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Der junge Burkard war aus der Verbannung zurückge
kehrt; er sah die Feinde seiner Familie, die Grafen Erchanger
und Bertold, mit dem Bischof Salomo und dem König Konrad
selbst im Streit. Gegen den Letzteren empörten sie sich, wur
den aber gefangen und hingerichtet (917). Da erhielt Burkard
die Herzogtümer Schwaben und Rätien. *) Von nun an blieb
Rätien mit Schwaben oder Alemannien vereinigt.
Burkard II. waltete streng, aber gerecht. Die Großen
hielt er im Zaume, gegen seine Kriegsleute war er freigebig.
Er schlug den König Rudolf von Kleinbugund, mit dem er
wegen der Grenzen in Streit geraten war, bei Winterthur
(919).
König Konrad I. war im Jahre vorher gestorben. Zu
seinem Nachfolger hatte er sterbend den Herzog Heinrich von
Sachsen empfohlen, der sein erbittertster Gegner gewesen war.
So wurde Heinrich I. König der Deutschen. Durch Klugheit,
Tapferkeit und Vorsicht schirmte und erweiterte er das Reich.
Er war es auch, der zur Sicherheit desselben namentlich ge
gen die Ungarn, die Anlegung von Städten und befestigten
Burgen betrieb, weshalb er den Namen „Städtebauer" erhielt.
Diesem Könige wollte sich Herzog Burkard nicht fügen;
beugte aber seinen stolzen Sinn, als er die gewaltigen An
stalten des Königs gegen sich und die schrecklichen Verwüstungen
seines Landes sah, und unterwarf sich ihm auf dem Reichstag
zu Worms, wohin er sich mit Bischof W a l d o von Chur be
geben hatte (920). Er behielt seine Würde als Herzog der Ale
mannen von Gottes Gnaden, mußte aber auf alles königliche
Gut und auf die königlichen Rechte verzichten.
Waldo war im Jahre 914 zur bischöflichen Würde von
Chur gelangt. AIs Neffe des Bischofs Salomos von Konstanz
war er in St. Gallen erzogen worden, und erhielt sehr frühe
die Abtei Pfäfers, jedoch unter der Bedingung, daß, wenn
er zur bischöflichen Würde gelange, Pfäfers an St. Gallen
zurückfallen, er aber dafür mit Bußnang entschädigt werden
sollte. Roch unter dem König Konrad I. entstand deswegen
Streit, da Waldo zur bischöflichen Würde gelangte und nun
Pfäfers herausgeben sollte, ohne daß ihm Bußnang eingeräumt
wurde. Der König entschied für Bischof Waldo. Die gleiche
Sache ward vor Herzog Burkard I. gebracht, als er zu Vi-
nomna an offener Mallstatt zu Gericht saß (920). Gozald, der
Dekan des Klosters St. Gallen, trat mit mehreren Mönchen
und seinem Anwalt vor den Herzog klagend: Bischof Waldo
0 Als solcher wird er Burkard I. Herzog von Alemannien genannt.