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Kaum hatte Kaiser Otto HI sich aus Italien entfernt, als wieder
schlimme Botschaften aus diesem Lande kamen. Er brach deßhalb
im Jahr 998 wieder dahin aus und züchtigte die Unruhstifter. Weil
damals die Erfüllung der Zahl „tausend" nach Christi Geburt her
annahte, glaubten Viele, das tausendjährige Reich hebe an und die
Welt gehe unter. Großer Schrecken kam über die Menschen und
man bereitete sich durch Beten, Fasten, Almosen und andere guten
Werke auf die schreckliche Stunde vor, wo alles in Trümmer gehen
sollte. Kaiser Otto III that eine Wallfahrt zum Grabe des heil.
Adalbert in Gnescn und begab sich dann nach Achen, wo er Karls
des Großen Grab öffnen ließ. Er wollte seinen bleibenden Siz in
Rom nehmen, erfuhr aber die Untreue und den aufrührerischen Geist
der Römer, und noch ehe er ihn strafen konnte, starb er in der
Blüthe seines Alters, 22 Jahre alt, den 24. Jänner 1002.
5. Heinrich II. Bischof Udalrich I von Chur.
Nach Otto's IH kinderlosem Tode trat Herzog Hermann II als
Bewerber um die deutsche Krone auf, zu ihm hielt Bischof Udalrich
von Chur. Die Wahl fiel jedoch auf Herzog Heinrich von Baiern,
dessen Großvater ein Bruder Kaiser Otto's I gewesen. Herzog
Hermann II wollte sich anfänglich durch Gewalt der Waffen behaup
ten; da er aber sah, daß der größte Theil der Nation Heinrich II
zugethan sei, unterwarf er sich seinem rechtmäßigen Herrn und erhielt
Verzeihung. Von dieser Zeit an stund er hoch in der Gunst des
Königs, starb aber schon 1003. Von Gerberga, der Tochter des
burgundischen Königs Konrad, hatte er einen Sohn Hermann III,
der noch in jugendlichem Alter starb (1012). Da erhielt das
Herzogthum Schwaben und Rätien Ernst!, der Sohn Leupolds,
des Markgrafen von Oestreich; er hatte Gisela, die Schwester
Hermanns III, zur Gemahlin.
Auch Bischof Udalrich von Chur söhnte sich mit Heinrich II aus
auf dem Tag zu Augsburg 1004. Damals zog der König durch
Tirol nach Italien, wo sich Harduin, Markgraf von Jvrea, zum
König aufgeworfen hatte. Heinrich II ließ sich zu Pavia krönen,
ward aber von den Bürgern dieser Stadt in seinem Pallaste ange
griffen, wofür die Deutschen schwere Rache nahmen. Bei seiner
Rückkehr nach Deutschland, die Heinrich II über Rätien nahm, be
gleitete ihn Bischof Udalrich nach Zürich und Straßburg. Der
König bestätigte alle Schenkungen, die seine Vorfahren im Reich
der Kirche zu Chur gemacht hatten (1005). Die Unruhen der
Römer, welche den Papst Benedikt VIII vertrieben, nöthigten
Heinrich II zu einem neuen Zuge nach Italien. Bischof Udalrich
begleitete ihn und war zugegen, als derselbe die Kaiserkrone aus der
Hand Benedikt's VIII empfing, den er auf den päpstlichen Stuhl