237
stieß, war Rheinegg. Er selber befand sich zu Schaffhausen,
von wo aus er an die Stadt Freiburg im Breisgau um schleu
nige Absendung ihres Büchsenmeisters schrieb, da sich die Feinde
vor sein Schloß zu Altstätten „mit Gewalt und ihrem Gezüg"
gelegt hätten (6. Juni 1405). Diese Feste gedachte der Herzog
zu entsetzen. Die St. Galler hatten ihre Büchsen vor Altstätten
geführt und stellten eine große Büchse am Stoß bei Gais auf.
Sie und die Appenzeller erhielten von verschiedenen Seiten
Warnungen, daß der Herzog mit großem Volke anrücke. Vom
14. bis 17. Juni besetzte eine österr. Kriegsschar die nördlichen
Anhöhen der Stadt St. Gallen. Der Herzog war in Per
son bei derselben. Die Stadt hatte sich eifrig gerüstet und als
der Herzog angriff, fand er sie in so guter Verfassung^ daß
er es für ratsamer hielt, den Rückzug anzutreten. Die St.
Galler, ihren Vorteil sehend, rückten dem abziehenden Feinde
nach und brachten ihm eine nicht unbedeutende Schlappe bei
(17. Juni). Mehrere vom Adel auf des Herzogs Seite fielen,
so: Graf Hans von Thierstein, Hans von Klingsnberg, Her
mann von Landenberg, Siegfried von Wolfurt, Hans von
Hallwil u. a. Die Schaffhauser verloren ihr Banner. Der
Herzog nahm seinen Rückzug auf Arbon. Am gleisen Tage
rückte die andere Heeresabteilung des Herzogs, welche Alt
stätten entsetzt hatte, 3000 Mann stark gegen Gais' wr. Die
Appenzeller erwarteten dieselbe auf der Höhe, am „Stoß"
genannt. Der Tag war regnerisch, der Boden schlüpfrig; dar
um hieß sie Graf Rudolf die Schuhe ausziehen. Bis zur Letzi
am Stoß drang der Feind vor, wo er von den Appenzellern
tapfer empfangen wurde. Die große Büchse von St. Gallen
spielte, die Appenzeller rollten Steine auf die Feinde. Diese
konnten ihre Macht nicht entwickeln, Verwirrung und Unord
nung entstand. Neunhundert Mann von österreichischer Seite
lagen auf der Walstatt. Da fiel der Vogt von Feldkirch
Sigmund von Schlandersberg, zwei Herren von Ems Goswin
und Wilhelm, Rudolf von Rosenberg, Eberhard von Greifen-
see u. a. Da fiel auch Hans Stöckli, der Stadtammunn von
Feldkirch, mit 330 Bürgern (wie die Stadtchronik sagt) und
ging das Stadtbanner verloren. Es fiel Hartmann, der Land
ammann von Rankweil, der Landammann vom Bregenzer
wald und viele tapfere Männer aus Vorarlberg. Es fiel auch
der Schultheiß von Winterthur und ohne Banner kehrten die
überlebenden Winterthurer heim.
So scheiterten die beiden Angriffe des Herzogs gegen St.
Gallen und Appenzell. Der Sieg am Stoß war entscheidend
für die Freiheit der Appenzeller; seine nächste Folge jedoch