Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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rates; das Reichskammergericht konnte aber nur im Verein 
mit den Ständen des Reichs besser eingerichtet werden und 
die Verhandlungen mit diesen führten zu keinem Erfolg. Als 
er mit Arrondierungsplänen umging und die Niederlande an 
Bayern tauschen wollte, stiftete Friedrich II. den Fürstenbund 
zur Aufrechterhaltung der Integrität des Reiches. Der Traum 
einer Wiederbelebung des deutschen Reiches war unmöglich ge 
worden, da Preußen und Oesterreich sich gegenseitig bewachten. 
In Oesterreich selbst hatte der Kaiser durch seine Zentralisa 
tionsbestrebungen und unerhörten Eingriffe in das kirchliche 
Leben, durch das er die Kirche knechtete, das treue katholische 
Volk und den kirchlich gesinnten Klerus schwer beleidigt. Auch 
der persönliche Besuch des Papstes Pius VI. in Wien brachte 
ihn nicht auf bessere Wege. Er starb 1790. 
Josefs Nachfolger, sein Bruder Leopold II., beruhigte das 
Volk seiner Erbstaaten, machte vieles wieder gut, herrschte mit 
Mäßigung, starb aber schon nach zwei Jahren. 
10. Die Kriegsjahre. 
Mit furchtbarer Konsequenz entwickelten sich die Dinge 
in Frankreich. Die Nationalversammlung schasste das Lehen 
wesen, die Klöster und geistlichen Orden sowie den Erbadel ab, 
erklärte die sogenannten Menschenrechte und teilte das Land 
in 83 Bezirke. Die deutschen Reichsstände, welche in Elsaß und 
Lothringen Güter besaßen, waren durch jene Beschlüsse in 
ihren Rechten und in ihrem Eigentum empfindlich geschädigt. 
Sie drangen auf Ersatz. Oesterreich und Preußen verbanden 
sich zur Aufrechterhaltung der Integrität des deutschen Rei 
ches. Inzwischen erklärte Frankreich den Krieg an den König 
von Ungarn und Böhmen, griff die Niederlande an, besetzte 
die Pässe von Pruntrut, nahm Worms, Speier und Mainz. 
Da forderte Kaiser Franz II. das Reich auf, sich zu rüsten und 
es erklärte am 22. März 1793 an Frankreich den Krieg. Schon 
im Jahre 1789 versammelten sich die Stände des schwäbischen 
Kreises wegen den Unruhen in Paris und das Jahr darauf 
kam eine Aufforderung an Liechtenstein zur Stellung seines 
Kontingents. Liechtenstein stellte 15 Mann zu Fuß und zwei 
zu Pferd; sie kosteten mit Bewaffnung und Montur 2250 fl. 
Man hatte Mühe, die Gewehre für das Kontingent aufzutrei 
ben. Im Juli marschierte es nach Meersburg ab. Der eine 
der Reiter hatte ein zu kleines Pferd, und der Korporal von 
der Mannschaft zu Fuß wurde als zu alt zurückgeschickt und
	        

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