Volltext: Gutenberg-Schalun

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bannen. Hilda machte eine abwehrende Bewe 
gung und erwiderte: „Wolf lass’ das heute am 
hellen Frühlingsmorgen! Gewiss, so wie du ver 
steht Niemand Geistergeschichten zu erzählen, 
aber ich höre dieselben lieber dort auf der Stein 
bank am Abend, wenn die Strahlen des Mondes 
gespensterhaft durch die Lücken der Zinnen 
huschen. Wolf hart halte mir treue Wache, an 
doppeltem Solde, dazu ein neues Lederwamms, 
an dem soll es dir bei der Rückkehr meines 
Vaters nicht fehlen. Ich muss hinunter in die 
Burg.“ Noch einmal nickte ihm Hilda freund 
lich zu, dann eilte sie die Treppe hinab. — 
Den hohen Turm zierte ein Rundgang. Dröh 
nenden Schrittes umwanderte ihn Wolf hart, sein 
scharfes Auge spähte hinab ins Thal, ob nichts 
Feindliches in Angriff zu nehmen sei. Beruhigt 
setzte er sich an die Sonnenstrahlen und hielt 
laut folgendes Selbstgespräch: 
„Hilda ist ein gutes Fräulein . . . ganz anders, 
als sonst die adeligen Weibsbilder zu sein pflegen. 
Ich der alte Wolf hart, seit 30 Jahren unbeschol 
tener Wächter des Thores . . . ., weiss doch was 
sich schiekt. Letzten Montag sandte mich Graf 
Ulrich auf die Veste Werdenberg, wo gerade 
ein Dutzend adeliger Weiber in den Schlosshof 
ritten. Brr... hatten die Schleppen an den Röcken, 
gewiss 4 Ellen lang. Stehe da stramm hin und 
gaffe in die faden Milchsuppengesichter und flugs
	        

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