Volltext: Gutenberg-Schalun

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Zum Thore herein sprengte Herr Walter. 
Ein gewaltiges Hurrageschrei stimmte das Volk 
an. Walter hob Hilda vom Pferde und führte 
sie unter die Linde, wo ein Page den beiden 
den rechten Schuh löste. Hilda trat mit dem 
entkleideten Fusse in Walters Schuh. In männ 
lich stolzer Haltung stand der junge Ritter da, 
er ergriff Hildas Hand und rief mit freudig er 
regter Stimme: „Vasallen und Leibeigene! Schauet 
da mein Weib!“ 
So heischte es eine uralte Sitte, die Ver 
mählung kund zu thun. Aller Augen hingen an 
dem jugendlich schönen Paare, endloser Jubel 
durchbrauste den Hof. Das Echo der nahen 
Bererschluchten wiederholte: „Willkommen, Frau 
Hilda!“ 
Sie senkte in mädchenhafter Verwirrung er 
rötend den Blick. 
Selbstbewusst schritt durch die Menge die 
Herrin von Schalun, Walters Mutter. Ehrerbietig 
wurde ihr Platz gemacht, sie nickte herablassend 
dem grüssenden Volke zu. Auf ihrem Gesichte 
lag herbe Entschlossenheit, die jeder Freundlich 
keit den Zugang verschloss. Höflich aber kalt 
empfing sie die junge Frau. 
Hilda küsste ihr stumm die Hand, eine Thräne 
fiel darauf. 
Da erwachte im Herzen der stolzen Frau ein 
Gefühl wie Mitleid für das verwaiste Edelkind.
	        

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