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angriff und alles mit einein Schlage umgestalten wollte, mußte man
auf Widerstand und Hindernisse stoßen, die durch bloße Gewalt
nicht zu beseitigen waren. Geistlichkeit und Volk hielten zusammen;
durch den Kirchenbann waren die Beamten gelähmt. Niemand gab
sich zum Diener oder Handlanger derselben her, sie mußten sich
solche von auswärts kommen lassen. Man drohte, jeden vom Ge
meindsrecht auszuschließen, der seinen Arm den Beamten lieh. Man
parteiete sich in Landschafts- und Herrschaftsleute und es galt für
einen Schimpf, ein Herrschaftsmann zu sein. Im übrigen blieb
das Volk innerhalb der Schranken der Ordnung und Gesetze; nur
die Gemeinde Triefen hatte Sturm läuten lassen und sich bewaffnet
und diesen Vorfall vergrößerte man absichtlich und stellte ihn im
schlimmsten Lichte dar, um zu neuen Gewaltmaßregeln einen schein
baren Vorwand zu haben. Große Unruhe und Aufregung herrschte
zwar, aber sie mußte erfolgen, da man den bisherigen politischen
Zustand gänzlich aufhob, und nicht das Volk war daran Schuld.
Nicht dadurch, daß man ein Volk, es sei klein oder groß, erniedrigt,
ihm jedes Recht absprechen und entreißen will, erzieht man es,
pflanzt ihm Liebe zur Ordnung, zum Recht und menschliches Gefühl
und Wesen ein.
Anton Florian erlebte den Ausgang dieser traurigen Wirren
nicht, er starb am 11. Jänner 1721. Von seiner Gemahlin Eleo-
nora Barbara, Gräfin von Thun, die ihn überlebte, hinterließ er
4 Töchter und einen Sohn, Joseph Johann Adam, der nun die
Regierung antrat. Er war wirklicher Geheimer Rath Karl's Vl,
erhielt das goldene Vließ und wurde Grand von Spanien erster
Klaffe. Da sein Vater Siz und Stimme auf Reichstagen nur für
seine Person erlangt hatte, wandte er sich an den Kaiser wegen
Fortführung der Liechtensteinschen Stimme, der ein Kommissionö-
dekret in dem gewünschten Sinne an das churfürstliche Kollegium
gelangen ließ. Dasselbe gab seine Zustimmung und gestattete dem
Sohne des Fürsten Anton Florian, dessen männlichen Erben und
Nachkommen das Recht, „Siz und Stimme nunmehr künftig be
ständig fortzuführen zu des fürstlichen Hauses mehrerem Splendor"
und wünschte ihm wegen dieses erlangten Kleinods Glück (21. Juni
1722). Darauf ward Johann Adam in den Reichstag eingeführt
und nahm Plaz auf der weltlichen Fürstenbank. Im schwäbischen
Kreiskollegium aber entstand ein Streit, da der Fürst von Liechten
stein sein Kapital von 250,000 fl. zurückforderte und den Kreis
wegen des Kontingents und anderer Lasten auf Vaduz und Schellen
berg, d. i. auf das neue Fürstenthum, verwies. Der Streit ward
durch einen Vergleich beendigt.