205
der Steinbank sass Hilda, bei ihr standen einige
Mägde, die entnahmen aus grossen Truhen
Wäsche und Kleider. Hilda verteilte sie unter
die Kriegsknechte. Ehrerbietig dankten ihr die
liederlichen Gesellen, vor dem Burgfräulein hatten
alle eine wahre Achtung.
Herr Walter erblickte Hilda, rasch gab er
dem Knappen die Zügel und eilte zu ihr hin.
Errötend erhob sie sich. Walter küsste ihre
Hand. „Edles Fräulein,“ sagte er laut, „wie
herzlich freue ich mich, Euch wiederzusehen.“
Blinzelnd stiessen einander die Mägde mit den
Ellbogen, dabei konnten sie ein Kichern kaum
unterdrücken.
„Jetzt zur Kriegszeit,“ entgegnete Hilda rasch,
„wird dem Vater ein mutiger Degen willkommen
sein.“ Walter bot ihr ritterlich den Arm, sie
traten aus dem Bogengang. Die Soldknechte
machten ihnen Platz.
Leise sprach Walter: „Hilda, wie glücklich
bin ich, dass ich nach so langer Zeit dich wieder
begrüssen darf. Gross war meine Sehnsucht
nach dir. Liebste, du weisst, ich verpfändete
damals deinem Vater mein Ritter wort. Rothaida,
die Waldfrau, gab mir vorgestern deinen Per
gamentstreifen und gleich Hess ich rüsten.“
„Walter,“ erwiderte Hilda, „wie soll ich dir
das danken, ein grosses Opfer hast du mir ge
bracht. “