Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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1. in Höfen (curtis). Solche befaß er zu Sagens, Som- 
vix, Brigels, Schlang, Truns, Andest, Ruschein, Moriffen und 
Flums. Ein Hof konnte auch ein ganzes Dorf umfassen und 
hieß dann Villa. Als solche werden erwähnt Obersten und 
Ilanz. Zu Jlanz, im Mittelpunkte aller Besitzungen, wohnte 
der bischöfliche Verwalter. Zu Sagens stand der Turm (Burg) 
mit dem Herrensaal, darunter Keller und Speicher. Ferner be 
fand sich da das Herrenhaus mit einem Söller, unter und über 
demselben Kammern, Keller, Küche, Pferdestall. Um den Hof 
waren Stallungen, Wirtschaftsgebäude, Scheunen, Speicher 
und andere Gebäulichkeiten. Es gehörte zu dem Hofe Acker- 
und Wiesland, mit Obstbäumen bepflanzte Einfänge, Gärten. 
Auf den Gütern, die zum Hofe gehörten, waren 8 Kolonen 
(Zinsbauern) und 20 andere angesiedelt, alle mit Weib und 
Kind. Solche Herrenhäuser nebst den dazu gehörigen Gebäu 
den werden erwähnt zu Brigels, Schlans und Ruschein; ähn 
liche, wenn auch nicht so bedeutende Gebäulichkeiten fanden sich 
auf den anderen Höfen. Wasser, Weiden und Wälder waren 
Zubehör zu den Höfen. 
Bauernhöfe (coloniae) besaß der Bischof zu Truns, Fellers, 
Flims, Kästris und Ems. Ein derartiger Hof enthielt nebst 
Haus und Stall meist ein bestimmtes Maß Land, soviel zur 
Betreibung der Landwirtschaft für eine Familie mehr als aus 
reichte. Die Bauern, welche auf einem solchen Hofe saßen, 
hießen Kolonen. Den Hof hatten sie nicht zu eigen, sondern 
gegen bestimmte Zinse und Dienste von dem Herrn empfangen. 
Diese Zinse und Dienste blieben auf dem Hofe oder Gute 
hasten, wenn auch die Kolonen wechselten. Sie bildeten einen 
Teil des herrschaftlichen Einkommens und dienten zugleich dazu, 
die Anerkennung des Rechtes des Obereigentums dem Herrn 
zu sichern. Die Kolonen waren keine Leibeigene; sie waren 
persönlich frei, nur konnten sie den Hos nicht willkürlich ver 
lassen, weil ihr Verhältnis zum Hofeigentümer durch Ver 
trag bestimmt war, der ohne Gewalt und Unrecht nicht ein 
seitig aufgehoben werden konnte. Solcher Höfe teils mit den 
darauf gesessenen Kolonen, teils ohne dieselben vermachte Tello 
mehr als zehn dem Kloster Disentis. 
Das Maß für Ackerland hieß Modialis, wohl soviel als 
Malacker und für Wiesland Last, weil das Heu eingetragen 
wurde. Solcher Stücke Acker- und Wiesland hatte Bischof 
Tello eine große Zahl, zerstreut in fast allen Ortschaften des 
Oberlandes. Als Benennungen für Grundbesitz kommen noch 
vor: roncale d. h. Reute, curtinum d. h. Bündt, ortus oder
	        

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