Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

536 
sie war schon neun Monate in der Gefangenschaft zu Rosen- 
berg. Auch war der Winter sehr kalt von Martini bis in den 
Märzen. Anfangs Märzen machte es noch einen tiefen Schnee 
und war noch die größte Kälte. Am Josefs Tag, den 19. März, 
war noch die schönste Schlittbahn und das dauerte bis Mitte 
April. Es war ein entsetzlicher Heumangel. Man verbot Heu 
aus den Gemeinden zu verkaufen, das Klafter galt über 30 fl. 
Da mußte man Korn füttern, Mispel, Epheu und dergleichen. 
Da schlug die Frucht auf. Aus Futtermangel hat man das 
Vieh geschlachtet. Am 12. April fuhr man noch mit Schlitten 
über das Efchnerriet. Man hat Bittgänge und Gebete ange 
stellt. Der Sommer war naß und spät, und am 16. Heumonat 
war eine Rheingröße, wie man sie seit langem nicht erlebt. 
Man hat erst um Michaelis eingestellet. Korn und Wein wur 
den nicht reif und war alles sehr teuer. 1786. Die neue Lehre 
ist noch immer im Fortgang. Mit dem Papier ist auch eine 
neue Einrichtung in Oesterreich getroffen worden; denn ein 
Bogen zu einem Kaufkontrakt kostet 1 fl., ein gemeiner Bogen 
3 Kreuzer und müssen alle diese Bögen den „Stempfel" haben. 
Von den Friedhöfen werden alle Kreuze abgenommen und die 
hölzernen verbrannt. Die Feiertage werden abgeschafft und es 
muß gearbeitet werden bei hoher Strafe. Auch die vielen Ka 
pellen sollen abgebrochen und die Toten ohne Feierlichkeit be 
graben und in Kalk getan werden. Sonst war ein kalter Winter, 
daß der Rhein zugefror. 1787 war ein nasser Sommer und 
Herbst und im Oktober eine gewaltige Rheingröße, daß es die 
Rheinmühle zu Gamperin wegnahm. Alles war teuer. Am 
19. Christmonat in der Nacht hat es grausam gedonnert und 
geblitzt und endlich einen ziemlichen Hagel gehabt. 1788 war 
der Winter sehr gelind. Da sperrte Oesterreich den Paß gegen 
die Schweiz und ließ keine Frucht und kein Vieh in dieselbe. 
Das geschah auch gegen Liechtenstein, weil Oesterreich meint, 
wir verkaufen es in die Schweiz. Am 5. Heumonat war ein 
entsetzlicher Sturmwind; sonst ist es ein guter Sommer und 
gedeiht alles wohl. 1789 war eine lang anhaltende Kälte, daß 
Reben und Bäume erfroren. Am 1. Brachmonat ist zu Götzis 
eine ziemliche Rebellion entstanden wegen dem Kreuzgang nach 
St. Arbogast. Es kamen zwei Amtspersonen von Feldkirch nach 
Götzis und verlasen den Befehl, daß man den Kreuzgang ein 
stelle. Da fielen die Weiber über sie her, z-errissen das Papier, 
rupften ihnen die Haarzöpfe aus und zerschlugen sie jämmerlich. 
Sie entrannen aber in ein Haus. Da traten die Männer zu 
ihnen und sie mußten es den Bauern schriftlich geben, daß sie 
alles beim Alten lassen wollen. Wenn man es in allen Ge
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.