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„Vater, du schaust Alles viel zu schwarz,“
erwiderte Hilda, „deshalb . . da schmetterte
ein Ton von harter Klangfarbe in das Gemach
und unterbrach die Rede des Fräuleins. Der
Thorwart verkündete mit dem Horn die An
kunft eines Gastes. „Wer wohl kommen wird?“
frug Hilda neugierig. Schon meldete ein Knappe;
„Herr Ritter Walter von Schalun.“ „Willkommen!“
rief der Burgherr. Im Rahmen der Thüre erschien
ein Ritter gross und schlank, mit offenen Ge
sichtszügen, sonnegebräunt. Schwarze Locken
ringelten sich auf seine kraftvoll gebauten Schul
tern, Geist und jugendliche Fröhlichkeit leuch
teten aus den dunklen Augen. Wie er so da
stand in seiner frischen Manneskraft, nach da
maliger Sitte, in bunte Rittertracht gehüllt, fand
selbst der alte Graf an ihm Gefallen. — „Will
kommen, Herr Walter von Schalun“, sagte er
freundlich. „Was führt Euch auf meine Burg?“
Da grüsste Ritter Walter höflich, tief neigte er
sich auch vor des Grafen blondem Töchterlein.
Sie nahmen an dem Tische Platz. Hilda stickte
weiter, rote und blaue Borden in weisses Linnen.
„Graf Ulrich“, sprach Walter: „ich bringe Euch
eine Einladung zur Bärenjagd, welche auf morgen
gegen Profatscheng hin anberaumt ist, daran
nehmen viele Ritter der Umgegend teil. Herr
Graf, Ihr dürft dabei nicht fehlen. „Gerne
nehme ich die Einladung an“, erwiderte der