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war an einem Charfreitag, drangen die Franzosen wieder vor, theils
ans der Straße gegen Tisis, theils über den Schellenberg und gegen
Tosters. Am 23. geschah der Hauptangriff, er war gegen die Höhen
und Verschanzungen am Kaps gerichtet. Vergeblich suchte eine Ab
theilung bei Novels die Jll zu überschreiten; die Kanonen und
Haubizen auf dem Schellenberg, welche gegen die große Schanze
am Kapf gerichtet waren, thaten keine Wirkung. Ein blutiger
Kampf entspann sich, da die Franzosen mit großer Kühnheit die
Höhen und Schanzen angriffen und zu erstürmen suchten. Sie
fanden tapfern Widerstand und mußten nach großem Verlust ihr
Unternehmen aufgeben. Die Kolonne, welche gegen Tisis vordrang,
war glücklicher; die Kaiserlichen wichen nach Feldkirch zurück. Der
französische Vortrab rückte schon durch Gallmist vor, als ein kaiser
licher Kanonier den Anführer desselben durch einen glücklichen Schuß
tödtete. Der Fall des Führers erschütterte die Kolonne, sie machte
Halt. Der Angriff gegen den Kapf war mißlungen und es kam
zugleich die Nachricht, daß Jourdan bei Ostrach geschlagen worden.
Alle Wagen in unserm Lande wurden aufgeboten, die Verwundeten
zu führen. Am Ostersonntag war Waffenruhe; viele Todte wurden
zu Eschen begraben. Am Ostermontag zogen die Franzosen in aller
Stille ab. Die Landschaft Schellenberg hat durch diesen Einfall
schrecklich gelitten. „In Wendern, Eschen und Mauern, sagt Helbert,
sah es grausam aus, alles was von Werth war, wurde geraubt
oder zerstört; 4 Landleute wurden erschossen und Viele verwundet.
Inzwischen hatte Erzherzog Karl den General Jourdan bei
Ostrach (21. März) und 4 Tage darauf bei Stockach geschlagen. Die
Franzosen wurden über den Rhein zurückgetrieben. Nicht minder-
glücklich waren die Waffen der Russen und Oestreicher in Italien,
wo sie die Lombardei eroberten und der cisalpinischen Republik ein
Ende machten. Nach dem Abzug der Franzosen besessen die Kaiser
lichen ihre Posten in unserer Landschaft wieder und erhielten immer
frischen Zuzug, daß sie ein starkes Armeekorps bildeten: General
Hotze führte es. Es sollte Bünden und die angrenzende Schweiz
besetzen. Zu diesem Zwecke war die Erstürmung des Passes an
der Luziensteig unerläßlich und es wurden die nöthigen Anstalten
getroffen. Eine Truppenabtheilung sollte durch das Montafuner-
Thal in das Prättigau ziehen und die Franzosen im Rücken be
drohen, eine andere Abtheilung sollte durch die Triesner-Alp Lawena
aus das Dörflein Guscha rücken und von da herabfallen auf den
Feind; eine dritte Abtheilung, mit Sturmleitern versehen, sollte sich
auf der Landstraße vorwärts bewegen und eine vierte Abtheilung
sollte durch das Melsner-Holz und den steilen Fußweg zwischen dem
Rhein und Ellberg sich gegen Flasch wenden, diese Abtheilung
führte der Oberst St. Julien. Der Angriff sollte von allen Ab
theilungen gleichzeitig geschehen; aber die erste Abtheilung konnte
wegen der Schneemasse das Gebirge nicht überschreiten; die zweite