschrie 
bene psychologische Betreung an 
zunehmen, gibt es vorerst keinen 
Grund, an seiner beruflichen Quali 
fikation zu zweifeln. Dennoch wird 
ihm ein Auftrag zugewiesen, der 
ihm mehr und mehr das Gefühl 
gibt, dass Vertrauen seiner Chefs 
verloren zu haben. Als angeblicher 
Reiseführer soll er den jungen 
Deutschen Axel unauffällig über 
wachen, der in Israel seine Schwes 
ter Pia besucht. Deren Grossvater, 
ein lange Zeit in Argentinien unter 
getauchter alter Nazi-Verbrecher, 
soll gerüchteweise zurück nach 
Deutschland gekommen sein, Eyal 
soll dieses unauffällig überprüfen, 
was ihm wie ein Babysitter-Job 
vorkommt. Während Eyal mit sei 
ner rauhen Macho-Schale zwar das 
Interesse Pias erweckt und auch 
zwischen Eyal und Axel sich eine 
Freundschaft aufbaut, muss Eyal 
dann feststellen, dass Axel auch 
noch schwul ist und sich in einer 
Disco den Araber Rafik anlacht. 
Obwohl dies gegen sämtliche Vor 
urteile Eyals verstösst, muss er 
feststellen, dass er Axel, der sich 
überhaupt nicht so verhält, wie Ey 
al es von einem Deutschen erwartet 
hätte, bei seinen Stadtführungen 
oder einem Ausflug an den Strand 
des Toten Meeres immer weniger 
als Feind ansieht... 
«Walk on Water» ist morgen 
Samstag und am Sonntag jeweils 
um 18.30 Uhr im TaKino zu sehen. 
«The life and 
deatti off Peter Seilers» 
Depressionen, wechselnde Frau 
engeschichten und zerstörerische 
Selbstzweifel - die dunklen Seiten 
de§ brillanten Filmkomikers Peter 
Seilers sind nicht so bekannt wie 
seine grossen Erfolge: Inspektor 
Clouseau in «The Pink Panther», 
drei verschiedene schräge Rollen 
gleichzeitig in Stanley Kubricks 
«Dr. Strangelove or: How I Lear- 
ned to Stop Worrying and Love the 
Bomb» oder der tapsige Inder in 
der Komödie «The Party». 
Peter Seilers gilt als einer der 
grössten britischen Komödianten 
und Filmkomiker seit Charlie Cha 
plin. Nach vier Ehen und unzähli 
gen Affären stirbt er 1980 nur 54- 
jährig an einem Herzanfall. Im Bio- 
pic-Drama «The Life and death of 
Peter Seilers» geht es nicht nur um 
die Glücksmomente im privaten 
Leben des Schauspielers oder um 
seine grossen Rollen und Erfolge, 
sondern auch um seine inneren 
Ängste, Wutanfälle und Zwänge. 
So gut er auch in die unterschied 
lichsten Rollen schlüpfen konnte, 
die Rolle des normalen Menschen 
Peter Seilers gelang ihm nie wirk 
lich. Sein Leben vom anarchischen 
Radiocomedian zum gefeierten 
Weltstar war wie eine Achterbahn 
fahrt. 
Der Film über ihn ist so schräg 
geworden, wie ihn sich der Komi 
ker wahrscheinlich gerne selber 
über sich gedreht hätte: farben 
froh, überraschend, unkonventio 
nell. Mit verschiedenen Masken 
und über 40 Stimmlagen und Ak 
zenten hat es Hauptdarsteller Ge- 
offrey Rush geschafft, die Faszina 
tion des Ausnahme-Komikers auf 
die Leinwand zu bringen. Teil 
weise so echt, dass man meint, er 
sei Seilers. Wer Kultikone Peter 
Seilers bisher nicht kannte, wird 
ihn trotz seiner Macken danach 
lieben. Und nach dem Kinofilm 
erstmal alle seine Filme in sich 
aufsaugen wollen. 
«The life and death of Peter Sei 
lers» ist von heute Freitag bis Mon 
tag jeweils um 20.30 Uhr im TaKi 
no zu sehen. (PD)
	        

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