Volltext: Gutenberg-Schalun

9 
Adler, der trägt in den Krallen eine Ölschale. 
Des Erkers Eingang deckt zur Hälfte ein Teppich 
von köstlichem venetianischem Gewebe, welcher 
leicht zurück geschlagen eine leuchtende Farben 
pracht entfaltet. Dicht an das Kamin gerückt 
ist der hohe Lehnstuhl, weit überdacht, ein Prunk 
stück frühgothischer Kunst. Darin hält Ulrich 
von Gutenberg sein Mittagschläfchen. Ein Mann 
von stattlicher Erscheinung. Die Zeit hatte zwar 
tiefe Furchen auf seine Stirne gegraben, ehr 
würdig wie Runen auf einer Gedenktafel. Das 
scharfgeschnittene Antlitz drückt trotz des fried 
lichen Schlummers eine Energie aus, welche 
durchblicken lässt, dass er sein vorgestecktes 
Ziel auch mit Mannesmut zu erstreben weiss, 
ohne das stolze Haupt unter fremder Herrschaft 
zu beugen. Über Hildas Gesiebt gleitet ein 
Lächeln, leise ... leise, Schritt für Schritt schleicht 
sie zu ihrem Vater hin. Mutwillig legt sie die 
Frühlingsblüten in seine Hände. Erschrocken 
fährt Graf Ulrich empor und reibt sich die schlaf 
trunkenen Augen. „Vater,“ ruft Hilda freudig, 
„der Frühling ist da!“ Allein der Graf spricht 
barsch: „Warum hast du meinen Schlaf gestört? 
Hilda, die strenge Zucht, welche dir im adeligen 
Fräuleinstift zu Lindau eingeprägt ... was wird 
daraus!“ Am Boden lagen die Blumen. Hilda 
sammelt dieselben, Thränen stürzen ihr aus den 
Augen. Nicht die Worte, sondern des Tones
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.