Volltext: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein

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daß die Franzosen in die östliche Schweiz und in unsere Nähe 
rückten. Der zürcherische Landvogt in der Herrschaft Sar beschied 
seine Amtsangehörigen vor sich, um ihre Begehren zu vernehmen. 
Sie verlangten Befreiung vom Todtensall, von Zehnten und Grund 
zinsen ; Jagd und Fischerei soll frei sein. Die Leute zu Grabs und 
Werdenberg errichteten Freiheitsbäume; der Abt von Pfäffers kam 
nach Eschen, die Stiftsfräulein von Schännis sammt vielen reichen 
Herren jener Gegenden suchten Zuflucht zu Vaduz, der Abt von 
Einsiedeln in St. Gerold. 
Während des Friedens hatte Frankreich seine Macht also ausge 
breitet. Die Unterwerfung der Schweiz unter den Willen der 
Machthaber von Paris war eine indirekte Kriegserklärung gegen 
das deutsche Reich, besonders war dadurch das südliche Deutschland 
bedroht und Oestreich; denn im Besiz von Oberitalien, der Schweiz 
und des südlichen Deutschlands stund den Franzosen der Weg nach 
Wien offen, Bünden und Tirol mußten von selber fallen. Bei 
dieser Sachlage war nicht zu erwarten, daß der Frieden Bestand 
habe. Mit England war Frankreich fortwährend im Krieg; aber 
jenes behauptete sein Uebergewicht zur See und dieses faßte den 
Plan, England in Irland, Aegypten und Ostindien anzugreifen. 
Im Hafen zu Toulon ward mächtig gerüstet und Bonaparte schiffte 
sich nach Aegypten ein (19. Mai 1798). 
11 Der Einfall der Franzosen 11SS und 1800. 
In unserm Lande war große Theurung, besonders 1797. Viel 
unfruchtbares Land wurde aufgebrochen und zu Feld gemacht. An 
der Luziensteig wurden Berschanzungen aufgeworfen, die Einquar- 
tirungen, Requisitionen an Heu, Haber und Stroh, die Schanz 
arbeiten und Kriegsfuhren wollten kein Ende nehmen und brachten 
den Landmann fast in Verzweiflung. Im Herbst 1798 rückten die 
Franzosen in unsere Nähe, besezten das linke Rheinufer von Ragaz 
bis zum Bodensee. Sie nahmen alle Schiffe aus dem Rhein und 
erhielten immer frischen Zuzug aus der nördlichen und westlichen 
Schweiz. Die Kaiserlichen hielten das rechte Ufer besezt, sie lagen 
in Bünden, im Liechtensteinischen und im Vorarlberg. In unserm 
Lande mußte man ihnen am Rhein bei 20 Wachthütten bauen, 
Holz und Palisaden liefern, aus den Maurerwiesen und bei Tisis 
schanzen. England, Oestreich, Rußland und Neapel verbanden sich 
gegen Frankreich. Die Russen waren bereits auf dem Marsche; 
denn Kaiser Paul, welcher aus Katharina II gefolgt war (1796), 
wollte Deutschland erhalten und Frankreich's Uebermacht brechen 
helfen. Selbst die Türken wurden in die Verbindung der genannten 
Mächte gezogen. Aber die Franzosen besezten schon im Jänner 1799 
Piemont und bald darauf Neapel und Toskana.
	        

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