Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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daher die Feinde zuerst auf dem Hals haben und sei deswegen 
nicht rötlich, sich aller Mannschaft zu entblößen. 
So wurden die Landammänner Lorenz Tschetter von 
Schaan und Franz Josef Nescher von Gamprin nach Ulm ge 
schickt mit Empfehlungsbriefen vom Oberamt. Sie brachten 
die Nachricht zurück: die Sache sei nicht so gemeint gewesen, 
wie die Gemeinden sie aufgefaßt hatten. Das schwäbische Kreis 
direktorium wolle nur ein Verzeichnis der waffenfähigen Mann 
schaft und Vermehrung des Kontingents. Man schickte also noch 
einen Reiter und vier Mann zu Fuß und später noch zehn 
Mann und gab das verlangte Verzeichnis. Im Dezember 1794 
kamen österreichische Truppen nach Vorarlberg; ein Teil davon 
wurde auch in das Liechtensteinische verlegt und verursachte 
dem Lande große Kosten. Besonders schwer wurde im folgenden 
Jahr die Gemeinde Balzers heimgesucht. Während eines heftig 
wehenden Föhns brach am 22. Oktober Feuer in einem Hause 
aus, welches so reißend schnell um sich griff, daß in kurzer Zeit 
70 Häuser samt Kirche und Pfarrhof in vollen Flammen stan 
den. Ans Löschen war umsoweniger zu denken, da die Leute 
auf dem Felde beschäftigt waren. So heftig war der Föhn 
sturm, daß er Funken ins Wartauische über den Rhein trug 
-und dort Häuser in Asche legte. Das Unglück traf um so här 
ter, weil der größte Teil der Feldftüchte und alles Heu ein 
geerntet waren und 40 Familien ohne Obdach und ohne Mittel 
zum Unterhalt waren. Drei Personen verloren durch den 
Brand das Leben. Der damalige Landvogt Wenzinger nahm 
sich der Verunglückten mit edlem Eifer an und vom Inland 
und dem Auslande kamen milde Spenden. 
So kam das Jahr 1796. In Italien erhielt den Oberbe 
fehl über die französische Armee Napoleon Bonaparte. Gr 
schlug die Oesterreicher in mehreren Treffen nach einander und 
besetzte Mailand. Die Oesterreicher wurden ins Tirol zurück 
gedrängt, wo sich das Volk bewaffnete und die Pässe besetzte. 
Nur Mantua hielt sich und ein gewaltiger Kampf entspann 
sich um den Besitz desselben. Die italienischen Staaten Parma, 
Sardinien, Modena, Neapel, der Kirchenstaat schlossen Frieden 
oder Waffenstillstand. Die raschen Fortschritte der Franzosen 
in Italien erregten große Bestürzung im Liechtensteinischen 
und in Vorarlberg; denn man glaubte, sie werden durch Grau 
bünden, welches man für französisch gesinnt hielt, in das Reich 
dringen. In Vorarlberg bewaffnete sich das Volk. Der Land 
vogt Menzinger berief ebenfalls die Vorsteher der Landschaften 
Vaduz und Schellenberg zusammen und forderte sie auf, da 
hin zu wirken, daß das Volk sich freiwillig bewaffne. Die Ge
	        

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