FREITAG, 15. APRIL 2008
VOLKS
BLATT
THRONREDE
NACHRICHTEN
s
«Langfristige Reformen»
Erste Thronrede S.D. des Erbprinzen vor dem Landtag
nachrichten
(Fortsetzung von Seite 4)
Wir sollten uns überlegen, wie so
ein Wettbewerb der Bildungsinsti
tutionen am besten staatlich regu
liert wird. Mindeststandards müs
sen festlegen, welches Bildungsni
veau auf welcher Stufe jedenfalls
in erreichen ist. Durch geeignete
Hegeln müssen wir auch für die so
zial Benachteiligten möglichst
gleichwertige Bildungschancen si
chern, damit nicht die reichen Kin
der in Schulen abwandern, die sich
die armen nicht leisten können.
Eltern auf
Erzi0hung$aiifgabe
besser vorbereiten
Und wir sollten uns überlegen,
wie Eltern bezüglich ihrer bedeu
tenden Erziehungsaufgabe in den
ersten 3 bis 4 Lebensjahren besser
aufgeklärt, vorbereitet oder unter
stützt werden können.
Eine solche Reform der Bil
dungsstrukturen kann nicht nur den
Bildungsnachfragern ein breiteres
und qualitativ höheres Angebot ge
ben, sondern auch stärker auf die
Bedürfnisse der Lehrkräfte einge
hen, ihnen mehr Entfaltungsmög
lichkeiten bieten sowie sie von ad
ministrativen Aufgaben entlasten.
Dies dürfte wiederum helfen, das
Bildungsangebot weiter zu verbes
sern.
Wir sollten den Mut
il baben, deh^lcbutz
des Lebens umfassend
in der Verfassung
zu verankern
Viertens stehen wir vor der Ent
scheidung, ob wir den Schutz des
menschlichen Lebens von der
Empfängnis an bis zum natürlichen
Tod in unserer Verfassung veran
kern wollen. Weil dies eine grund
legende und langfristig bedeutende
Entscheidung ist, halte ich es für
wichtig, zwar von anderen Staaten
zu lernen, diese Entscheidung aber
selbstständig durchzudenken und
den Mut zu haben, einen eigenen
Weg zu gehen.
Frühe
Bewusstseinsbildung
i
Diese Entscheidung kommt
schon bald auf uns zu. Daher soll
ten wir möglichst früh in dieser
sensiblen Frage eine entsprechende
Bewusstseinsbildung in der Bevöl
kerung erreichen. Meinerseits
möchte ich die Gelegenheit nutzen,
bereits heute einige Gedanken dazu
zu äussern, die ich in dieser Frage
für wichtig halte:
Kernaufgabe
des Staates
Der Schutz des Lebens ist sicher
lich eine Kernaufgabe des Staates,
wenn nicht sogar die wichtigste.
Wahrscheinlich waren die Sorge
um den Schutz des Lebens und der
Wunsch, in Freiheit und Frieden le
ben zu ^ können, entscheidende
Gründe, dass überhaupt Staaten ge
bildet wurden. Der Schutz des Le
bens ist somit implizit in jeder
Staatsordnung verankert und bei
uns auch indirekt über die EMRK
und andere internationale Abkom
men gesichert.
Trotzdem halte ich es für sehr
sinnvoll, den Schutz des Lebens ge
rade heute, in einer Zeit, in der wir
die Kernaufgaben der Staates dis
kutieren, ausdrücklich als oberste
Staatsaufgabe in der Verfassung zu
verankern.
Da der Schutz des Lebens eine
Kemaufgabe des Staates und mit
ein Grund für die Existenzberechti
gung eines Staates ist, sollte er sehr
umfassend sein. Der Staat wird
aber nicht jedes Leben ständig vor
allen Gefahren schützen können.
Und der Staat wird den Schutz des
Lebens nicht zu umfassend gestal
ten können, da er sonst die Freiheit
seiner Bürger erstickt. Allerdings
benötigt selbst jedes noch so libera
le menschliche Zusammenleben
vielfältige Einschränkungen der
Freiheit.
Entscheidung
für das Leben
Bei der Frage, ob menschliches
Leben getötet werden darf, um an
derem menschlichen Leben mehr
Freiheit, Selbstbestimmung oder
materiellen Wohlstand zu ermög
lichen, wird die Abwägung eindeu
tig in Richtung Schutz des mensch
lichen Lebens und Einschränkung
von Freiheit und, Selbstbestimmung
gehen müssen.
Wirhaben uns in der Vergangen-v
hefepreits klar in Richtung Schätz
(Menschlichen Lebens entschi8$
Idinr
• Wir haben die Todesstrafe abge
schafft, damit keiner, auch nicht der
Staat, darüber richten soll, welches
menschlithe Leben schützenswert
ist und welches nicht.
• Wir haben für Angriffe auf
menschliches Leben wie Mord und
Totschlag die höchsten Strafsätze.
• Und wir stellen auch Angriffe auf
ungeborenes menschliches Leben
unter Strafe.
Allerdings zeigen die Bemühun
gen um eine Fristenlösung, dass es
verschiedene Anrichten gibt, wie
das ungeborene Leben am besten
geschützt wird. Es gibt einige, die
die Bestrafung des Ttitens von unge
borenem Leben als unbedingt not
wendig für eine klare Werteordnung
des Staates erachten. Und es gibt an
dere, die meinen, dass das ungebo
rene menschliche Leben besser ge
schützt wiid, wenn das Töten dieses
Lebens innerhalb einer bestimmten
Frist nicht unter Strafe gestellt wird,
weil dadurch mehr Mütter vor den
Problemen einer Abtreibung ge
warnt werden können.
Beide Gruppen bezeichnen aber
den Schutz des ungeborenen
menschlichen Lebens als ihr wich
tigstes Anliegen. Daher sollte eine
umfassende Verankerung des
Schutzes des menschlichen Lebens
von der Empfängnis an in der Ver
fassung aus Sicht der Fristenlö
sungsdiskussion eigentlich kein
Problem sein.
Lebensschutz
in die Verfassung
' W^n wir über den Sbhutz des
. Lebensnachdenken, tollten wir uns
aber nicht mir mit Ver- und Gebo
ten beschäftigen, sondern uns auch
GedanlnjQ machen,
• wie einer ungewollt schwangeren
Mutter besser geholfen werden
kann, 1
• wie kinderreiche Familien durch
den Staat besser gestützt werden
können und
• wie ein Altem und Sterben in
Würde' durch Pflegeeinrichtungen,
Schulung von Pflegepersonal, Hos
pizkarenz und andere Hilfen er
leichtert werden kann.
Wir brauchen mutlgp,
langfristige und
eigenständige
Reformen zu unser
aller Wohl
In meiner Rede anlässlich des
Staatsfeiertages habe ich erwähnt,
dass ich es als eine meiner wichtigs
ten Aufgaben erachte, zum Schutz
von Minderheiteri und zu unserem
langfristigen Wohl klare Worte zu
sprechen, auch wenn sie nicht po
pulär sein sollten. Gerade weil eini
ge der zukünftigen Entscheidungen
von grundlegender langfristiger
Bedeutung sind, möchte ich Sie
und alle Stimmbüiger ersuchen:
• Fällen Sie diese Entscheidungen
nicht danach, ob es Ihrer Partei bei
der nächsten Wahl mehr Stimmen
bringt. Orientieren Sie sich am
langfristigen gemeinsamen Interes
se der Bürger..
• Fällen Sie diese Entscheidungen
nicht, weil andere Staaten so ent
schieden haben. Wir sollten zwar
die Entscheide anderer Staaten stu
dieren. Letztendlich müssen wir
aber die grundlegenden Fragen ei
genständig für uns selbst durchden
ken und treffen. Denn wir haben
andere Voraussetzungen als andere
Staaten. So wären wir heute ohne
eigenständige Entscheidungen we
der Monarchie noch Mitglied des
EWR.
• Fällen Sie diese Entscheidungen
nicht danach, ob Sie oder Interes-
sensgruppen, denen Sie nahe ste
hen, Weniger staatliche Unterstüt
zung bekommen könnten oder
kurzfristig mehr Steuern zahlen
müssten. Sonst haben wir bald ei
nen Staat, der seinen Haushalt nicht
mehr im Griff hat. Nur wenn ein je
der bereit ist, auf zwar lieb gewon
nene aber nicht unbedingt notwen
dige staatliche Unterstützungen
und Vorteile zu Gunsten der wirk
lich Bedürftigen zu verzichten, er
reichen wir einen schlanken und
starken Staat, der sieb auf seine
Kernaufgaben konzentriert
• Verlieren Sie nicht bei ersten Be
denken gegen Reformvorhaben den
Mut und ziehen Sie sich nicht auf
ein Reförmchen mit etwas Feilen
an den Ecken eines bestehenden
aber unbefriedigenden Systems zu
rück. Das hilft auf die Dauer nie
mandem. Sehen Sie diese Beden
ken als Chance, ein Reformkonzept
nochmals kritisch zu hinterfragen
und allenfalls zu verbessern.
• Werfen Sie nicht ein Reformkon-
zept über den Haufen, bevor es
richtig in der Öffentlichkeit erklärt
worden ist, nur weil sich erste Mei
nungsumfragen dagegen ausspre
chen. Nehmen Sie dies vielmehr als
Ansporn, so gut wie möglich allen
Bürgern die Notwendigkeit einer
Reform darzulegen.
• Fallen Sie einfach den Entscheid,
der tatsächlich für uns langfristig
der beste ist
Sehr geehrte Abgeordnete, für
die vor Ihnen liegenden Aufgaben
wünsche ich Ihnen viel Erfolg und
Gottes Segen.
VADUZ - Die nächste Separatsammlung
von Sonderabfällen aus Hanshalten wird am
19. und 20. April durchgeführt. Die Prob
lemstoffe können wie folgt abgegeben wer
den:
• Balzers, 9 bis 11 Uhr
Depwie/Altiiaigpt
• Schaan, 14 Iiis 16.30 Ute
WerkhotfAltstoffsammelstelle
• Eschen, 9 bis 11 Uhr
Mehrzweckgebäude, Essanestrasse
• Gamprin/Bendern, 14 bis 14.30 Uhr
Altstoffsammelstelle/Werkhof
• Schellenberg, 15 bis 15.30 Uhr
Gemeindewerichof Platte
• Ruggell, 16 bis 17 Uhr
Deponie Limseneck
MIttwch, 20. April
• Triesen, 9 bis 11.30 Uhr
Werkhof Altstoffsammelstelle
• Vaduz, 13.30 bis 15.30 Uhr
Entsorgungszentrum Haberfeld
• Planken, 8.30 "bis 9 Uhr
Parkplatz Dreischwestem
• Mauren, 9.45 bis 11.30 Uhr
Deponie Altstoffsammelstelle
• Triesenberg, 14 bis 1S.30 Uhr
Gemeindewerichof Obergufer
Abbeizmittel, Autopflegemittel, Chemika
lien aller Art, Desinfektionsmittel, Düngemit
tel, Farben und Lacke, Fotochemikalien,
Frostschutzmittel, Imprägnierungsmittel,
Klebstoffe, Laugen, Medikamente, Nitrover-
dünner, Pflanzenschutzmittel, Reinigungsmit
tel, Rostschutzmittel, Säuren, Schmiermittel,
Thermometer, Unterbodenschutz usw. (pafl)
Abindww
tadwsi*
VADUZ - Die Regierung hat einen Ver-
nehmlassungsbericht zur Abänderung des
Strafgesetzbuches, der Strafprozessordnung
und des Betäubungsmittelgesetzes verab
schiedet. Mit der vorgeschlagenen Änderung
soll das Übereinkommen der Vereinten Na
tionen gegen die grenzüberschreitende orga
nisierte Kriminalität («Palermo-Überein
kommen») umgesetzt werden.
Die Vernehmlassungsvorläge enthält eini
ge Änderungen des Strafgesetztwehes zur
Vorbereitung der Ratifizierung des Palermo-
Übereinkommens. Es sind dies insbesonde
re:
• Die Abänderung des Tatbestandes des
Menschenhandels;
• die Aufnahme von 12 Vergehen in den \for-
tatenkatalog des Tatbestandes der Geldwft-
scherei;
• die Schaffung des neuen lfctbestandes des
grenzüberscheitenden Prostitutionshandels,
denbildung, der neu «Kriminelle Vereini
gung» heisst und schliesslich
• die Abänderung des Tittbestandes der Kri
minellen Organisation.
schreitende organisierte Kriminalität ver
pflichtet die Staaten 4azu, ihre gesetzlichen
Vorschriften im Kampf gegen länderüber
greifend tätige kriminelle Organisationen an
zupassen, Transnationale Akteure in der Welt
des organisierten Verbrechens haben die Glo
balisierung, erleichterte Handelsströme und
bessere Verkehrswege für ihre eigenen
Zwecke nutzen können. Strafverfolgung und
Strafgerichtsbarkeit sind aber durch Bestim
mungen der jeweiligen nationalen Ordnung
in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt
und haben zunehmend Mühe, oiganisieite
Kriminelle, die in mehreren Ländern aktiv
sind, effizient zu verfolgen.
Für die internationale Zusammenaibeit ist
es daher von entscheidender Bedeutung, eine
gemeinsame Grundlage für eine solche kon-
zentrierte Zusammenarbeit zu schaffen,
strafwürdiges Verhalten gemeinssiiÜ festzule
gen und die Begriffewelten anzUpMien, da
mit die justizielle Zummroenarbcit leichter
und rascher greifen kann. (pafl)
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