Volltext: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein

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forderten sie meist einen höhern Betrag, und verwendeten den 
Ueberschuß zu ihren Bedürfnissen. So betrug die freie Hülfe im 
Jahr 1584 für die Landschaften Vaduz und Schellenberg 648 fl. 
und wurde 6 Jahre später auf das Doppelte gesteigert. Jezt sollte 
sie eine bleibende Last werden. Lange konnten sich die Landleute 
von der Rechtmäßigkeit solcher Forderungen an sie nicht überzeugen, 
da ihre Leistungen gegenüber der Herrschaft vertragsmäßig geregelt 
waren und diese, sie wider das Herkommen nicht zu beschweren, 
sich verbindlich gemacht hatte. Doch gaben sie am Ende nach, ver 
sprachen, den Schniz als eine Gült anzuerkennen und in zwei 
Jahresterminen zu erlegen, wenn man ihnen Siegel und Brief 
ausstelle, daß die Herrschaft allein alle Reichs- und Kreislasten, 
weß Namens sie seien, übernehme und sie auf ewige Zeiten davon 
befreie. Dies bewilligte Graf Kaspar; es wurden demzufolge zwei 
Pergament-Urkunden ausgestellt, für Vaduz die eine, für Schellen 
berg die andere. Die Landschaft Vaduz versprach jährlich 860 fl., 
die Landschaft Schellenberg 416 fl., die eine Hälfte auf Georgi, 
die andere auf Martini zu erlegen, mit dem Vorbehalt jedoch, daß 
die Art, wie sie diesen Schniz unter sich nach dem Vermögen an 
legen wollen, lediglich den beiden Landschaften, ohne Einmischung 
der herrschaftlichen Beamten, überlassen bleibe. Dagegen gab ihnen 
Graf Kaspar für sich und für alle seine Erben und Nachkommen 
die feierliche Zusicherung: „von beiden Landschaften nie ein Mehreres 
zu fordern und sie bei gedachtem Schniz verbleiben zu lassen, ihn 
nicht zu erhöhen und zu steigern, ob in dem Reiche viel oder wenig 
angelegt werde, sie auch von allen Reichs- und Kreisanlagen, 
Unterhaltung des Kammergerichts und des schwäbischen Grafen- 
kollegiuins zu entheben, zu vertreten und in alle Wege schadlos zu 
halten." Die Urkunde wurde den 22. April 1614 ausgefertigt, 
vom Grafen Kaspar von Hohenems einerseits, vom Landammann 
Thomas Lampart für die Landschaft Vaduz und von Landammann 
Leonhard Brendli für die Landschaft Schellenberg andrerseits und 
von Kaspar von Ramschwag, dem östreichischen Vogte auf Guten 
berg, als erbetenem Zeugen, besiegelt und jeder Landschaft ein 
Eremplar übergeben. So endete der Streit; aber er wachte später 
wieder auf, nicht durch die Schuld der Landschaft, sondern der 
Nachkommen des Grafen Kaspar, welche nicht Siegel und Brief, 
überhaupt kein Recht anerkennen wollten, das ihre Willkür beschränkte. 
Es ist früher von den Unruhen in Bünden erzählt worden; 
wir müssen derselben wieder erwähnen, denn sie brachten auch große 
Leiden und Drangsale über die Landschaften Vaduz und Schellen 
berg. Seit langem stunden die drei Bünde im Bündniß mit 
Frankreich, sie verhießen dem französischen König Durchzug durch 
ihr Gebiet, falls er Mailand bekriegen wollte. Spanien, damals 
im Besiz von Mailand, sah mit Besorgniß die Hinneigung Bündens 
zu Frankreich, baute an der Grenze des Veltlins die Veste Fuentes
	        

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