Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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besitze Pfäfers widerrechtlich. Dagegen antwortete der Bischof 
und sein Anwalt: Gozald, der Dekan des Klosters St. Gallen, 
habe die Verträge, die wegen Pfäfers zwischen seinem Oheim 
und ihm und St. Gallen geschlossen worden, nicht gehalten und 
überdies noch das ihm entrissene, was ihm mit Recht gebühre. 
Solches sei dem Volke von Churwalchen bekannt. Aus diesem 
Grunde habe ihm König Konrad Pfäfers zugesprochen, wovon 
er die Urkunde in Händen habe. Diese wurde vor Gerickit ver 
lesen. Hierauf forderte Herzog Burkard die Richter auf, nach 
römischem Recht ihr Urteil zu sprechen. Zugegen waren 43 ro 
manische Richter und 17 alemannische. Sie sprachen: Weil Go- 
zald, der Dekan, und sein Anwalt durch rechtmäßige Zeugen 
aus Churwalchen den Bischof Waldo und dessen Anwalt nicht 
hätten widerlegen können, seien ihre Klagen und Ansprüche 
unbegründet. 
Mit dem König Rudolf von Kleinburgund schloß Herzog 
Burkard Frieden und gab ihm seine Tochter Bertha zur Ge 
mahlin, welche die schöne Adelheid, die nachmalige Gemahlin 
des Kaisers Otto I. gebar. 
Herzog Burkard II. fand seinen Tod in Italien. Er wollte 
seinem Schwiegervater Rudolf, der König von Italien gewor 
den war, Hilfe bringen, da derselbe von einer Gegenpartei be 
drängt wurde. Burkard rückte voraus, um Mailand auszu 
kundschaften; als er gegen Jvrea ritt, wo das Hauptheer war, 
sah er sich von Scharen von Wälschen überfallen, denen er 
nur durch die Flucht entgehen konnte. Schon war er vor 
Ivreas Mauern, als sein Pferd in den Stadtgraben stürzte 
und er so seinen Tod fand (926). 
Seine Gemahlin Regilinde, aus dem Stamme der Grafen 
von Rellenburg, hatte ihm einen Sohn geboren, Burkard III.; 
da er aber minderjährig war, setzte König Heinrich den Grafen 
Hermann aus Franken zum Herzog über Schwaben und Rä- 
tien, welcher, um im Herzogtum Anhang zu gewinnen, Bur- 
kards II. Witwe zur Gemahlin nahm. 
Im gleichen Jahre, da Burkard II. starb, schreckte eine 
andere trübe Botschaft das rätifche Volk. Die wilden Ungarn 
drangen vor bis St. Gallen. Der Abt und die Mönche hatten 
sich geflüchtet. Das Kloster wurde geplündert; die hl. Wibo- 
rada, welche in einer Klause in der Nähe desselben lebte, er 
litt den Martertod. Auch unsere Gegend blieb nicht verschont; 
in kleinen Haufen überschritten die Ungarn wiederholt die 
Alpen und verwüsteten unsere Gegenden. König Heinrich strafte 
den Uebermut der Ungarn durch die blutige Niederlage bei 
Merseburg. Er starb am 2. Juli 936. Rätien sah er nie; doch
	        

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