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sich die Vorarlberger geschlagen und große Opfer gebracht; Kaiser
Franz II erkannte es an und schickte ihnen sein Porträt. —
Noch einmal versuchten die Kaiserlichen in diesem Krieg das
Glück der Schlachten. Der blutige Kamps ward zu Hohenlinden am
3. December gekämpft: Erzherzog Johann wurde geschlagen und
unaufhaltsam drangen die Franzosen gegen Wien vor. Der Fürst
Johann von Liechtenstein deckte den Rückzug und wies die allzu
ungestüm vordringenden Franzosen mehrmal mit blutigen Köpfen
zurück. Da erschien Erzherzog Karl bei der Armee, aber nicht, um
den Kampf zu erneuern, sondern um den Frieden herbeizuführen,
nach dem alle Herzen sich sehnten. Er wurde geschlossen zu Lune-
ville am 9. Februar 1801. In Feldkirch und in unserer Landschaft
hatte man am 22. Februar die sichere Nachricht von dem Abschluß
desselben und groß war die Freude. Das Reich genehmigte den
Friedensvertrag; indeß forderte die Vollziehung des Friedens wegen
Entschädigung so vieler Betheiligten weitläufige Berathungen und
es wurde eine außerordentliche Reichsdeputation aufgestellt, welche
nach zwei Jahren ihre Arbeit vollendete. Das Reich trat das linke
Nheinufer an Frankreich ab. Um die weltlichen Fürsten zu ent
schädigen, wurden die geistlichen Fürstenthümer säkularifirt, die
Reichsstädte bis auf sechs ihrer Reichsunmittelbarkeit beraubt; Baden,
Wirtemberg, Baiern, Preußen, erhielten Zuwachs an Land und
Leuten, und die ersten zwei die Churwürde, welche auch Salzburg
und Hessenkaffel bekam. Die helvetische Republik erhielt das Bisthum
Chur, wogegen sie den Unterhalt des Fürstbischofs, Domkapitels
und ihrer Diener übernahm, und die Herrschaft Tarasp. Von
auswärtigen Fürsten erhielten Entschädigungen in Deutschland die
von Toskana und Modena, jener erhielt Salzburg, dieser das
Breisgau, ferner der Fürst von Nassau-Dillenburg für seine Verluste
in Holland und Belgien; er erhielt neben andern Entschädigungen
St. Gerold und Blumenegg in Vorarlberg und Bendern im Liech
tensteinischen. War die Art, wie der Krieg von Seiten des Reichs
geführt wurde, für alle, welche das deutsche Vaterland liebten,
schmerzlich, so war es noch mehr die Wahrnehmung, wie sein Gebiet
allein zu Entschädigungen erkoren war und deutsche Reichsstände
auf Kosten ihrer Mitstände sich vergrößerten. Der Reichstag zählte
nun fast lauter fürstliche Stimmen und die Gewalt des Kaisers
sank zu einem Schein herab.
„Armselig sah es in dieser Zeit in unserm Ländlein aus, sagt
Helbert, daß es nicht zu beschreiben ist. Im Mai 1800 mußten
300 Mann ab dem Eschnerberg über den Rhein, um die Haagerau
auszureuten, damit die Oestreicher auf die Straße sehen könnten,
während die Franzosen in Sennwald und zu Werdenberg standen.
Groß war der Jammer bei Frauen und Kindern, daß man ihre
Gatten und Väter also bloßstelle. Als die Franzosen in's Land
brachen, nahmen die Requisitionen an Wein, Brod, Fleisch und