Volltext: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein

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Handels - und Haussrtaren eingeführt und kleinere Gewerbe ver 
pachtet, was zusammen einen jährlichen Ertrag von beiläufig 500 fl. 
abwarf. Der ganze jährliche Bedarf zur Bestreitung des kleinen 
Staatshaushalts, das Militär und die Interessen für die Staats 
schulden mitgerechnet, stieg auf die Summe von 8 — 10,000 fl. 
Das, was durch die indirekten Abgaben nicht gedeckt wurde, ward 
aus der Grundsteuer bestritten." — 
Vergleicht man das Vormals und Jezt, so gab das Volk ehemals 
der Herrschaft was im Urbar verzeichnet war und genoß im übrigen 
seine Rechte und Freiheiten; jezt leistet es der Herrschaft das Gleiche, 
bestreitet zudem noch die Staatsbedürfnisse, die Militär-Auslagen 
und besi'zt das, was es für seine Rechte und Freiheiten hielt, nicht 
mehr. Seiner Meinung nach ist der Einzelne als „Staatsbürger" 
weniger geachtet, als früher, die Gemeinden weniger frei und selbst 
ständig. Die Souveränität brachte dem Volke sonach nur größere 
Lasten, ohne daß sie ihm durch etwas versüßt worden wären. Bei 
der Ausscheidung dessen, was Dominikal- und Staatsgefälle seien, 
wurden die bisherigen Herrschaftsgesälle mit unbedeutenden Aus 
nahmen als solche fortbezogen und die Deckung der Stagtöbedürfnisse 
dem Lande überwiesen: jene mögen im Durchschnitt jährlich 20,000 fl. 
betragen und Schuppler behauptete: das Land gebe dem Fürsten 
nichts. Aber wer bezahlt zum größten Theil jene 20,000 fl. neben 
den Staatsbedürfnissen und wie wäre es möglich, daß ein so kleines 
und armes Land dem Landesherrn zudem noch eine standesmäßige 
Civilliste geben könnte? 
Es ist natürlich, daß das Volk diese Neuerungen und noch 
mehr die rücksichtslose Art, mit der sie durchgeführt wurden, schwer 
empfand und daß sich laute Stimmen dagegen vernehmen ließen. 
Der Landvogt Schuppler hielt es deßwegen für nothwendig, eine 
ziemlich lange Proklamation zu erlassen (ä. d. Vaduz, 13. Juni 1809). 
Wir wollen die bezeichnendsten Stellen daraus hersetzen: „Ihr werdet 
in dieser unruhigen Zeitperiode, in welcher ihr es für die größte 
Wohlthat des Himmels rechnen könnet, von den Drangsalen des 
Krieges verschont zu sein, von Drangsalen, die ihr schon leider 
öfters empfunden habt und die bis zur Stunde am Marke eueres 
Eigenthums nagen, ihr werdet in dem Augenblicke, wo euch alles 
zum innigsten Danke für euern gewiß grenzenlos gnädigen Landes 
fürsten anspornen sollte, von Menschen, die ich aus Bescheidenheit 
bei ihrem verdienten Namen nicht nennen will, angereizet, da, wo 
die allgütige Hand eueres gnädigsten Fürsten, um euch Wohl und 
Ordnung zu verbreiten beflissen ist, nur harte Lasten und Bedrückungen 
zu träumen und zu glauben, daß euer höchste Landesherr euch ge 
wisse Rechte benommen habe, in die ihr wieder eingesezt zu werden 
wünscht. Biedere, ruhige Bürger eines wenn gleich nicht reichen, 
doch seiner Einfachheit und der angenehmen Entbehrung wegen 
glücklichen Ländchens, laßt euch nicht zu einem Gedanken hinreißen,
	        

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