Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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die Lombarden bezwingen, dann den nach allen Seiten be 
drängten päpstlichen Stuhl seinem Willen dienstbar machen. 
Das Königreich Sizilien, in dem er wie ein Tyrann herrschte, 
betrachtete er als sein Eigen, obwohl der Papst Oberlehensherr 
war. Das Jahr 1240 sollte nach seiner Meinung den Ent 
scheid bringen durch einen Zug in den Kirchenstaat selber; 
denn er war entschlossen, die Kirche nur noch als feindliche 
Macht zu behandeln. Aber Gregor IX., obschon nahezu hun 
dert Jahre alt, bewährte eine jugendliche Tatkraft. Er brachte 
zwischen Venedig und Genua einen Bund zustande; mit ihrer 
Hilfe wollte er Sizilien besetzen und als ein durch das Vor 
gehen seines Vasallen erledigtes Lehen anderweitig vergeben. 
Der Kaiser rückte vor Rom. Da griffen die Römer zu den 
Waffen, um die Stadt und den Papst zu verteidigen. Das 
Fehlschlagen seiner Hoffnungen riß ihn zu unwürdigen Maß 
regeln hin; er ließ Gefangene, namentlich Geistliche, verbren 
nen, anderen ein Kreuz auf die Stirne brennen. Da der Kai 
ser die Berufung eines allgemeinen Konzils verlangte, berief 
der Papst ein solches auf den August 1240 nach Rom. 
Aber die kaiserliche Partei ließ die Schiffe, auf denen die Kar 
dinäle und Bischöfe nach Rom kommen wollten, auffangen; 
2000 Priester, Soldaten und Matrosen fanden in den Wellen 
den Tod. Unter den Gefangenen waren über hundert Bischöfe 
und Prälaten; sie wurden nach Pisa gebracht und dann mit 
Ketten gefesselt in den Kerker nach Neapel geschickt. Der Kaiser 
jubelte; dem Papste aber brach all das Elend, die Lage der 
Christenheit, die Verheerung des Kirchenstaates das Herz; er 
starb am 22. August 1241. Der Tod befreite ihn von der 
Gefahr, in die Hände seines Gegners zu fallen, über den er 
erneut den Bannfluch ausgesprochen hatte. 
Während ein neuer Feind, die Mongolen, die Grenzen 
des deutschen Reiches bedrohten, aber zurückgeschlagen wur 
den, dauerte der Kampf in Italien fort und verbreitete sich 
über das ganze Reich, als Innozenz IV. den päpstlichen Stuhl 
bestieg, sich nach Frankreich flüchtete und eine allgemeine 
Kirchenversammlung nach Lyon berief. Die Flucht des Papstes 
machte tiefen Eindruck in der christlichen Welt. 
Indem der neue Papst dem allgemeinen Konzil die Ent 
scheidung im Streite der Kirche mit dem Kaisertum überließ, 
und dasselbe gegen den Kaiser sich aussprach, gewannen die 
Dinge eine ganz andere Gestalt. Was früher als persönliche 
Streitigkeit zwischen Papst und Kaiser erschien, wurde zur 
Sache der Christenheit gemacht und der heilige Vater bekam 
durch die Entscheidung der ökumenischen Kirchenversammlung
	        

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