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Einfach klangen Weise und Lautenbegleitung,
allein ihre Stimme hatte etwas Weiches, was
zum Herzen drang. „Wie wohl solch’ ein Lied
lein thut“, rief Walter, mit herzlichen Worten
dankte er ihr.
„Da fällt mir ein“, fuhr er fort, „ich bin im
Besitze des Barlaam und Josaphat, gedichtet von
Rudolf von Ems 9 ), einem Dienstmann der Mont-
forter. Es ist eine herrliche „sanfte lere“ 10 ), sinnig
erzählt und gar erbaulich zu lesen. Nicht wahr,
edles Fräulein, Ihr erlaubt mir, Euch dieselbe
zu senden, auch einige Lieder von Walter von
der Yogelweide. Sein Sang zeichnet sich durch
wunderlieblichen Klang aus. Wintersöd’ und
rauh ist es jetzt noch auf Schalun“, sprach der
junge Ritter lebhaft — „seltsam, noch nie habe
ich das so empfunden. Welcher Duft entströmt
doch den Blüten, innig bitte ich um ein paar
Blumen.“ Errötend senkte Hilda ihr Antlitz
über den Blütenstrauss, doch scherzend sagte
sie, indem sie Walter einige Veilchen reichte:
„Herr Ritter, verratet mein Geheimnis nicht und
möge mit diesen Veilchen auch der Frühling
Einkehr auf Euerer Burg halten.“
Graf Ulrich kam festen Schrittes zurück in
die Erkerstube. Auf seinem Antlitz lag der Aus
druck übler Laune, wie auf dem eines Mannes,
welcher schlechte Nachrichten empfangen. „Herr
Ritter von Schalun“ sprach er, „auf das Jagd