Volltext: Gutenberg-Schalun

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Dann blies er zum Turmfenster hinaus, kraftvoll 
verhallten die wuchtigen Klänge . . . ein bar 
barisches Tongemisch . . . Melodie und Harmonie 
standen miteinander auf dem Kriegsfusse, denn 
Wolf hart besass kein Musikgehör. Schuld daran 
war er wahrlich nicht! Wolfharts Wiege stand 
weltabgeschieden auf dem einsam gelegenen 
Guscha 53 ) unter dem Palknis. Seine Mutter sang 
ihm nie ein Schlummerlied, das besorgten eifrig 
die Nachteulen des nahen Waldes, ihre schrillen 
Wiegenlieder klangen grell herauf bis unter das 
elterliche Dach des kleinen Wolf. Dieser Ein 
druck blieb ihm fürs ganze Leben. 
Tapfer stiess der Thorwart nochmals in’s 
Horn, dazu heulte der Föhn, als fühlte er sich 
verpflichtet, die Musika mit klagendem Sange zu 
begleiten. Unsern guten Wolf hart irrte das 
wenig — sonderbar, es kam ihm schier vor, als 
hätte das Horn noch nie so süss, so lieblich ge 
klungen. Am Schlüsse zitterten die Töne in der 
Turmstube leise nach, er aber fuhr sich gerührt 
mit dem Ärmel über die Augen. Schallendes 
Gelächter drang aus dem Burghöfe zu ihm herauf. 
Fröhlich rief Graf Ulrich; „Wolfhart, das 
Stücklein hast du brav zum Willkommen ge 
blasen, doch für heute genug. Hol’ dir zum 
Lohn einen Humpen Wein.“ 
Den Schalunern befahl er einen Trunk zu 
reichen und beriet mit dem Schaffner, was für
	        

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