80
uralte Burg keck hervor, wie ein Geierhorst.
Dunkle Tannen umschatten die trotzige Veste,
durch das dichte Gezweige fallen nur spärlich
die Sonnenstrahlen. Gespensterhaft umgaukeln
sie mit tanzenden Lichtern die verödete Burg.
Der Steinadler in seinem stolzen Flug umkreist
sie und das Brausen und Tosen des nahen Berg
baches, der sich gewaltsam in der Schlucht sein
Rinnsal bahnt, dringt aus der Tiefe zu ihr empor.
Da droben hauste Ritter Isegrim, aber nur selten,
denn selbst der Halle weiter Raum, kam ihm
erdrückend eng vor. Er durchstreifte lieber
Wald und Flur, auch zur Winterszeit, wenn der
Nordsturm den Schnee von den Tannen fegte,
wanderte Isegrim im Bärenfellmantel gehüllt,
durch den schneeumwehten Forst. Warm pul
sierte ihm das Blut in den Adern! Nie plagte
ihn Langweile, er war ein schweigsamer Mann,
eine tiefinnere Natur, der sich eine reiche Ge
dankenwelt voll erschloss. Die Jagdfreuden ge
währten ihm das grösste Vergnügen. Kühnheit
und Stärke blieben ihm treue Gefährten. Nicht
scheute er den Weg auf den höchsten Berg,
wo des Gletschers bläulich schimmernde Eisfelder
felsenurakettet, in ewiger Todeserstarrung ruhen.
Dort spannte Isegrim den Bogen auf den Stein
bock. Der Pfeil trifft den König des Hochwildes,
welcher zusammen bricht . . ., ein Zucken durch
rieselt den starksehnigen Körper des Tieres. Da