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dender Zug lag ihm um die bärtige Lippe,
„Ritter wendet rasch Euren Gaul zur Heimkehr!
Bei der jetzt kriegerischen Zeit kommt mir
Niemand ohne Losungswort in die Burg.“ Ein
gottloser Fluch entfuhr dem Thorwart, dann
polterte er heraus; „Item, wenn Ihr schon wähnt,
der alte Wolfhart sei so dumm, dass man auf
ihm dreschen könne, wie auf einer Tenne , . .
auf den Kopf ist er doch nicht gefallen. „Kreuz-
sternenholzklotz . . . ich merke aus welchem
Loche der Wind pfeift!“
Herr Walter wollte auf brausen, allein er
kannte zur Genüge die Halsstarrigkeit des Alten.
Hatte der sich etwas in den Kopf gesetzt, so
hing er fest daran, wie ein Eiszapfen, der am
kältesten Wintertag am Dachgiebel oder Brunnen
rand klebt.
Deshalb zog Walter ein Büchslein hervor,
das war aus Wachholderholz geschnitzt, darin
lagen Hildas Armreif, sowie der Pergamentstreif.
Darauf schob Walter Ring und Pergament durch
die Maueröffnung, dicht vor die plattgedrückte
Nase des Thorwächters. Das rief bei dem närri
schen Kauz eine andere Wirkung hervor. Wolf
hart schnellte empor; Staunen und Verlegenheit
malten sich zugleich auf seinem Antlitze, dazu
schnitt er ein solch’ verblüfftes Gesicht und
kratzte bedenklich in seinen Haaren. Unwill
kürlich erregte sein Gebaren Walters Lachlust.