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„Nun . . tönte es ungeduldig von den
Lippen der Edlen von Schalun.
Da stand Walter in männlicher Haltung vor
seiner Mutter und sprach ein festes: „Ja Mutter,
und zwar des Gutenbergers blondes Edelkind.“
Erstaunen und Arger flogen zugleich über
ihr Antlitz, sie that Einsprache. „Das gebe ich
niemals zu, der Graf von Gutenberg nahm teil
an Kaiser Albrechts Ermordung. Keine Maid
mit makelhaftem Namen darfst du dir zum Weibe
erküren.“
Walter aber entgegnete: „Hilda oder keine
wird mein Weib, denn schuldlos ist sie. Letzten
Sommer war’s, nach der Sunnwendfeier, da trat
ich vor den Grafen von Gutenberg hin, ritter
lich warb ich um Hilda. Höhnisch wies er mir
die Thüre, seine Tochter werde er dem reichen
Freiherrn von Brandis vermählen. Das Blut
kochte mir in den Adern, seither sah ich
die Veste Gutenberg nicht wieder, aber eine
Ahnung macht mich seligstark: Hilda bleibt mir
treu in Freud’ und Leid ! Mutter, lerne sie kennen
und schätzen.“
Um den Mund der alten Frau zuckte ein
ungläubiges Lächeln. „Walter“, sprach sie,
„darin habe ich mehr Erfahrung, lass ab, es ist
ein gefährliches Spiel. Der Sinn einer jungen
Maid gleicht einem Grashalm oder einer Feld
blume, die jeder Windzug schwankend streift.