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derb und weitläufig vor. Kurzum Hilda konnte
den brummigen Thorwart lenken — er wäre für
sie durchs Feuer gesprungen. Heute rief sie ihm
von weitem zu: „Guten Morgen, Wolf! Nun ist
mein Vater fort, ich bin jetzt Herrin von Guten
berg. Weisst du, Thor Wächter, walte bei dieser
Gelegenheit klug und vorsichtig. Du kennst
meinen Befehl: Lass’ mir ja Niemand herein, ohne
genaue Prüfung.“
Wolf hart entgegnete: „Fräulein, das schwöre
ich Euch“, dabei schlug er mit seiner arbeits
rauhen Hand auf den Tisch, dass derselbe in
den Fugen krachte, „Niemand kommt mir herein!
Durch das Thal ziehen wieder viele fahrende
Sänger und welsche Kaufleute, zudem ist es
gegenwärtig auch nicht geheuer mit den Raub
rittern.“
Wolf hart richtete sich stramm in die Höhe,
vor Hilda stand er wie ein Riese. Rasch langte
er von der Wand ein uraltes Schwert, dessen
scharfgekrümmte Klinge liess vermuten, dass
es aus dem Lande der Hunnen stamme. So
lange Wolf hart den Turm bewohnte, hing das
Schwert in der Wächterstube. Wie es in die
Burg gekommen, darnach frug Keiner. Wahr
scheinlich, als die Hunnen 11 ) dem Rheine ent
lang über Churrätien nach Italien zogen, ist es
einem der gelben Hunnensöhne abgejagt worden.
Seit langer Zeit prangte das Schwert dort an