Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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Kaum war die Kunde von König Rudolfs Tode in die 
rätifchen Täler gedrungen, verließ Abt Wilhelm Afpermont 
und eilte St. Gallen zu. Die Bürger der Stadt holten ihren 
Abt im Triumphe von Bregenz ab; er belohnte ihre Treue 
mit Verheißung größerer Freiheiten. Sein Bruder Rudolf 
zu Feldkirch und Hugo von Montfort--Scheer erklärten sich für 
ihn. Rudolf von Habsburg-Laufenburg (der Bischof von Kon 
stanz), Graf Mangold von Nellenburg, die Stadt Zürich, Fried 
rich von Toggenburg, Diethelm und Lütold von Regensberg, 
Elisabeth die Gräfin von Rapperswil und andere verbanden sich 
jetzt gegen die Herzoge Albrecht und Rudolf von Oesterreich. 
Der Gegenabt Konrad von Gundelfingen mußte weichen. Da 
gegen rüsteten Jakob von Frauenfeld, Ulrich von Ramschwag, 
Hugo II. von Werdenberg, Rudolf von Sargans für Oester 
reich. Die Werdenberger verwüsteten Appenzell so schrecklich, 
daß Ulrich von Ramschwag es bereute, sie herbeigerufen zu 
haben. Graf Hugo vereitelte auch einen Anschlag der Zürcher 
und des Bischofs von Konstanz auf Winterthur durch List. 
Die Zürcher verloren viel Volk und schloffen Frieden mit 
Herzog Albrecht, desgleichen der Bischof von Konstanz und 
die Gräfin von Rapperswil. Der Herzog rückte vor Wil, in 
welches sich Abt Wilhelm mit seinem Bruder Heinrich ge 
worfen hatte. Im österreichischen Heere befanden sich auch die 
Grafen Rudolf von Sargans und Hugo von Werdenberg; beide 
wurden von dem Herzog zu Rittern geschlagen (1293). Tapfer 
widerstand Abt Wilhelm, bis die Bürger von Wil, des Krie 
ges müde, die Übergabe der Stadt verlangten. Der Abt ver 
handelte dann mit dem Herzog und erhielt freien Abzug; feine 
Dienstmänner aber, über die Bürger erzürnt, zündeten die 
Stadt an. 
Der neue König Adolf war dem Abte sehr gewogen und 
half ihm die Wunden, die dem Kloster in diesen Fehden ge 
schlagen worden waren, zu heilen. Er übernahm die Reichs 
vogtei über das Kloster, verpfändete dieselbe aber dem Abte 
Wilhelm um 1000 Mark Silber. Ruhig besaß nun der Abt 
die Abtei so lange König Adolf regierte. 
Walter von Vaz war gestorben, das Schloß Afpermont, 
die Höfe zu Mulinera, Trimmis und Tuwils und andere Gü 
ter, die er auf Lebenszeit nutznießen durfte, sollten nun an 
das Hochstift zurück fallen. Walter war ein mächtiger und 
schlauer Mann gewesen; Vormund seiner Söhne Johann, 
Donat und Walter war ihr Oheim Hugo II. von Werdenberg. 
Wegen jener Güter erneuerte sich der Streit; er wurde güt 
lich zu Maienfeld ausgetragen (1295). Zeugen dabei waren
	        

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