Volltext: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein

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Frevler und Verrathen zu strafen. In Mailand werde Kriegsvolk 
geworben und in den an die Bünde grenzenden Landschaften würden 
Wachten ausgestellt und mehrten sich die Zusätze." 
Unter solchen Befürchtungen verging das Jahr 1619. Die Veste 
zu Gutenberg wurde mit Mannschaft besezt; auch auf dem Schlosse 
zu Vaduz hielt Graf Kaspar eine starke Besatzung und überall in 
den Landschaften zu Vaduz und am Schellenberg war Wachsamkeit 
empfohlen. 
Die Veltliner klagten gegen Bünden: „Sie seien unterdrückt an 
der Seele, an der Ehre und an Leib und Gut. Der katholischen 
Kirche werde das Einkommen entzogen und Prädikanten gegeben; es 
würden ihnen Amtleute gegeben, die dazu nicht taugen und blos 
darnach trachten, ihre Säckel zu spicken. Um Geld sei das Recht 
feil und dazu kämen noch die greulichen Thaten der Strafgerichte. 
Die Traktate zwischen Veltlin und Bünden seien verlezt, dem Bischof 
die Rechte, die er in Veltlin habe, entrissen und er selber vertrieben." 
Sie trachteten daher das Joch der Bündner abzuwerfen. Eine im 
Finstern angezettelte Verschwörung kam zum Ausbruche. Jakob 
Robustelli, der vertrieben worden, fiel in's Land. Die Sturm 
glocken ertönten; die Reformirten wurden ermordet, ganz Veltlin 
fiel ab, nur Kläven hielt sich (19. Juli 1620). Der spanische 
Statthalter in Mailand schickte den Abgefallenen Geld, Kriegsvolk 
und Geschüz. Mit Bestürzung und Unwillen vernahm man das 
Geschehene in den drei Bünden: man mahnte Frankreich, Venedig, 
die Eidgenossenschaft um Hülfe. Der obere Bund wollte nicht gegen 
Katholiken ziehen; aus dem Gotteshaus- und Zehngerichtenbund 
zogen bei 2000 Mann in's Veltlin, sie vermochten nichts gegen die 
empörten Veltliner und Spanier. Zu der gleichen Zeit fielen 
Oberst Baldiron und Rudolph von Planta mit etlichen tausend 
Mann in's Münsterthal und nahmen es: es mußte dem Erzherzog 
Leopold, der in Tirol regierte, huldigen. Auch wurden unter dem 
Hauptmann Müller 60 Mann in's Montafun geschickt um Prättigau 
zu bedrohen und die Prättigäuer zum Schuz ihres Thales daheim 
zu halten. Zweitausend Berner und tausend Zürcher kamen den 
Bündnern zu Hülfe. Als sie Morgens am 9. August 1620 auf 
dem linken Rheinufer bei Vaduz und Gutenberg vorbeizogen, wünschte 
man ihnen aus diesen Schlössern „mit Trompeten und Losbrennen 
etlicher Stück einen guten Morgen." Aber auch dieser Zuzug richtete 
in Veltlin nichts aus und es blieb in der Gewalt der Spanier. 
Der obere Bund dachte ernstlich daran, von den beiden andern 
Bünden sich zu trennen, wandte sich an die fünf katholischen Orte 
und erhielt 1500 Mann Hülfstruppen. Mit Spanien schloß er ein 
Bündniß, des Inhalts: Veltlin soll an die Bünde zurückgegeben 
werden, doch die katholische Religion in demselben die allein herr 
schende sein. Den beiden andern Bünden bleibt der Beitritt offen. 
Diese aber, durch den französischen Gesandten Gueffier bestärkt,
	        

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