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Walser nach Wien, um die Anliegen der Landschaft persönlich zu
betreiben.
Der Fürst Joseph Johann Adam starb den 17. December 1732
und hinterließ von seinen vier Gemahlinnen nur eine Tochter und
einen Sohn, Johann Karl, welcher noch unmündig war. Die vor
mundschaftliche Regierung führte Joseph Wenzel, derselbe, welcher
Vaduz und Schellenberg an Anton Florian vertauscht hatte. An
ihn wandte sich die Landschaft in einer ausführlichen Denkschrift,
worin sie ihre Gerechtsame auseinandersezte und begründete und
um Wiederherstellung der alten Verfassung bat. Hierauf wurde
eine Kommission in das Fürstenthum geschickt, um die Sachen an
Ort und Stelle zu untersuchen. In Folge dieser Untersuchung
wurde der Landschaft ein Brief zugestellt (ä. ck. 7. September 1733),
des Inhalts:
1) Die beiden Landschaften Vaduz und Schellenberg sollen das
Recht haben, ihre Landammänner nach alter Weife zu bestellen,
dieselben sollen auch bei Blutgerichten den Beisiz haben und
nachdem von dem jeweiligen Landschreiber das Urtheil abgelesen
worden, den Stab führen und brechen.
2) Bei allen Verhörtagen vor Oberamt sollen die jeweiligen
Landammänner den Beisiz haben, jedoch ohne Stimmrecht.
3) Sie sollen Verträge und Obligationen besiegeln dürfen und
darüber ein Protokoll führen.
4) Das Frevelgericht sollen sie, wie von Alters her, halten dürfen,
doch keine andern Gerichte.
5) Zur Stellung des Kontingents und Entrichtung der Kreisan-
lagen, so wie in der Gemeindsverwaltung sollen bessere Ord
nungen getroffen werden. Zugleich wurden die Gebühren,
welche die Landammänner und andere Vorsteher zu beziehen
hatten, bestimmt.
So erhielt die Landschaft ihre alte Verfassung, aber sehr be
schnitten und beschränkt und nicht ohne bittere Zuthat, indem ihr
dies alles „aus bloßer Gnade, wie das Schreiben sagt, und ohne
daß ihr das geringste Recht zugestanden wäre, mithin auch ohne
Konsequenz" bewilligt wurde. Dies war das Ergebniß eines fünf
zehnjährigen Kampfes. „Der Sieg, sagt ein altes, deutsches Sprich
wort, ist bei den Ueberwundenen."
Von besondern, in etwas bemerkenswerthen Dingen mögen
folgende Erwähnung finden: Im Jahr 1719 fing man an, Enzian-
Branntwein zu brennen und zahlte der Landschaft für das dazu
gebrauchte Holz 2 fl. Ein Schweizer machte zuerst die Probe.
1720, am 21. Mai, wurde ein Markt zu Vaduz aufgerichtet. Das
Schloß Vaduz sollte Liechtenstein und das Dorf Markt-Liechtenstein
heißen. Eine Zeit lang wurde der neue Name „Markt-Liechten
stein" gebraucht in öffentlichen Schriften, aber bald unterlassen und
der alte Name behielt die Oberhand. 1721 verbreitete sich das
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