MONTAG, 23. MAI 2005
VOLKS I
BLATT I
INLAND
KABARETT
TOTEN HOSEN KOMMEN
Nachrichten
Abschied mit
beschwingten Klängen
FELDKIRCH - Die im Montforthaus Feld
kirch bestens besuchte Abo-Reihe 2004/05
des Symphonieorchesters Vorarlberg ging
mit beschwingten Kjängen zu Ende.
Christoph Eberle, der an der Wiege des
Symphonieorchesters Vorarlberg stand und
der dessen Chefdirigent bis zum heurigen
Sommer ist, verabschiedete sich mit diesem
Konzert von seinem treuen Publikum im
Montforthaus, denn seine neue Aufgabe ist u.
a. die Position des Musikchefs am Landes
theater Salzburg.
Christoph BMri« dirigierte das Sympiienle-
orchMter Vorarlberg zum letzten Mal.
Eberle hat das heimische Orchester im
. Laufe fast zweier Jahrzehnte mit profundem
Musikwissen und alemannischer Gründlich
keit zu einem Klangkörper erster Güte ent
wickelt, und bei seinem Abschied als «Chef»
glänzte das SOV unter seinem federnden Di-
rigat (wie immer ohne Partitur) mit besonde
rer Klangpracht. Das Programm war unge
mein populär, die so genannte «leichte Mu
se» mit Ohrwürmern ist aber gerade für ein
Orchester keine «leichte Kost» und verlangt
die vom Publikum erwartete Brillanz. «Von
Verdi bis Strauss» war das Motto, und bei al
len Komponisten boten die Instrumenten
gruppen quasi als Abschiedsgeschenk ftlr
Eberle wohl ihr Bestes... Prof, Bruno Felix,
der langjährige Vorarlberger Theaterdirektor,
moderierte den bezaubernden Abend mit viel
Herz und Humor.
Musikalische «Weltmeister»
Mit Italien und drei seiner musikalischen
«Weltmeister» begann der Abend - mit dra
matischer Wucht erklang die Ouvertüre zü
Verdis «Macht des Schicksals», mit herrli
chem Streichermelos wurden das Vorspiel zu
«La Traviata» und das Intermezzo aus
Mascagnis «Cavalleria rusticana» zelebriert,
und die Ouvertüre zu Rossinis «Diebischer
Elster» sprühte nur so von vitaler Italianitä.
Die rhythmisch delikate Ouvertüre zu Franz
von Supp6s «Pique Dame», einem Genie
streich des altösterreichischen Meisters, be-
schloss den ersten Teil des Konzerts.
StrausrSchani - authentisch!
• * .
Dem Walzqkönig Johann Strauss Sohn,
von den Wienern seinerzeit liebevoll der
Strauss-Schani genannt, war fast zur Gänze
der zweite Teil gewidmet. Strauss, das ist der
Inbegriff des Wiener Walzers, doch ein kor
rektes 1, 2, 3 wäre zuwenig. Die sinnlichen
Rubati, das kleine Innehalten in den musika
lischen Wonnen, machen seit Clemens
Krauss, Stolz, Paulik etc. erst den authenti
schen «Schani» aus. Und Christoph Eberle
zählt seit diesem Konzert auch zu den beru
fenen Strauss-Dirigenten. Es war am Anfang
seiner Karriere nicht immer so...
Die Walzer «Wo die Zitronen blüh'n»,
«G'schichten aus dem Wienerwald» (mit Zi
thersolo von Martin Kerber) spendeten die
schwingende «Tanz-Seligkeit» in Fülle, dazu
der majestätische «Ägyptische Marsch», die
unbekannte, reizvolle Polka francaise
«Etwas Kleines» und das virtuose
«Perpetuum mobile». Und die Walzerfolge 2
aus dem «Rosenkavalier» des Münchner
Opernmeisters Richard Strauss führte dann
den Wiener Strauss in den Walzerkosmos des
20. Jahrhunderts. Rundum Begeisterung,
Dank an Eberle und ein bisschen Weh
mut. Die Abschiedsgrüsse der Zugaben
stammten von Strauss («Auf der Jagd»)
und Offenbach (traumhaft seine berühmte
«Barcarole»). (es)
Hintergründiger Humor
Saisonabschluss im Schlösslekeller mit Frank Baumanns ««Bilder im Kopf»
VADUZ - Der Werlrar, TV-Ma-
cher und Kabarettist Frank Bab-
mann war am Freitagabend mit
seinem erfUttvIclMfl BWman
anrnm «NMer Im Kopf» zu
Im SdiWMfciller Vaduz.
In seinem gut zweistündigen kaba
rettistischen Dia-Programm Hess
Frank Baumann, der mit «Ventil»
Schweizer Fernsehgeschichte ge
schrieben hat, seinen hintergründi
gen Bildbetrachtungen freien Lauf.
Im Vordergrund standen die alltäg
lichen Gegebenheiten im von ihm
als «waghalsig» bezeichneten Zu
sammenleben von Mann und Frau.
Inmitten des Bühnengeschehens
Hess sich Bostich, der kleine Fami
lienhund mit dem klugen Gesichts-
ausdruck, possierlich nieder, ge
wann die Herzen des Publikums.
«Diese Nase auf vier Beinen», so
Baumann, lag nicht nur auf der fau
len Haut, vielmehr wartete sie mit
einem gewissen schauspielerischen
Talent auf.
Unzählige Bilder und Anekdoten
Sprudelnd lebhaft machte Frank
Baumann auf Menschliches, allzu
Menschliches aufmerksam, auf Ge
schehnisse, Beobachtungen. Ihm
entgeht nichts! Er sieht, was andere
nicht sehen, kommentiert Details,
die hintergründigen Aussagen der
Bilder. Sein Computer steht auf ei-
Sorgte für viel Spass Im
nem Bügelbrett. Es sind jedoch
nicht nur die bildhaften Zeugnisse
menschlicher Eigenheiten, auch
Frank Baumane.
Ausgesprochenes wird aufs Korn
genommen. So etwa der werbe-
wirksam-sein-wollende Kommen
tar betreffend Duvets, gefüllt mit
«Federn von toten Tieren». Als
nicht zu übersehen typisch Schwei
zerisches, sein Hinweis auf «Teppi
che auf Ifeppichen»!
Die «grossen Gestalten», alles,
was Rang und Namen hat im
schweizerischen und weltweiten
Rahmen, entging nicht den Bildbe
trachtungen, den spitzen Kommen
taren des Kabarettisten. Pointen
reich, aussagekräftig unterstrich
und offenbarte er so manches vor
einem mit ins Geschehen einbezo
genen, lachenden Publikum. Kom
munikationsmissverständnisse, das
Zusammenspiel der beiden Ge
schlechter, die vielen ihr Dasein er
schwerenden und behindernden
Komplikationen, brachte der Kaba
rettist auf den Punkt. Was sich an
Alltäglichem in den eigenen vier
Wänden tut, kam bühnenwirksam
zur Sprache.
Schmunzelnd wurden vom ani
mierten Publikum die unglaub
lichen Homestory-Bilder aus der
«Schweizer Illustrierten» goutiert,
die Baumann mit hintergründigem
Witz kommentierte. Unzählige Bil
der prominenter Persönlichkeiten -
jeweils barfuss - kennzeichnete er,
dabei charakteristische Eigenheiten
schlussfolgernd. Tagesaktuelles
fand sich in Frank Baumanns neu
artigem Kabarett-Programm über
Sehstärken und Kontaktschwächen.
Sein Improvisationstalent kam voll
zur Geltung!
«Noch keine 60»
Die «Toten Hosen» im Hallenstadion
CHUR - Die «Toten Hosen» aus
Düsseldorf, denen das nicht un
problematische Verdienst zu
kommt, Punk mehrheltsfühlg
gemacht zu haben, brachten am
Freitag die Stimmung im Hallen
stadion zum Kochen. Das Fern
sehen hat seine Rolle als Volks-
blldungsinstitution weitgehend
aufgegeben; Singer Camplno
sprang mit seinen gelehrten
Ansagen in die Bresche.
• Anw UHflf
Mit den Mexikanern Chencha Ber-
rinchas aus Los Angeles als Vor
gruppe hatten die Hosen einen
wahrlich guten Fang gemacht: Die
sechs perfekt durchgestylten Musi
ker und der immer wieder in neuer
Verkleidung auftretende siebte
Mann im Bunde heizten mit ihrer
energiegeladenen, eigentümlichen
Mischung aus Punk, Ska, Metal,
Mariachi und Salsa und namentlich
einer opulenten Bühnenshow die
Stimmung genug an, um den Düs
seldorfern ein optimal aufnahme
bereites Publikum übergeben zu
können, auch wenn der Reiz der
Musik mit der Zeit nachliess: Lei
der waren die Chencha Berrinchas
ohne Trompeter angereist; der Sa
xophonist Daniel Cortöz war als
einziger Bläser für diese Art Musik
fast ein bisschen zu wenig.
Keine Nostalgieveranstattung
Den «Toten Hosen», immerhin
schon seit 1982 im Rennen, kann
man nicht vorwerfen, sie ruhten
sich auf alten Lorbeeren aus. Die al
ten Herren aus Düsseldorf mögen
schonr Uber 40 sein, ihr Publikum
besteht immer noch vorwiegend
aus, wenig nostalgischen, Teena
gern. Anstelle der frechen Pop-
Punk-Perlen der frühen Jahre spiel
ten die Hosen das, was ihnen in all
den Jahren, allen Moden zum Trotz,
einen kontinuierlichen Erfolg be
schert hat, zuletzt mit dem vielge
lobten Album «Zurück zum
Glück»: routiniert hingebretterte,
eingängige Mitgrölhymnen und
Balladen in genau abgestimmtem
Verhältnis. Das Hallenstadion er
wies sich grössenmässig als opti
maler Kompromiss, die Stimmung
war ausgezeichnet, Sänger, Volks
redner und Animator Campino, der
sich in seinen Ansagen als beschla
gener Kenner der Churer Lokalge
schichte einschliesslich sämtlicher
Stadtbrände und Seuchen profilier
te, hatte sein fleissig mitsingendes
Publikum absolut im Griff und
spielte geschickt auf der Klaviatur
der Emotionen. «Das ist ein sehr,
sehr gutes Konzert für uns», lobte
er nicht nur sich und die Band, son
dern v. a. das Publikum. Wer nach
der soundsovielten Zugabe dachte,
das in einem reggaemässig ange
hauchten Gewand vorgetragene
Sauflied «Bis zum bitteren Ende»
sei das letzte Stück gewesen, hatte
sich getäuscht: Den wirklichen fi
nalen Höhepunkt setzten die'stand-
haften Fortuna-Düsseldorf- und FC-
Liverpool-Fans mit einer kraftstrot
zenden Version von Richard Rod-
gers' «You'll Never Walk Alone».
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