Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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ein besserer Ersatzmann verlangt. Im November wurden sie 
nach Rastatt instradiert. Das Reichsheer erschien so, jedoch nicht 
vollständig gerüstet, aus dem Kriegsschauplatz. 
Anders war es in Frankreich. Die Veränderungen folgten 
Schlag auf Schlag. Die Ordnung löste sich auf; die Großen 
verließen das Land; das Volk waffnete sich; die Linientruppen 
fielen ab; vergeblich versuchte der König die Flucht. Die Ver 
fassung, welche die Nationalversammlung entworfen hatte, ließ 
ihm einen Teil der Macht; aber an die Stelle der National 
versammlung trat die gesetzgebende Versammlung. Das an 
fängliche Glück der deutschen Waffen wurde dem guten König 
Ludwig XVI. zum Untergang. Ungescheuter traten die repu 
blikanischen Wünsche hervor, seit sich der Nationalkonvent der 
Gewalt bemächtigt hatte. Dieser schasste das Königtum ab und 
Ludwig XVI. mußte das Blutgerüst besteigen (22. Jän. 1793). 
Frankreich erklärte nun dem übrigen Europa den Krieg, 
und es verbanden sich gegen dasselbe Oesterreich, England, 
Spanien, Sardinen, das deutsche Reich, Neapel, Preußen, Por 
tugal, Toskana und Holland. Rußland drohte; in Schweden 
wurde Gustav III. ermordet, der so heftig gegen die franzö 
sische Revolution war. Frankreich bot das Volk in Masse auf; 
den Feldherrn, die nicht siegten, drohte die Guillotine. Es ward 
mit abwechselndem Glück gestritten; doch behaupteten die Fran 
zosen Belgien, das der Republik einverleibt wurde, und er 
oberten Holland, das in eine batavische Republik umgeschaffen 
wurde. Am Rhein blieb nur Luxemburg und Mainz in deut 
schen Händen. Preußen gab die Sache Deutschlands preis, sorgte 
für sich und schloß seinen besonderen Frieden mit der franzö 
sischen Republik (Juli 1795); dasselbe tat Spanien; Portugal 
hielt sich neutral seit 1796. Am Rhein herrschte Waffenstill 
stand seit Neujahr 1794. In Italien wechselte das Kriegsglück 
ebenfalls. Toskana schloß Frieden; Savoyen wurde mit Frank 
reich vereinigt. 
Inzwischen sah Paris, sah Frankreich die blutigsten Auf 
tritte. Aus dem Nationalkonvent ging der „Wohlfahrtsaus 
schuß" hervor und Robespierre und seine Bluthunde bemäch 
tigten sich der Gewalt. Die Hinrichtungen und Greuel häuften 
sich in der entsetzlichsten Weise; auch die unglückliche Königin 
Maria Antoinette mußte das Blutgerüst besteigen; der Dienst 
des wahren Gottes wurde abgeschafft und statt desselben der 
jenige „der Vernunft" eingeführt. Aber es kam auch die 
Stunde für Robespierre und seine Helfer; mit dem Maße, mit 
dem sie anderen gemessen, ward auch ihnen gemessen, und sie 
endeten auf dem Schafott. Das Dasein eines höchsten Wesens
	        

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