118
Wesen, gewann ihm die Herzen der Untergebenen
nicht, was oft mit Güte geschehen wäre, unter
blieb aus Trotz. Walter, es ging nur Schritt für
Schritt vorwärts, doch gelang es mir, der grössten
Not zu steuern und allmälig den Wohlstand der
Güter zu gründen. Hemmende Schwierigkeiten
treten dir keine mehr in den Weg, doch vor
dir liegt ein weites Feld offen, als Mann aus
eigener Kraft das häusliche Glück aufzubauen
und dein Besitztum zu mehren. Sie zog die
Urkunde hervor und reichte sie Walter hin.
Von heute an bist du Herr von Schalun.“
Walter küsste bewegt ihre Hand, indem er
sprach: „Mutter, wie soll ich dir das danken,
all das Leid hast du allein getragen. Sonnig
und fröhlich waren meine Kindertage, nie liessest
du mir dein herbes Geschick fühlen. Jahrelang
musstest du Selbstverleugnung üben und schwere
Opfer bringen. Mutter fuhr er warm fort, dein
Bild voll hoher Frauenwürde hat sich schon
früh in meiner Kindheit tief in mein Herz ge
graben,“
Die Frau von Schalun unterbrach ihn: „Unsere
Besitztümer sind nicht so bedeutend, wie du
vielleicht vermutest. Hast du auch schon daran
gedacht, dir eine Burgfrau zu suchen?“
Die Frage kam so plötzlich, so unvermittelt,
in Walters Gesicht schoss eine Blutwelle. Er
machte sich am Kohlenbecken zu schaffen.