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„Welfen" (d. t. Anhänger des Papstes und Verfechter der Ansprüche
der Kirche gegenüber der' weltlichen Macht) im deutschen Reiche auf.
Bischof Konrad I befand sich im Gefolge des Kaisers, als der
selbe die Stiftung des Klosters Salem bestätigte (1142) und ver
nahm den traurigen Bericht aus dem gelobten Lande, daß Edessa,
die Vormauer der Christen im Morgenlande gefallen und Jerusalem,
die heilige Stadt, von den Ungläubigen bedroht sei. Da erschien
der heil. Bernhard, Abt zu Clairvaur, in Deutschland, seine begei
sternden Reden blieben nicht ohne Wirkung. Kaiser Konrad 111 nahm
selber das Kreuz (1147) und führte ein zahlreiches Heer in das
Morgenland. Das Unternehmen ward von keinem glücklichen Erfolg
gekrönt, troz allen Wundern der Tapferkeit, die der Kaiser und
seine Deutschen verrichteten. Bischof Konrad erlebte noch die Rück
kehr des Kaisers aus dem Morgenlande, und starb um das Jahr
1150. Zufolge alten, unverdächtigen Ueberlieferungen folgte ihm
nicht unmittelbar im Bisthum Adalgott, sondern Konrad II, von
dem freilich, außer seinem Namen, nichts bekannt ist. Wenn es
richtig ist, daß der heil. Adalgott 1150 zur bischöflichen Würde ge
langte, so möchte die Behauptung derjenigen, welche das Jahr 1142
als das Todesjahr Konrads 1 angeben, der Wahrheit am nächsten
kommen und alles, was nach jenem Jahr von Bischof Konrad er
zählt wird, auf Konrad II zu beziehen sein, oder dieser müßte seine
Würde nur ein Paar Monate inne gehabt haben.
Bald nach Bischof Konrad starb auch Konrad III während der
Zurüstungen, die er zu einem Römerzuge traf (15. Februar 1152).
Sein Neffe, Friedrich III, Herzog von Schwaben, war damals der
ausgezeichnetste unter den deutschen Fürsten. Er wurde zum Neichs-
oberhaupt gewählt und überließ das Herzogthum Schwaben seinem
Vetter Friedrich IV.
S Bischof Adalgott, der Heilige. Kaiser Friedrich I.
Adalgott erhielt seine Bildung im Kloster Clairvaur, wo der
heil. Bernhard Abt war, und zeichnete sich durch große Sittenstrenge,
wie durch Wissenschaft in allen religiösen Dingen aus. Er wurde
Abt von Disentis und nach Konradö II Tod auf den bischöflichen
Stuhl von Chur berufen. Im Jahr 1152 befand er sich bei Kaiser
Friedrich I zu Constanz, und nahm an den Verhandlungen über die
Angelegenheiten des deutschen Reiches Theil. Mehr als alles, lag
ihm jedoch christliche Zucht und christlicher Wandel sowohl bei der
Weltgeistlichkeit, als unter den Ordensleuten seines Sprengels am
Herzen. Mit Schmerz gewahrte er, wie namentlich in den Frauen
klöstern alle Sitte und Zucht verfallen sei. Das Kloster Kazis war
zu einer „Synagoge des Satans" geworden, wie sich Erzbischof
Arnold in dem Schreiben ausdrückt, worin er die Anordnungen
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