SAMSTAG, 10. APRIL 2005
« I KULTUR iÄ PRÄCH
Begegnung
LanthchaftsprQjskts: Frttsdi
führt durch Mine Ausstellung
VADUZ - Morgen Sonntag, 17. April 2005
um 11 Uhr, führt der Feldkircher Künstler
Herbert Fritsch durch seine Ausstellung
«Landschaftsprojekte» im Kunstraum Eng
länderbau in Vaduz, welche am letzten
Dienstag vor grossem Vernissagenpublikum
eröffnet wurde. Der Eintritt für die morgige
Führung ist - wie immer - frei.
Vor Jahren hat Herbert Fritsch begonnen,
sich mit Chiffren und Symbolen zu beschäf
tigen, wobei ihn in der letzten Zeit vor allem
die alten Haus- und Handwerkszeichen im
Alpenraum, in Finnland (Lappland) und in
Norwegen interessieren. Mittlerweile hat
Fritsch eine grosse Zahl eigener Psycho-
gramme und Ideogramme entwickelt, welche
eine wichtige Grundlage seiner künstleri
schen Arbeit bilden.
So realisierte Herbert Fritsch verschiedene
ambitiöse Projekte: Die Skulpturengruppe
«Wasserschläfer» (2002) in Usis/Feldkirch,
den «Wächter» (2000), eine Uber 100 Meter
lange Schneeskulptur an der Barentssee in
Norwegen, das «Sonnenzeichen» (2001), ei
ne Schneeskulptur auf dem vereisten Silvret-
tastausee in Vorarlberg, das «Erdsignal 1»
(2003), ebenfalls die Schneeskulpturen in
der Gemeinde Dttns und auf einem bauerli
chen Gut im Appenzellischen sowie das
exorbitante «Erdsignale 2» (2003) auf einem
Getreidefeld eines landwirtschaftlichen An
wesens im St. Galler Rheintal.
—KUNSTRAUM"
EnglAndarbau
9490 Vaduz www.kunttraum.li
Herbert Fritsch versucht in seiner Arbeit
' Natur und Kunst in Einklang zu bringen und
: den Menschen in die Projekte zu integrieren.
Die Zeichen selbst - meistens für einen ganz
bestimmten Ort kreiert - nehmen Bezug zur
Geschichte und zu den besonderen land
schaftlichen Gegebenheiten der Region.
Die Ausstellung «Landschaftsprojekte»
von Herbert Fritsch dauert bis 29. Mai 2005;
weitere Informationen zur Ausstellung und
dem Rahmenprogramm sind im Internet un
ter www.kunstraum.li zu finden. (PD)
Michael Hilti im Gespräch mit Gerwik Epkes im Kunetmuseum
VADUZ - Private
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Gerwik Epkes begann mit einem
Lob für die Ausstellung «Von Paul
Gauguin bis Imi Knoebel - Werke
aus der Hilti Art Foundation», in der
er sich sehr wohl fühle. Dieser
WohlfÜhleffekt brachte ihn auf die
Frage, die den ganzen Abend be
herrschte: «Wann gefällt Ihnen ein
Kunstwerk?» Michael Hilti ist kein
Kunsthistoriker, aber ein Kenner.
Schon seine Eltern haben - «altmei
sterliche» - Kunst gesammelt, seine
Schwester hatte früher eine Galerie
für jugoslawische Naive; er selbst
kaufte in jungen Jahren von einem
Freund in London sein erstes Bild.
Kunst, die er kaufe, müsse für ihn
anregend sein, so Hilti. «Die Welt ist
grausam genug. Warum soll ich mir
da noch Blutbilder an die Wand hän
gen?» Für Hilti macht es einen
Unterschied, ob er für seine Privat
sammlung einkauft oder für die Stif
tung. Über die Ankäufe der Stiftung
entscheidet ein Beirat; jedes Mit
glied hat ein Vetorecht Wer sammle,
müsse sich ein Budget setzen und
eine Richtung vorgeben, im Prinzip
geht es aber immer um das subjekti
ve Gefallen. Kunsthistorische Zu
sammenhänge spielten in der Privat
sammlung im Vergleich mit der Stif
tung eine untergeordnete Rolle.
«MVV MI BwH)
Kunst als Kapitalanlage sei nicht
seine Sache, so Hilti. Schliesslich
wolle er mit der Kunst leben, mit
der er auch persönliche Geschich
ten und Erinnerungen verbindet,
und sie allenfalls vererben und sich
nicht wieder von ihr trennen müs
sen. Mehrmals betonte er, die Hilti
Art Foundation sammle für sich,
nicht für die Öffentlichkeit, auch
wenn sie gelegentlich als Leihgebe-
rin auftrete und er die kommunika
tionsfreundliche Präsentation im
Kunstmuseum ausdrücklich lobte.
Als Epkes seine Fragen gestellt
hatte, kam das Publikum an die
Reihe. Spätestens hier hätte man
sich ein stärkeres Eingreifen Ep
kes gewünscht, der die endlosen
Gesprächsschlaufen, in denen Hil
ti und die Frager aus dem Pubii-]
kum sich verfangen hatten« apa-
thisch über sich ergehen Hess. Die
Frage etwa, warum allgemein Be-
rührungsängste im Umgang mit
moderner Kunst bestanden, blieb
ungeklärt! Unterm Strich wurde
eigentlich nicht mehr gesagt, als
das, was Hilti schon auf Seite sie*
ben des Ausstellungskataloges
schreibt.
Katastrophenzeit am Kirchplatz
Imre-Kert6sz-Lesung mit Hermann Beil im TeK
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Die Lesung fand in intimer, fast
verschwörerischer Atmosphäre
statt: Das Publikum scharte sich auf
der schwarzen Bühne des TaK eng
gedrängt um ein Notenpult. Als
Hermann Beil zu dramatischer Mu
sik aus dem Off mit vorgerecktem
Kinn und geschwellter Brust gra
vitätisch zum Notenpult schritt,
mochte man einer im Publikum
glauben, eine komödiantische Dar
bietung stehe ihm bevor. Doch die
Theatralik war durchaus ernst ge
meint, sie sollte auf «Die englische
Flagge» einstimmen, verfasst von
dem ungarischen Dichter lmre Ker-
t£sz, der 2002 für eine neuartige
Überführung der Erfahrungen des
Einzelnen im Totalitarismus auf
neuartige Weise in Literatur mit
dem Nobelpreis für Literatur aus
gezeichnet wurde. Anhänger der
Totalitarismustheorie fühlten sich
bestätigt: Kerttez sieht in dar post-
stalinistischen Erstarrung Ungarns
nach den Wirren von 1956 das
fer Depression. Lag es an dem
selbstmitleidigen Ton des Textes,
an dessen Spnmghaftigkeit und
drögen Nie-zu-Potte-Kommens
(was war jetzt mit dieser englischen
Flagge?), vielleicht trugen auch
Beils pathetisch gedehnte Vokale
das ihrige bei: Manch einer Saak in
Morpheus' Anne und träumte das
Ende herbei: Beils Kopf schwebte
im Punktscheinwerferlicht noch ei
nen Moment musikumflort im
Nichts, Licht aus, Feierabend.
Weiterwirken des totalitären Wil
lens zu Nivellierung und Auslö
schung, der schon im Mythos Au
schwitz zu sich selbst gekommen
sei. Die 1991 auf Ungarisch unter
dem Titel «Az angol lobogö» und
1999 bei Rowolth auf Deutsch er
schienene, autobiographische Er
zählung «Die englische Flagge» ist
so etwas Kertöszens literarisches
Monument für die Opfer <Je* Stali
nismus in Ungarn. Der Icit-Efzitti»
ler reflektiert als zwanzigjähriger
Journalist die inneren und jjty^rcn
Ereignisse jener Jahre, •dcf «Ka-
tastrophenzeit», und vergeht; die
rastlose Ünnihe.die Mischung aus
Angst und Trotz, die derAäor 'da*
mals tatsächlich so empffaijta tat?
ben mag, in der Rttcksc)^. wieder
lebendig weiden zu lasseä:-literari
sche Schwärmerei, für Bfrnö Sziip
(«Ich bin Ernö Sz6pt») und Tho
mas Mann und rauschhafte Ekstase
angesichts der «Walküre» Wagner*
im gehetzten Wechselspiel mit tie-
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