Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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Sekte der Wiedertäufer war staatsgefährlich; ihre Lehren un 
tergruben die Grundlagen der menschlichen Gesellschaft, da sie 
alle Obrigkeit für überflüssig erklärte und Gemeinschaft der 
Güter lehrte. Die Anhänger dieser tollen Sekte wurden aus 
dem Gebiete der drei Bünde verwiesen. 
Unter solchen Umständen erneuerte Graf Rudolf von 
Sulz den alten Öffnungs- und Erbschirmbrief, welchen Lud 
wig von Brandis mit dem Kaiser Maximilian im Jahre 1505 
aufgerichtet hatte, mit dem Erzherzog Ferdinand von Oester 
reich, und erhielt für die Öffnung der Feste Vaduz jährlich 
200 fl. (1523.) 
Es ist nicht zu verwundern, daß das schwer bedrückte, in 
Unwissenheit und Aberglauben versunkene Volk, wenn es die 
Predigt von „der christlichen Freiheit" vernahm, dachte, die 
Glaubensneuerung müsse auch ihm Erleichterung bringen. 
Vorzüglich verhaßt waren die Kleinzehnten, Fronden, die 
vielen Gerichte und die vielen Lehenabgaben, obwohl die Leib- 
eigenschast in Wirklichkeit nicht mehr bestand. Der Aufwand 
der Großen war übermäßig geworden und der Adel vielfach 
dem Müßiggang und der Liederlichkeit ergeben. Zudem hetzte 
Luther gegen die Herren. 
So kam es, daß im Jahre 1525 die Bauern in Schwaben, 
Franken, Tirol und anderwärts gegen ihre Herren aufstan 
den. Einige Bauerschaften in Schwaben hatten ihren Sinn 
sogar auf eine neue Ordnung im Reiche gerichtet in der Art, 
wie sie Kaiser Friedrich III. beabsichtigt hatte. Denn sie dach 
ten, wenn im Kirchlichen eine Verbesserung Rot tue, so sei 
dies eben so sehr in bürgerlichen Dingen und im Reichsregi 
ment der Fall. Aber die Bauern wählten nicht die rechten 
Mittel. Eine rohe, ungeregelte Masse ist nicht imstande, Ver 
besserungen herbeizuführen, zumal wenn Plünderung, Mord 
und Brand in ihrem Gefolge sind. Die Herren siegten aller- 
wärts und schlugen den Aufstand mit Gewalt nieder. Luther 
hatte jetzt gepredigt, man solle alle Bauern tot schlagen. Das 
Los der Bauern wurde härter; die Stimme der Billigkeit 
und Gerechtigkeit verstummte, wo das Schwert gesiegt hatte. 
Der gleiche Geist, welcher die Bauernschaft jenseits des 
Bodensees ergriffen hatte, zeigte sich auch in unserer Land 
schaft, in der Herrschaft Werdenberg und im Vorarlbergischen. 
Die Werdenberger ließen ihre Gefälle nicht mehr nach Glarus 
verabfolgen und nahmen eine drohende Stellung an. Die 
Glarner (denen Werdenberg damals gehörte), besetzten das 
Schloß zu Werdenberg und forderten ihre Untertanen zum 
Gehorsam auf; vergeblich! Da riefen sie ihre Mannschaft zu
	        

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