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Nun erzählte sie Hilda mit lebhaften Worten:
„Kürzlich hielt mein Vater in unserm Burghofe
ein Turnier, Zahlreich erschienen die Ritter,
wir Damen thronten hoch oben, auf dem be
kränzten Baikone. Der Kampf begann . . . heissa
. . . die schlugen tapfer drein! Ein Edler von
Reichenstein trug den Sieg davon. Da trat in
den Fechtring ein Knabe, lang aufgeschossen,
spindeldünn . . ., angethan mit Panzer und
Harnisch, bewaffnet mit Lanze, Spiess und Schild.
Keck stand er mitten im Ring und rief: „Ich
breche eine Lanze- für das tugendreiche, holde
Jungfräulein Gerda von Trisun! Trotzig warf
er den eisernen Handschuh vor die Ritter hin.
Da meldet sich sein Gegner. Hilda . . ,, den
hättest du sehen sollen, gestaltet wie ein Wein
fass. Hu . . . dachte ich, das wird ein blutig
Ringen absetzen und gab ein Zeichen, dass ich
auf dieses ungleiche Lanzenbrechen gerne ver
zichte. Doch die Beiden stürzten auf einander
los, es sah fast aus, als kämpfe der Riese Goliath
mit dem Hirtenknaben David. Flink, wie eine
Katze war der junge Ritter, bald lag der Um
fangreiche blutend am Boden. Lachend klatschte
Alles dem jungen Manne Beifall zu. Die Damen
verteilten nun die Kränze unter die Sieger.
Mein Lanzenbrecher kam zu mir auf den Balkon,
ritterlich beugte er das Knie vor mir, allein als
er das Visier des Helmes aufschlug, da schaute