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,.Edles Fräulein“, sprach Herr Walter, „wir
wollen zusammen die Würfel versuchen?“
„Verzeihet Herr Ritter“, versetzte sie, „die
Fahne muss heute noch fertig werden. Zudem
möchte ich Euch als Spieler erst kennen lernen.“
Graf Ulrich fiel ihr ins Wort: „Hilda, was
suchst du dich klug auszureden. Ja, die Weiber
fürchten sich vor den Buchstaben und Zahlen.“
Da stand der Edle von Nidberg auf, seine
kleine, hagere Gestalt überragten die anderen
Ritter fast sitzend, laut hub er an: „Einen Vor
schlag mache ich, ein jeder bestimme eine Gabe,
um die würfeln wir dann zusammen. Ich setze
einen Weinberg aufs Spiel. Der liegt am Ge
lände meiner Burg Nidberg. Wer ihn gewinnt,
dem verbrief’ und beurkunde ich es gleich.“
Das brachte er in einem Tone vor, als sei
er bereit, den wertvollsten Weinberg auszuspielen.
Indes hatte der geizige Nidberger alles reiflich
erwogen. Das „wingärtlin“ war klein, zudem
in der nördlichsten Lage der Halde. Sein Torkel-
raeister lag ihm schon längst in den Ohren, die
Reben darin auszurotten. Letzten Herbst sprach
zu ihm noch der sachkundige Mann: „Das Ge
wächs ist krank, der Trauben spärliche Zahl
rötet sich kaum, schlecht steht es mit ihrer
Reife, denn Michaeli ist vorüber.“
Allein die Ritter kannten den Weinberg
nicht. Der Nidberger spielte denselben nur
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