Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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dick von acht viereckigen Türmen flankiert. Das Gebäude hatte 
drei Abteilungen mit mehreren Mühlsteinen und einer Zi 
sterne. Das alles scheint aber weniger auf eine Marschstation, 
als vielmehr auf ein Kastell hinzuweisen, also auf ein be 
festigtes Lager (Castrum). Es dürfte also, wie vorher bemerkt 
wurde, das Oktodurum der Römer sein. 
Zur Handhabung der öffentlichen Sicherheit, zum Schutze 
der Transporte und des Verkehrs erbauten die Römer den 
Straßen entlang an aussichtsreichen und leicht zu befestigenden 
Punkten Warten oder Türme (Spekula) und als Mittelpunkte 
derselben Kastelle, die mit Graben, Wall und Türmen gesichert 
und aus riesigen Mauern ausgeführt wurden. In diesen Ka 
stellen residierte der Befehlshaber eines größeren Truppen 
teiles mit seinem Stabe. Die übrige Mannschaft, die nicht 
im Kastell untergebracht war, war in Standlagern und Wacht 
türmen zerstreut. Die Wachttürme, Warten genannt, waren 
auf höheren Punkten, von denen aus die Gegend und die 
Straße weithin überwacht werden konnten, angebracht. So 
dürften ohne Zweifel die späteren Burgen Grafenberg, Gu 
tenberg und Vaduz auf solchen Warten erbaut worden sein. 
Diese Festungswerke wurden meist aus großen Quadersteinen 
errichtet, die äußerlich genau zusammengefügt erscheinen, aber 
ein bauschiges Aussehen haben. Die Auswahl militärisch wich 
tiger Lagen für diese Kastelle deutet darauf hin, daß diese 
ursprünglich vor allem den Zweck hatten, die neuen Unter 
tanen im Zaume zu halten, und daß sie daher schon gleich nach 
der Eroberung Rätiens erbaut wurden. Im Walde auf der 
Luziensteig muß ein größeres Militärlager gewesen sein, wor 
auf der Name Marswald, d. h. Wald des Kriegsgottes Mars 
(Silva Martis) hinweist. 
Die Römer trauten den so leicht unterworfenen Rätiern 
nicht. Der römische Geschichtschreiber Dio Cassius berichtet, 
Drusus und Tiberius haben den kräftigsten und größeren Teil 
ihrer Jungmannschaft aus dem übervölkerten Lande wegge 
führt, d. h. in die Sklaverei verkauft und nur so viele zurück 
gelassen, als das Land bebauen aber keine Unruhen anfangen 
konnten. Auch Strabo berichtet, daß die Mischen Völklein 
zum Teil vertilgt worden seien. 
Ein Teil der jungen, streitbaren Mannschaft ward den 
römischen Heeren einverleibt, und wir finden rätische Streit 
haufen auf allen Schlachtfeldern der Römer, namentlich in 
den Kriegen gegen die Deutschen (Germanen). Ihrer Aus 
dauer und Tapferkeit wegen wurden sie von den alten Schrift 
stellern zum Kern der Römertruppen gezählt. Die römische
	        

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