Volltext: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein

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bedeutende Unruhen ausgebrochen: der Grund zu denselben lag in 
der Ungleichheit der Rechte, in welchen die Landschaften zu den 
herrschenden Städten standen und in den Unterthanen-Ländern, 
welche über vielfachen Druck klagten und nach Freiheit verlangten. 
So klagten die Werdenberger gegen Glarus und meinten: die 
Stunde ihrer Befreiung sei gekommen, so die Veltliner über ihre 
bündnerischen Oberherren und kündigten ihnen den Gehorsam auf. 
Rur das St. Jakoböthal wollte bei Bünden verbleiben. Als Na 
poleon Bonaparte siegreich in Mailand einzog, vernahm er die 
Bitten der Veltliner um Befreiung vom Joch der drei Bünde und 
weil von Seite dieser nichts Nachdrucksames geschah, ward das 
Veltlin mit der cisalpinischen Republik vereinigt. Der Volksaus- 
schuß zu Sondrio legte Beschlag auf das Eigenthum bündnerischer 
Privaten, das man auf 8 Millionen Mailänder-Lire schäzte. Ver 
geblich erschienen eidgenössische und bündnerische Abgeordnete zu 
Rastatt und baten die Mächte um ihre Verwendung. Die Franzosen 
vereinigten auch das Pruntrutische, welches zum deutschen Reiche 
gehörte, mit Frankreich, besezten das anstoßende Münsterthal, nahmen 
Mühlhausen, rückten in die Waadt, das sie als eine selbstständige 
Republik anerkannten. Da ertheilte zuerst Basel der Landschaft 
gleiche Rechte mit der Stadt; diesem Beispiel folgten Luzern, Schaff 
hausen, Solothurn; auch Zürich, das kurz zuvor noch Gewalt gegen 
die Landschaft gebraucht hatte, zeigte sich freundlich und zuvorkommend 
gegen dieselbe. Das äbtische Land von St. Gallen erklärte: der 
Abt habe sich seiner weltlichen Rechte zu begeben. Die gemeinen 
Herrschaften Thurgau, Rheinthal, Sargans, Tessin, erhoben sich 
gegen ihre Herren. Im Juni 1798 drang General Schauenburg 
in die Schweiz ein, nahm Solothurn, während General Brune 
aus dem Waadtlande gegen Bern vorrückte. Tapfer fochten die 
Berner bei Neueneck; aber von zwei Seiten bedrängt, fiel die Haupt 
stadt in Feindeshand. So erlag der alte Volksbund der Schweizer 
den neuen Ideen über Freiheit, die von Frankreich aus in seine 
Städte und Thäler ausgestreut worden und einen empfänglichen 
Boden gefunden hatten. Ein Nachbild der französischen Verfassung, 
die Einheitsregierung, ward in der Schweiz eingeführt, die Selbst 
ständigkeit der Kantone aufgehoben. Nur die kleinen Kantone, ein 
gedenk ihrer Väter, kämpften heldenmüthig, bis auch sie erlagen. 
Die Schweiz schloß ein Schuz- und Truzbündniß mit Frankreich; 
französische Truppen lagen im Lande, die Ersparnisse früherer Zeiten 
und die gefüllten Zeughäuser wurden geleert und der Raub hin 
weggeführt. 
Auch Bünden wurde eingeladen, der helvetischen Republik bei 
zutreten. Oestreich mahnte ab. Die Mehrheit der Gemeinden verwarf 
den Anschluß (Juli 1798). Der Bundstag zu Jlanz stellte einen 
Kriegsrath auf, ries das Volk zu den Waffen; im Oktober rückten 
10 Bataillone Oestreicher in Bünden ein. Dies hatte zur Folge,
	        

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