Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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an seiner Statt den Ritter Goswin von Ems. Bischof Rein- 
Her begleitete den König auf seinem Römerzuge und war bei 
seiner Krönung zum Kaiser in Rom anwesend (4. Oktober 
1209). Krank kehrte er dann nach Chur zurück, wo er schon 
am 9. November 1209 starb. Er war ein treubesorgter Bi 
schof, der das fast zugrunde gerichtete Bistum wieder enlpor 
brachte. 
Das gute Einvernehmen zwischen dem Kaiser und dem 
Papste wurde aber bald gestört, als jener aus seinem Lager 
lauter kirchenfeindliche Erlässe ergehen ließ. Der Geschichts 
schreiber Böhmer sagt dazu: „Roherer Undankbarkeit möchte 
die Geschichte wenige Beispiele haben." Otto bemächtigte sich 
der Kirchengüter, auf die er eidlich verzichtet hatte, und be 
lehnte damit seine Freunde; er nahm die Mathildischen Güter 
weg und eine Menge Orte, die er als Eigentum des Papstes 
eidlich anerkannt hatte. Alles, was der große Papst Inno 
zenz zur Befreiung des Kirchenstaates getan hatte, war ver 
nichtet. AIs der Papst ihn darüber zur Rede stellte, wagte er 
ihm zu antworten: „Das Geistliche, was zu Euerem Amte 
gehört, nehme ich Euch nicht; aber über das Weltliche habe 
ich volle Gewalt und darüber steht Euch keine Entscheidung 
zu." AIs er sogar Apulien, das Lehen der Kirche, anfiel, sprach 
der Papst gegen ihn und seine Anhänger den Bann aus. Otto 
ging aber noch weiter in seinen Plänen; die Geistlichkeit sollte 
ihrer Güter vollständig beraubt und nur auf Zehnten und 
freiwillige Gaben der Laien angewiesen werden. 
Aber plötzlich kehrte der Kaiser nach Deuschland zurück, 
von wo schlimme Nachrichten eingetroffen waren. Der Bann 
des Papstes hatte gezündet und die Fürsten begannen von 
dem Gebannten abzufallen. Eine Fürstenversammlung zu 
Nürnberg beschloß, den jungen Friedrich II. aus Sizilien 
herbeirufen zu lasten. Auch die Lombarden, welche sich ge 
freut hatten, daß ein Welfe auf den Kaiserthron gelangte, 
änderten ihre Gesinnung, als sie sahen, daß Otto dieselben 
Regierungsgrundsätze befolge wie die Hohenstaufen. 
5. Kaiser Friedrich II., Hugos I. Ende. 
Trotz der Bitten seiner Gemahlin Konstanzia und den 
Abmahnungen seiner Räte folgte Friedrich II. dem Rufe nach 
Deutschland, eilte nach Rom, wo er den Segen des Papstes 
empfing, und kam nicht ohne Gefahr, da die Pässe überall 
verlegt waren, über Trient durch das Vintschgau und Enga-
	        

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