Volltext: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein

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Die von Frankreich geworbenen Schweizer führte ver Marschall von 
Coeuvres. Im April 1624 verließen die Oestreicher Bünden; sie ver 
brannten bei ihren: Abzüge das Schloß zu Maienfeld. So lange sie im 
Lande waren, suchten sie die katholische Religion mit Gewalt wieder 
einzuführen; wer sie nicht annahm, mußte seine Güter verkaufen und 
auswandern. Prättigau und Münsterthal kehrten nun in ihre alten 
Verhältnisse zurück; im folgenden Jahr wurde auch das Veltlin bis auf 
das Schloß zu Kläven wieder erobert. Ueber dieses Land verglichen 
sich Spanien und Frankreich dahin: Veltlin soll ein eigener Staat 
sein unter der Schuzherrlichkeit der drei Bünde; diesen soll es jähr 
lich 25,000 Kronen und dem Bischof von Chur 1000 Reichspfunde 
bezahlen (Vertrag von Monzone 1626). Die Steig wurde be 
festigt; die Kapuziner entließ man, ohne sie durch Wort oder That 
zu kränken. Der Lindauer Vertrag wurde für aufgehoben erklärt, 
jedoch dem Hause Oestreich seine Rechte vorbehalten, die Geistlichkeit 
und der katholische Glaube in Schuz genommen. 
Auf der Steig lag bündnerisches Kriegsvolk unter dem Marschall 
Harcourt. Etliche Soldaten kamen von der Steig herab in's 
Wirthshaus nach Balzers und tranken da. Der östreichische Vogt 
von Gutenberg mahnte sie zur Rückkehr; sie aber blieben. Da ließ 
er aus zwei Stücklein Feuer geben, schoß jedoch absichtlich zu hoch; 
worauf die bündnerischen Soldaten zurückgingen. Der Vogt auf 
Gutenberg beschwerte sich wegen dieses Vorfalls bei den Hauptleuten 
auf der Steig. Auch die Regierung in Jnnspruck erhielt Kenntniß 
davon und schrieb deßhalb an den Grafen Kaspar zu Vaduz. „Der 
Marschall Harcourt, meldete sie, behaupte, Balzers und das Land 
weiter abwärts gehöre den Engadinern." (Schreiben vom 24. Jän 
ner 1624). Graf Kaspar antwortete der Regierung zu Jnnspruck: 
„Balzers liege nicht in Bünden, aber hart an der Grenze. Er 
habe sich an den Marschall gewendet und die Antwort bekommen: 
seine Mannschaft habe die Bündner-Grenzen nicht überschritten; 
wenn gleichwol einige Soldaten nach Balzers gegangen seien, so 
sei es ohne der Hauptleute Wissen geschehen, sie hätten auch Niemanden 
Leides zugefügt. Sie könnten sich vielmehr über den Vogt von 
Gutenberg beklagen, daß er geschossen habe." So blieb diese Sache 
auf sich beruhen. 
Der Mantuanische Erbfolgestrcit brachte wieder Truppen in 
unsere Landschaften. Der lezte Herzog von Mantua, aus dem 
Hause Gonzaga war 1627 gestorben; Karl, Herzog von Revers, 
war sein nächster Erbe, aber auch Ferdinand, Herzog von Guastalla 
machte Ansprüche: diesen unterstüzten Spanien, Oestreich und der 
Papst, weil sie keinen Franzosen in Italien dulden wollten. Karl 
von Revers nahm jedoch Besiz vom Herzogthum. Da drang ein 
kaiserliches Heer vom Bodensee herauf; vermöge des Lindaucr- 
Vertrags behauptete Oestreich den Durchpaß durch Bünden; am 
27. Mai 1629 zog Graf Alwig von Sulz mit 18,000 Mann durch
	        

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