Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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bürg zu, wo er im Alter von nur 56 Jahren am 10. Oktober 
1512 starb und in der St. Andreaskapelle des dortigen Domes 
seine letzte Ruhestätte fand. Mit ihm sank das edle Geschlecht 
der Freiherren von Brandts ins Grab. Dem gibt die Grab- 
schrist ergreifenden Ausdruck, die der Letzte von Brandts er 
halten hat. Sie ist noch vorhanden und lautet in deutscher 
Übersetzung: 
Wanderer, stehe still! 
Wenn du fragst, wer ich sei? Staub und Schatten! 
Wer ich gewesen? Johannes aus dem edlen und vor 
nehmen Geschlechte der Freiherren von Brandts, mit dem 
aber jenes Geschlechtes Name und Waffen untergingen, 
Priester der Kirche Chur, deren Propst und dieser Kirche 
(zu Straßburg) Kanonikus. 
Wohin ich gewandert? Wohin das Schicksal wollte. 
Du erbitte dem Toten die Ruhe des Paradieses. 
Ich lebte 56 Jahre, 4 Monate und 2 Tage. 
Ich starb im Jahre des Heiles 1512 am 10. Oktober. 
Freiherr Thüring wird nach 1499 nicht mehr genannt; 
er scheint bald nach dem Schwabenkrieg gestorben zu sein. 
Freiherr Wolfgang, der mit seinem Bruder Ludwig auf dem 
Schlosse zu Vaduz gefangen genommen und seinem Bruder 
in Chur übergeben wurde, war Deutschordensritter. Auch er 
wird nach 1499 nicht mehr erwähnt. 
Kaiser Maximilian betrachtete nun die brandisischen 
Herrschaften als dem Reiche anheim gefallen und belehnte 
mit denselben den Herzog Karl von Oesterreich und den Frei- 
herrn von Königseck. Da sie aber ein altes Besitztum der 
Grafen von Werdenberg-Sargans waren, von welchen noch 
ein Zweig zu Heiligenberg und Trochtelfingen blühte, erhob 
Graf Johann von Werdenberg-Heiligenberg Ansprüche auf 
dieselben und protestierte gegen jene kaiserliche Belehnung. 
Der Kaiser fand die Forderungen des Grafen Johann nicht 
unbegründet und erkannte ihm ein Drittel jener Herrschaften 
zu, wenn er auf seine Erbansprüche verzichte (23. Mai 1510). 
Aber schon am 8. Juni wies ihm der Kaiser eine andere Ent 
schädigung an, womit sich der Graf zufrieden erklärte. Er 
starb bald darauf (1512); ihn überlebten seine Brüder Felix 
und Christoph; jener starb im Jahre 1530, dieser 1534. Mit 
ihnen erlosch der letzte Zweig der Grafen von Werdenberg. 
Offenbar aber war Dompropst Johann von Brandis der 
rechtmäßige Erbe und um allen Streitigkeiten vorzubeugen, 
verkaufte er, wie erzählt, feine Herrschaften an seinen Neffen,
	        

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