SAMSTAQ, 30. APRIL 2008
VOLKSI 1/1 II Tl ID PODIUMSGESPRÄCH
■LATTl IVUL I Un KILROY
35
Konzert
Plppo PoMna In NUzMm
NÜZLDERS - Am
12. Mai um 20 Uhr
gastieren Pippo Pol
lina und das Paler
mo Acoustic Quartet
im Sonnenbergsaal
in NUziders. Pippo
Pollina ist ein Fähr
mann zwischen den
Kulturen, dem erbei
seinen ; Auftritten
und mit seinen CDs
gelingt, ; Brücken zu
schlagen. Er schafft
es, Verbindungen zu
knüpfen zwischen Personen, Sprachen und
Schicksalen. Sein Weg ist reich an künstleri
schem, visionärem und menschlichem Aus
tausch. Pippo Pollina ist wieder iuif Tour, um
die Lieder seines ersten Live-Älbums «Bar
Casablanca» zu präsentieren, Begleitet wird
er von den grossartigen Musikern des Paler
mo Acoustic Quartets. Im Repertoire finden
sich neue und alte Lieder, die das Publikum
auf eine Reise durch Zeit und Raum mitneh
men, Es ist Musik zum Träumen, zum Nach
denken, aber auch zum Tanzen. Pippo Polli
na will noch immer Geschichten hören und
erzählen, der Weg ist noch immer weit und
die Lust, ihn zu beschreiben, ist gross. Kar
tenvorverkauf und Infos: Gemeindehaus Nü-
ziders, Tel. 0043 5552 62241 80 oder unter
www.kultpur.at. (PD)
«Unsäglich verletzlich»
Uraufführung von «tKilroy, Stimmen aus dar Subway» im Stadttheater
CHUR - Mar kamt KHray, daa
all afttpagcngrinst *** «W*
varkändat «KHray was hart». In
David Min CafttadK Spracb-
apar «KHray, Stknman
Subway», (Ha am Dnnuacstag,
untar andartm mit Inga Oapm
und Marion MatMs, urautaa-
fttlirt wunfa, bagagnat uns KH
ray in ariMnan IMan auf Urlaub.
»Anw UHTIf
In Jllrg Federspiels Erzählung «Kil-
roy» kommen vom Leben arg ge
beutelte Menschen zu Wort, ent
täuscht, vereinsamt, traumatisiert.
Die Grenze zwischen Fiktion und
Reportage verschwimmt. Die Ver
lierer, denen allein das tagtägliche
Ritual des Herumgeschoben- und
DurchgeschUtteltwerdens in der
New Yorker U-Bahn eine Art Halt
gibt, sind Wiedergänger ihrer
selbst. Ihr biographisches Elend
sprudelt nur so aus ihnen heraus,
immer wieder, mal im geordneten
Monolog, mal in der Kakophonie
des Ensembles.
IMaauf Urlaub
Ein kleines Mädchen - die einzi
ge «Normale» - macht die ent
scheidende Feststellung: Alle wis
sen, dass sie sterben werden. Und
zwar ganz genau. Im Grunde sind
sie schon tot, nur die unheimliche
Figur des Kilroy, der sie abwech
selnd beseelt, bringt die Toten auf
Urlaub vorübergehend zum Leuch
ten: den zwanghaft religiösen Bett
ler, den Imbissbudenkoch mit ge
scheiterten Alaska-Träumen, die
nihilistische Klavierlehrerin, die
lebensmüde Sitzengelassene, das
nymphomane Flittchen, den einsa
men Exboxer, den frustrierten Poli
zisten.
David Sontön Caflisch (Musik)
und Felix Benesch (Libretto) haben
aus dem Text eine Sprechoper ge
macht: der Text wird gesprochen,
doch werden Text und Musik,
Schauspieler und Musiker in ein
Ganzes verwoben, die Grenzen auf
gehoben. Der Regisseur Manfred
Ferrari versetzt die grandios agie
renden Schauspieler sowie die Mu
siker in ständige, rastlose Bewegung
auf der Bühne. Alle wechseln stän
dig die Plätze, gaffen einander an,
weichen einander aus. Die Musik
Caflischs, mit sensationeller Inten
sität gespielt von dem Ensemble ö!
unter der Leitung von Pierre-Alain
Monot, dient nicht etwa nur zur Be
gleitung des Tfexts; der lautmaleri-
sche Soundtrack schafft erst eigent
lich, in Verbindung mit Schauspiel
und Bühnenbild, die bedrückende
atmosphärische Dichte von trostlo
ser Verlorenheit, die «Kilroy» zum
faszinierenden Bühnenerlebnis
macht Von mit brachialer Wucht auf
Akteure und Publikum einprägen
den Dissonanzen über bis hin zu fei
nen, fragilen Klängen, die so schön
sind, dass sie web tun, reicht das
Spektrum dieser grandiosen, durch
und durch beunruhigenden Musik.
Sammlungsprofil oder Augensex?
Podiumsgespräch zum Thema «Sammlungskultur» im Kunstmuseum
VADUZ - Was untarecbaldat aH
na privata van alnar tffant-
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kar und Radaktaur das MHnar
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dan fiaspräcbspartnarn, am
Dannarstag im Kunstmuaaum
»anwumw
«Worum geht es beim Sammeln?
Was ist privates Sammeln, was ist
öffentliches Sammeln?» wollte Ge
org Imdahl, einer der wichtigsten
deutschen Kunstkritiker, von Ursu
la Perucchi (1975 bis 1995 Leiterin
der Graphischen Sammlung und
Vizedirektorin des Kunsthauses
Zürich und 1995 bis 2005 Konser
vatorin der Villa Flora Winterthur),
Carla Schulz-Hoffmann (Stellver
tretende Generaldirektorin der
Bayerischen Staatsgemäldesamm
lungen und Verantwortliche Refe
rentin für die Sammlung Moderne
Kunst der Pinakothek der Moder
ne) und Philipp Guyer (Dozent für
Volkswirtschaftslehre an der Uni
versität St. Gallen und Privatsamm
ler zeitgenössischer Kunst) wissen.
Schulz-Hoffmann antwortete, der
für eine öffentliche Sammlung tem
porär Verantwortliche müsse nach
bestem Wissen und Gewissen
Schwerpunkt und Profil der Samm
lung schärfen. Es sei nicht sinnvoll,
eine Sammlung enzyklopädisch
aufzufüllen. Auch Perucchi unter
strich den repräsentativen Charak
ter einer öffentlichen Sammlung,
Subjektivität spiele allerdings den*
noch iroiMr eine Riolle. «Ohne Be
geisterung für die Sache ist alles
nichts», pflichtete Schulz-Hoff
mann ihr bei.
Guy er erklärte seine Sammlungs
kultur zunächst negativ: Er sei kein
zwanghafter Sammler, kein Samm
ler aus gesellschaftlichen und auch
keiner aus spekulativen Gründen.
Er wolle die Bilder behalten: «Ich
muss einfach Augensex haben um
mich herum, täglich.»
Im wetteren Verlauf des Ge
sprächs wurde deutlich, wie sehr an
gesichts knapper werdender Öffent
licher Budgets Museen auf $e Ko
operation privater Sammler «ge
wiesen sind. Schulz-Hoffmann und
Perucchi schilderten die Gefahren
dieser Abhängigkeit für das sinnvol
le Zögen im Kontext und die Inter
pretationshoheit der Museen. Auch
V
Guyer leiht seine Bilder gelegent
lich - anonym - aus. Sei nicht ohne
hin der Impuls fttr jede grosse Öf
fentliche SansnJung von einem M-
vatsammler ausgegangen? Er be-
meifee ein» «Symbioae» von Samm
lern und Direktoren. Dar VWuaer
Direktor FrMlBinann Malsch,
sprangitai bei und lobte den «pro-
duktiv« Dialog» mitden Privatem.
Die veiltadefte Mttktiritwttion und
das Bröckeln der öffentlichen Haus
halte schale Iber eben auch Raum
für «ftaibevtei», «Personen, die an
ders samrieln als Herr Guyer!»