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durcheinander, als tanzten sie auf Wolkenwogen
einen tollen Reigen. Durch das Thal rauschte
wild der Föhn. Er ist ein unliebsamer Gast,
denn unter Sturm und Tosen zieht er ein wie
ein siegreicher Feldherr durch’s Land, mit
stürmender Gewalt macht er überall seine Herr
schaft geltend. Und dennoch ist ihm das Volk
zum Danke verpflichtet, weil er im Frühling die
gewaltigen Schneemassen oft in kurzer Zeit von
den Bergen fegt und im Herbste die köstliche
Reife der Früchte befördert.
Auf der Veste Gutenberg haust der Föhn
mit wahrer Frechheit. Herr Walter musste sich
auf dem Pferde festhalten, bis er endlich müh
sam das Thor erreichte. Immer tollkühner wütete
dieser Sturmwind, das Banner auf dem Turme
wehte flackernd, der Wetterhahn drehte sich
klirrend, dazu heulte der Föhn in klagenden
Tönen, abwechselnd mit schrillem Pfeifen. Walter
liess mehrere Male den schweren Thürklopfer
dröhnend erschallen.
Da erschien Wolf hart an der Maueröffnung.
Forschend schaute der Thorwart hinaus, gleich
einem Fuchse, der spähend Rundschau hält und
nicht eher den Bau verlässt, bis er völlig reine
Luft wittert.
Ungeduldig rief der Schaluner: „He Wolf
hart, aufgemacht! Warum das Zögern?“
Wolfhart erwiderte bissig, ein unheilverkün